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Die große ÖFB-Transformation

Rund 500 Tage nach der EURO 2016 hat das ÖFB-Team ein ganz anderes Gesicht.

Die große ÖFB-Transformation Foto: © GEPA

Etwas mehr als 500 Tage sind vergangen, seit das ÖFB-Team im Juni 2016 in die Europameisterschaft in Frankreich gestartet ist. Die Transformation, die Österreichs Nationalteam seither durchgemacht hat, ist erstaunlich - und war in diesem Ausmaß damals nicht absehbar.

Am Montag trifft sich der aktuelle Kader in Spanien. Die Trainings dort leitet nicht mehr Marcel Koller mit seinem Betreuerstab, sondern Franco Foda, der neue Teamchef. Die Spieler, die ihm zur Verfügung stehen, haben die EURO 2016 größtenteils vor dem Fernseher erlebt. Viel ist vom EM-Kader nämlich nicht mehr übrig.

Die Aufstellung vom Ungarn-Spiel:

Die Gründe, warum diverse Spieler nicht mehr mit von der Partie sind, sind freilich vielfältig. Der eine oder andere wurde schlichtweg aussortiert und durch jüngere Kräfte ersetzt. Nicht weniger als sechs Spieler, die jahrelang fixe Bestandteile des ÖFB-Teams waren, haben ihre Nationalmannschafts-Karrieren beendet - zum Teil durchaus überraschend.

Zudem stehen einige Spieler verletzungsbedingt nicht zur Verfügung. Einige von ihnen wären unter normalen Umständen für Foda ebenso unverzichtbar wie sie das für Koller waren.

Neu dazugekommen bzw. zurückgekommen sind nicht nur ganz junge Kräfte. Spieler wie Guido Burgstaller, Deni Alar und Stefan Hierländer sind nicht mehr zu den jungen Wilden zu zählen.

Ein Überblick:

Sie sind zurückgetreten

Sie sind zurückgetreten
Foto: © GEPA

Ramazan Özcan, Christian Fuchs, György Garics, Markus Suttner, Martin Harnik, Zlatko Junuzovic

Mit Martin Harnik hat der sechste Spieler aus dem EURO-Kader 2016 am Sonntag seinen Rücktritt bekanntgegeben. Während Christian Fuchs relativ bald nach der Endrunde seinen ÖFB-Hut nahm, entschieden sich nach und nach weitere Spieler, dem früheren Kapitän zu folgen. Bei György Garics (33) war es auch ob des Alters logisch, Markus Suttner war ob seiner Nebenrolle nach dem Fuchs-Rücktritt enttäuscht und Ramazan Özcan machte bei seinen wenigen ÖFB-Auftritten selten eine glückliche Figur. Nach der verpassten WM-Quali sagten nun auch Zlatko Junuzovic und Harnik Adieu. Beide sind mittlerweile 30 Jahre alt und waren Teil des U20-Wunderteams von 2007. Nach einem Jahrzehnt im Team nannten beide nun Gesundheit und Zeit mit der Familie als Gründe für ihren Rückzug. Das Trio Fuchs, Junuzovic und Harnik hatte eine Stammplatz-Garantie in der EM-Quali für 2016. Junuzovic tat sich bei der EM gleich gegen Ungarn weh, Harnik fehlte wie der Mehrheit die Form in Frankreich.

Sie sind am Abstellgleis

Sie sind am Abstellgleis
Foto: © GEPA

Jakob Jantscher, Lukas Hinterseer, Marc Janko, Rubin Okotie

Ja, auch diese Herren waren bei der EURO dabei oder zumindest im Kader. Von diesem Quartett sticht natürlich Marc Janko heraus. Der 34-Jährige wurde von Franco Foda für den Lehrgang in Marbella nicht berücksichtigt, aber seine ÖFB-Karriere ist damit auch noch nicht beendet. "Er ist nach wie vor Teil des Nationalteams", hieß es in der Aussendung. Ein klarer Schnitt hätte wohl beiden Seiten besser getan, denn nächsten Herbst, wenn es ernst wird, ist Janko bereits 35 Jahre alt, während der EURO 2020 wird Janko 37 alt. Lukas Hinterseer (26) hat zukunftsträchtigere Chancen, aber ist in seiner Entwicklung stehen geblieben. Für Rubin Okotie (30) in China und Jakob Jantscher (28) in der türkischen zweiten Liga ist das ÖFB-Team aktuell meilenwert entfernt. Es ist nicht davon auszugehen, dass einer der vier Herren noch mal eine tragende Rolle im ÖFB-Team einnehmen wird.

