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Foda: "Nicht kleiner machen, als wir sind"

Der ÖFB-Teamchef über EM-Quali-Ziele, seine Sorgenkinder und Ashley Barnes:

Foda: Foto: © GEPA

Es wird ernst. 

Mit dem Heimspiel gegen Polen am Donnerstag (20:45 Uhr im LIVE-Ticker) und dem Auswärtsmatch am Sonntag gegen Israel beginnt für das ÖFB-Nationalteam und Teamchef Franco Foda die EM-Qualifikation, in der man in Gruppe G unter den Top zwei landen muss, um bei der EURO 2020 dabei zu sein.

Im Interview mit der APA spricht Foda unter anderem über Österreichs Quali-Ziele, seine aktuellen Sorgenkinder, das Wiedersehen mit Andreas Herzog und die geplatzte Einbürgerung von Ashley Barnes.

Frage: Seit dem letzten Nationalteam-Lehrgang sind vier Monate vergangen. Besteht die Gefahr, dass seither bei den Spielern Ihre Ideen in Vergessenheit geraten sind?

Foda: Wenn man so lange nicht beisammen war, muss man wieder ein paar Dinge ansprechen, aber die Zeit ist kurz. Weil viele noch am Sonntag im Einsatz sind, haben wir eigentlich nur am Dienstag ein normales Training und am Mittwoch schon das Abschlusstraining. Daher werden wir den Spielern viel über Videos vermitteln. Ich habe keine großen Änderungen im Kader vorgenommen, weil ich der Meinung bin, dass wir aufgrund der kurzen Vorbereitungszeit Spieler brauchen, die unsere Ideen kennen. Doch prinzipiell wissen alle genau, was unsere Vorstellungen sind, und die Spieler sind alle intelligent und gut ausgebildet.

Frage: Wie haben Sie die lange Zeit ohne Länderspiele verbracht?

Foda: Im Dezember war ich bei vielen Werbeterminen und Events. Im Jänner haben wir uns auf Beobachtungen und die Kommunikation mit den Spielern konzentriert, waren bei den Trainingslagern der österreichischen Klubs in der Türkei und haben dann Woche für Woche viele Spiele in Österreich, Deutschland und England beobachtet.

Frage: Im Zuge Ihrer Reisen gab es auch ein Treffen mit Ashley Barnes. Wie sehr schmerzt es Sie, dass seine Einbürgerung nicht geklappt hat?

Foda: Letztlich tut es mir für ihn leid, weil er mit dem ganzen Herzen für das österreichische Nationalteam spielen wollte. Er hätte etwas Neues in unser Spiel bringen können. Doch ich beschäftige mich weniger mit Spielern, die mir nicht zur Verfügung stehen. Wir haben Burgstaller, Gregoritsch, Arnautovic und Wolf, die alle ganz vorne spielen können. Ich bin überzeugt von ihnen.

Frage: Die Torquote von Burgstaller und Gregoritsch in der deutschen Bundesliga ist allerdings nicht so hoch, wie man sich das als Teamchef wünschen würde.

Foda: Gregoritsch spielt jetzt bei Augsburg im Mittelfeld auf der Achter-Position, da ist es schwieriger, Tore zu erzielen. Burgstaller war verletzt und kommt jetzt wieder - das ist die Situation, mit der ich mich auseinandersetzen muss.

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Frage: Auseinandersetzen müssen Sie sich auch damit, dass viele Schlüsselspieler zuletzt immer wieder mit Blessuren zu kämpfen hatten. Wie unangenehm ist das gerade vor zwei so wichtigen Partien?

Foda: Es bringt nichts, zu lamentieren. Als Trainer musst du Lösungen finden. Klar wäre es mir lieber, wenn alle regelmäßig bei ihren Klubs spielen und nie verletzt sind, aber das kann man als Teamchef nicht beeinflussen.

