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Andreas Ulmer bleibt kaum Zeit zum Genießen

Dauerbrenner tritt in Alabas Fußstapfen und hat aus Düdelingen gelernt.

Andreas Ulmer bleibt kaum Zeit zum Genießen Foto: © GEPA

Andreas Ulmer hat seit über eine Woche kein Fußballspiel bestritten.

So weit, so normal für manche Fußballer. Beim Dauerbrenner des FC Red Bull Salzburg fällt es indessen durchaus unter die Kategorie erwähnenswert.

Meisterschaft, Europa League, ÖFB-Cup, Nationalteam - es sind sehr intensive, aber freilich auch aufregende Wochen, die Ulmer gerade durchlebt.

"Es sind sehr viele coole Spiele dabei, wir sind im Moment auch sehr erfolgreich. Das möchte man weiterhin gerne so oft wie möglich haben. Es ist auf jeden Fall auch ein Zeitpunkt zum Genießen", erklärt der 32-Jährige.

Wobei bezüglich Genuss eigentlich eher der Konjuntiv angebracht wäre. Denn Ulmer gibt zu, dass angesichts seines aktuellen Drei-Tage-Rhythmus das Genießen ein wenig zu kurz kommt:

"Ich muss wirklich sagen, dass dies schwer fällt. Du kannst vielleicht wirklich erst am Ende der Saison, wenn du ein paar Tage Zeit hast, rückblickend schauen: 'Okay, wow, das war ein richtig cooles Jahr.' Im Moment geht es einfach darum, die Spiele sehr gut zu bestreiten. Aber wie bei uns im Klub der Trainer immer sagt: Wir haben noch keine Titel gewonnen. Deswegen schauen wir von Spiel zu Spiel und wollen am Schluss unsere Titel verteidigt haben."

Ulmers Marathon-Saison

Da der Oberösterreicher gegen Slowenien nicht zum Einsatz kam, war ihm eine ungewohnt lange Pause vergönnt.

Für Salzburg bestritt er in dieser Spielzeit bereits 40 Pflichtspiele, darunter alle 16 Europacup-Spiele (10 Europa League, 4 CL-Quali, 2 EL-Quali) über 90 Minuten. In der Bundesliga fehlte er seit Mitte September nur ein Mal, er verpasste den Frühjahrs-Auftakt wegen einer Grippe. Lediglich im Cup-Viertelfinale gegen Austria Klagenfurt wurde er zuletzt geschont.

Wäre Ulmer am Freitag im ÖFB-Team von Beginn an zum Einsatz gekommen, wäre er daher genau wie David Alaba und sein Vereins-Kollege Stefan Lainer zwecks Schonung vorzeitig nach Hause geschickt worden.

"Es ist auf jeden Fall eine intensive Zeit, auf die wir uns in der Vorbereitung natürlich gut vorbereiten. Ich finde es aber gut, dass individuell auf die Spieler geschaut wird und ihnen auch Regenerations-Phasen gegönnt werden, damit sie wieder dementsprechend Leistung bringen können", versteht der Linksverteidiger diese Maßnahme.

Zudem fühlt er sich die Belastung betreffend gut betreut: "Es wird alles genau überwacht. Die medizinische Abteilung, die Abteilung Athletik und die Physiotherapeuten haben ein großes Auge darauf. Natürlich fließt auch das Gefühl des Spielers selbst ein, wie er drauf ist."

In Alabas Fußstapfen

Ein gutes Gefühl darf Ulmer geben, dass er im ÖFB-Team derzeit eine so große Wertschätzung wie noch nie erfährt. Er selbst betrachtet es als Belohnung, dass er dabei sein darf und seine Leistungen bei Salzburg somit honoriert werden.

Dass er jahrelang links liegen gelassen wurde, sei die Entscheidung der jeweiligen Teamchefs gewesen: "Da kann ich wenig beeinflussen. Ich habe immer gesagt, dass ich beim Klub meine Leistung bringen muss, damit ich in Frage komme."

Unter Marcel Koller hatten lange Zeit Christian Fuchs und Markus Suttner auf seiner Position die Nase vorne. Als Ulmer während der WM-Qualifikation ein Thema werden hätte können, war das Verhältnis schon recht zerrüttet - Stichwort Hochzeit.

Alles Vergangenheit. In der Gegenwart ist der Konkurrenzkampf jedoch nicht leichter, da mit David Alaba nun das vielleicht größte ÖFB-Kaliber auch auf links in Frage kommt und somit zu einem teaminternen Rivalen um Einsatzzeit wird.

In Luxemburg wird Ulmer den Bayern-Star ersetzen. Dass er so gesehen in große Fußstapfen tritt, lässt ihn eher kalt: "Ich möchte einfach mein Spiel machen, so wie ich beim Klub auf dieser Position meine Leistung bringe. Genau das möchte ich auch im Nationalteam umsetzen."

Der Lerneffekt aus Düdelingen

Mit Salzburg trifft der Routinier oft auf Gegner, die hinten dicht machen - so wie es wohl auch Luxemburg am Dienstag versuchen wird. "Wir wollen gleich von Beginn an unser Spiel durchziehen, am Platz präsent sein, Druck ausüben. Wir haben die Qualität, dass wir es gegen so eine Mannschaft auch spielerisch lösen können", nennt Ulmer die angedachten Gegenmittel.

Generell sei das Team aus dem Großherzogtum eine Mannschaft, die man auf keinen Fall unterschätzen dürfe. Dies würden die jüngsten Ergebnisse belegen.

Und außerdem war da ja noch was...

Bezüglich Erinnerungen an Spiele gegen Mannschaften aus Luxemburg stöhnt Ulmer: "Die gibt es, die möchte ich mit dem Nationalteam aber nicht wiederholen."

Gemeint ist natürlich das leidige Aus in der Champions-League-Qualifikation im Sommer 2012 gegen Düdelingen. Nach einer 0:1-Auswärtspleite schieden die "Bullen" zu Hause nach einem 4:3-Sieg aus.

Eine offene Rechnung habe Ulmer deswegen nicht zu begleichen, dafür sei es zu lange her. Aber der Lerneffekt ist durchaus etwas wert: "Für mich persönlich ist es so, dass man aus solchen Begegnungen sicher lernt. Man sagt zwar immer, man unterschätzt keinen, aber man muss sich vom Mentalen her dann auch wirklich fokussieren."

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