Sie sind verletzt

Sie sind verletzt
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Robert Almer, Martin Hinteregger, Florian Klein, Sebastian Prödl, Stefan Ilsanker

Robert Almer war die unumstrittene Nummer 1 im ÖFB-Team, doch eine schwere Knieverletzung hat den 33-Jährigen völlig aus der Bahn geworfen, seit über einem Jahr konnte der Austrianer nicht mehr im Tor stehen. Ob der Routinier jemals wieder zu alter Stärke zurückfindet, ist aktuell völlig ungewiss. Weitaus weniger schlimm erwischt hat es Florian Klein. Der Rechtsverteidiger fällt mit einem Mittelfußbruch bis zum Frühjahr aus, war zuletzt aber schon nicht mehr Stammgast beim ÖFB-Team - er hat seit einem Jahr kein Länderspiel mehr bestritten, stand unter Koller zuletzt aber zumindest wieder im Kader. Fixe Bestandteile sind weiterhin Martin Hinteregger, Sebastian Prödl und Stefan Ilsanker - das Trio musste lediglich für das aktuelle Camp absagen, wird aber auch unter Foda mit von der Partie sein, sobald wieder fit.

Sie sind noch dabei

Sie sind noch dabei
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Heinz Lindner, Aleksandar Dragovic, Kevin Wimmer, David Alaba, Marko Arnautovic, Julian Baumgartlinger, Marcel Sabitzer, Alessandro Schöpf

Mehr als eine Handvoll extrem wichtiger Spieler ist mittlerweile im besten Alter oder teilweise sogar noch sehr jung, verfügt aber dennoch schon über eine Menge internationaler Erfahrung. David Alaba und Marko Arnautovic sind die absoluten Superstars des Teams - sie werden wohl noch jahrelang unumstrittene Stammspieler sein. Knapp dahinter reihen sich Aleksandar Dragovic und Julian Baumgartlinger, der nach der EURO 2016 zum Kapitän aufgestiegen ist, ein. Heinz Lindner wurde zuletzt in verletzungsbedingter Abwesenheit von Almer zur Nummer 1 im Tor befördert. Marcel Sabitzer und Alessandro Schöpf sind trotz ihres jungen Alters gereift und dürfen inzwischen Stammplatz-Ansprüche stellen. Kevin Wimmer hat seine schwere Zeit bei Tottenham hinter sich, in der Innenverteidigung aber namhafte Konkurrenz.

Sie machen uns Hoffnung

Sie machen uns Hoffnung
Foto: © GEPA

Kevin Danso, Maximilian Wöber, Philipp Lienhart, Valentino Lazaro, Florian Grillitsch, Louis Schaub, Konrad Laimer, Hannes Wolf, Michael Gregoritsch, Dominik Wydra

Trotz all der Rücktritte muss niemand Trübsal blasen. Denn es drängen zahlreiche hochtalentierte Youngster nach, die im ÖFB-Team teilweise schon erste Duftmarken setzen konnten. In der Defensive gibt es mit Kevin Danso (Augsburg), Maximilian Wöber (Ajax) und Philipp Lienhart (Freiburg) drei Spieler, die auf Klubebene auf höchstem Niveau spielen. Der ehemalige U21-Kapitän Dominik Wydra (Aue) darf zum zweiten Mal mit ins ÖFB-Camp, er wurde anstelle von Prödl nachnominiert. Ebenso noch auf ihr Debüt warten Konrad Laimer und Hannes Wolf, die bereits im A-Team-Kader gestanden sind. Schon etwas mehr Erfahrung im ÖFB-Team haben Louis Schaub, Florian Grillitsch und Michael Gregoritsch, die aktuell in der deutschen Bundesliga mit starken Leistungen aufzeigen. Ganz zu schweigen von Valentino Lazaro, der fast den Sprung in den EURO-Kader geschafft hätte. Abgesehen von Laimer, Lienhart, Wolf und Wöber, die die U21 in wichtigen Quali-Spielen unterstützen, sind alle im ersten Lehrgang unter Foda mit von der Partie. Ein Blick in die aktuellen Nachwuchs-Auswahlen des ÖFB offenbart, dass schon weitere Talente soweit sind, um Druck auf die aktuellen Teamspieler auszuüben, beispielsweise Marco Friedl und Xaver Schlager.


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