Frage: Wenig zufriedenstellend lief es zuletzt auch für Marko Arnautovic, mit dem Sie sich vor kurzem in England getroffen haben. Welchen Eindruck hat er auf Sie gemacht?

Foda: Es geht ihm gut, aber er war verletzt, dann gab es die Geschichte mit China und der Trainer setzte dann auf andere Spieler. Da muss er durch. Er hat auf jeden Fall meine hundertprozentige Unterstützung und ist ein wichtiger Bestandteil des Teams. An dieser Sichtweise hätte sich auch nichts geändert, wenn er nach China gegangen wäre.

Frage: Spieler vom internationalen Stellenwert eines Arnautovic gibt es bei den Polen einige - ist Österreich daher am Donnerstag Außenseiter?

Foda: Die Polen sind Favorit, doch der Favorit muss nicht immer gewinnen. Wir müssen uns nicht kleiner machen, als wir sind. Gerade in Heimspielen haben wir gezeigt, dass wir sehr gut sein können, wenn jeder bereit ist, Opfer zu bringen. Wir kennen die Stärken der Polen. Es ist wichtig, ihre Angriffswucht in den Griff zu bekommen. Wir müssen aber auch von unseren eigenen Qualitäten überzeugt sein, mutig sein und selbst Akzente setzen."

Frage: Wie sehen Sie die Rollenverteilung vor dem Auswärtsmatch am Sonntag gegen Israel?

Foda: Israel hat daheim beide Nations-League-Partien gewonnen und in der Offensive viel Qualität. Doch letztlich ist es egal, wer Favorit ist - wie Otto Rehhagel immer gesagt hat: Die Wahrheit liegt auf dem Platz.

Frage: Wie blicken Sie dem Duell mit Andreas Herzog entgegen? Er war sehr enttäuscht, als Sie ihm im Herbst 2017 als österreichischer Teamchef vorgezogen wurden.

Foda: Ich habe mit ihm keine Probleme - ganz im Gegenteil, wir verstehen uns gut. Dass er damals auch ein Kandidat war und dann ein paar Dinge gesagt hat, muss man nicht auf die Goldwaage legen. Für ihn und sein Team ist das Spiel natürlich etwas Besonderes, so wie es für mich beim Deutschland-Match war. Doch für mich ist das Spiel am Sonntag ein ganz normales Quali-Match wie jedes andere auch.

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Frage: Was haben Sie sich für die EM-Qualifikation vorgenommen?

Foda: Ich wäre nicht der richtige Trainer, wenn ich nicht sagen würde, wir wollen Erster oder Zweiter werden. Die Gruppe ist schwierig und ausgeglichen, doch wenn man sich keine Ziele steckt, wird man sie auch nicht erreichen können. Man muss aber auch wissen, wir haben zehn Spiele. Nach den ersten beiden ist nichts entschieden, egal wie viele Punkte wir holen.

Frage: Zum Auftakt geht es daheim gegen die laut Papierform stärkste Mannschaft der Gruppe und auswärts gegen einen gefährlichen Außenseiter - eine brenzlige Konstellation?

Foda: Wir wollen immer das Optimum herausholen. Mit Szenarien, was passieren könnte, beschäftige ich mich im Vorfeld nicht. Wir müssen jede Aufgabe einzeln sehen. Die Platzierung wird erst relativ am Ende entscheidend sein. Wir müssen in zehn Spielen so viele Punkte holen, dass wir Erster oder Zweiter sind. Es hilft nichts, wenn wir nach zwei Spielen Erster sind und nach zehn Spielen Fünfter.

Frage: Wie beruhigend ist es, dass man bei einem Scheitern in der EM-Qualifikation mit großer Wahrscheinlichkeit noch das Nations-League-Playoff in der Hinterhand hätte?

Foda: Auch damit habe ich mich nicht beschäftigt. Es ist vielleicht schön, wenn man so etwas hat, aber daran denke nicht. Unser klares Ziel ist es, in der Quali Erster oder Zweiter zu werden.

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