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Sabitzer: "Irgendwann muss meine Zeit kommen"

Vier Jahre hat Marcel Sabitzer Geduld bewiesen. Nun will er nächsten Nationalteam-Schritt machen:

Sabitzer:

Seit viereinhalb Jahren ist Marcel Sabitzer Teil des Nationalteams, 22 Länderspiele (3 Tore) hat er in diesem Zeitraum angesammelt. Als Stammkraft konnte er sich bislang jedoch nicht etablieren.

Der Ausfall von Martin Harnik für die WM-Qualifikations-Spiele gegen Wales und in Serbien könnte für den Leipzig-Legionär die Chance bedeuten, in der Hackordnung weiter nach oben zu klettern.

"Ich habe bis jetzt immer Geduld bewiesen, aber irgendwann muss meine Zeit auch kommen", erklärt der Steirer.

"Habe im Nationalteam nicht an meine Leistungen anknüpfen können"

Sabitzer ist bewusst, dass man sich am leichtesten mit Leistung unverzichtbar macht. Auf Vereinsebene legte er von der Admira über Rapid zu Salzburg und Leipzig einen konstanten Aufstieg hin, der ihn zu einem derzeit fixen Startelf-Mitglied in der deutschen Bundesliga gemacht hat.

"Natürlich war es sehr positiv. In der Nationalmannschaft habe ich jedoch oft nicht so wie im Verein an meine Leistung anknüpfen können. Ganz klar, da weht ein anderer Wind. Deswegen probiere ich von Tag zu Tag besser zu werden und meine Chance zu nutzen, wenn ich sie bekomme", betont die Offensivkraft.

Im ÖFB-Team ist der 22-Jährige Harniks Backup am rechten Flügel. Auch beim WM-Quali-Auftakt in Georgien wurde er für den Hannover-Legionär eingewechselt.

"Vielleicht kommt jetzt meine Zeit"

"Ich komme nicht her, und sage, ich will eh nur auf der Bank sitzen. Es ist ja ganz logisch, dass man sich Gedanken macht, dass ich vielleicht von Beginn an dabei bin", spekuliert er mit Einsätzen bei diesem wichtigen Länderspiel-Doppel, "aber wir haben trotzdem noch andere Spieler hier, die das auch ausfüllen könnten. Wir werden sehen, wie der Teamchef entscheidet. Aber ich habe schon einige Male erwähnt: Wenn irgendwer ausfällt, bin ich da. Vielleicht kommt meine Zeit jetzt!"

Ob er sich vorgenommen habe, im Laufe dieser Qualifikations-Kampagne endgültig den Sprung zum ÖFB-Stammspieler zu schaffen? "Ich bin ehrgeizig. Daher ist es klar, dass ich mir schon Gedanken mache, dass ich hier viel spielen will. Aber wir haben eine hohe Qualität in der Mannschaft. Es gibt nicht nur elf Spieler, sondern 20, 23 oder 25, die spielen könnten."

Für den Deutschland-Legionär spricht, dass er derzeit fraglos zu jenen zählt, die auf Vereinsebene keine Sorgen haben. Mit Leipzig ist er nach sechs Runden ungeschlagen, persönlich stehen ein Tor und drei Assists zu Buche - zuletzt bereitete er beim 2:1 gegen Augsburg zwei Treffer vor.

"Ich bin ein Mentalitäts-Monster"

"Ich habe aufgrund der Leistungen unserer Mannschaft und auch von mir sehr viel Selbstvertrauen. Ich habe gerade richtig Bock zu kicken", stellt Sabitzer unmissverständlich klar und betont, dass er sich mittlerweile auch in Bezug auf Führungsqualitäten bereit für den nächsten Schritt sieht:

"Ich bin schon ein bisschen ein Mentalitäts-Monster, würde ich sagen. Ich bin zwar oft vielleicht auch zu emotional, aber ich will eben jedes Spiel gewinnen. Dashalb rede ich auf dem Platz schon sehr viel."

Dieser Reifeprozess sei in Leipzig zu beobachten: "Man geht seinen Weg als Mensch und auch als Spieler. Mittlerweile habe ich selbst den Anspruch, dass ich eine Führungsposition einnehmen möchte. Ich will meinen Mitspielern helfen. Ich bin ein sehr ehrgeiziger Mensch, der immer das Beste will. Ich fühle mich sehr wohl in dieser Rolle. Ich bin auch ein wichtiger Faktor in der Mannschaft, habe jedes Spiel von Anfang an gemacht. Deswegen ist das schon auch dem geschuldet, dass ich im Moment einfach ein hohes Selbstvertrauen habe."

Anfeindungen "beeinflussen uns nicht"

Mental wird den Leipzig-Kickern aufgrund der Anfeindungen in fremden Stadien auch einiges abverlangt. "Natürlich kriegen wir das mit, aber es beeinflusst uns einfach nicht", verdeutlicht Sabitzer und erinnert sich an die Bus-Blockade der Fans in Köln: "Dort sind wir 45 Minuten vor dem Anpfiff ins Stadion gekommen. Das ist keine einfache Situation. Das Spiel wurde zwar ein bisschen verschoben, aber man muss sich dann schon anders vorbereiten."

Aber als roten Faden, der sich durch die Saison zieht, möchte er diese Problematik nicht behandelt wissen: "Ich will das Thema nicht größer machen, als es ist. Es ist einfach so, das muss man akzeptieren. Auf dem Platz beeinflusst es uns ja nicht, von dem her nehmen wir das so hin."

Dafür herrscht in Leipzig eine große Euphorie, die vieles wieder wett macht. "Wir brauchen uns ja nur die Zuschauer-Zahlen anzuschauen", meint der Steirer, "irgendwelche negativen Stimmen hört man in Leipzig gar nicht. Es sind alle sehr dankbar, dass es dieses Projekt gibt. Die Fans wissen gut einzuschätzen, dass wir eine junge hungrige Truppe sind, die sich nicht auf irgendetwas ausruht."

Daran hat auch der österreichische Coach Ralph Hasenhüttl seinen Anteil, der von Sabitzer in den höchsten Tönen gelobt wird: "Er macht eine sehr gute Arbeit. Wir sind sehr froh, dass er unser Trainer ist, sind sehr zufrieden mit ihm. Wir alle haben enormes Selbstvertrauen. Durch den Sieg gegen Dortmund haben wir gleich gesehen, was möglich ist. Deshalb ziehen wir unser Ding durch, wollen jedes Spiel positiv betreiten."

Als Saison-Ziel nennt der frühere Salzburg- und Rapid-Spieler weiter einen einstelligen Tabellenplatz. Man dürfe nicht erwarten, an allen 34 Spieltagen ungeschlagen zu bleiben, irgendwann könne man auch wieder auf dem Boden der Realität landen.

"Ich bin sehr glücklich, in Leipzig zu sein"

Trotz der gestiegenen Qualität der Kontrahenten würde sich Leipzig im Oberhaus jedoch sogar leichter tun als in der Aufstiegs-Saison: "Wir bekommen jetzt mehr Räume als noch in der zweiten Liga. Das ist ein Unterschied. Wir sind eine spielstarke Mannschaft, die das dann auch ausspielen kann. Das hört sich zwar blöd an, aber in der zweiten Liga waren die Gegner schwerer zu bespielen."

In genau diese zweite Liga wollte Sabitzer vor gut einem Jahr nicht wechseln. Seine ablehnende Haltung zu einer Übersiedlung nach Leipzig ist noch in guter Erinnerung.

Letztlich hat sich dieser Transfer jedoch als goldrichtig herausgestellt: "Im Nachhinein gesehen natürlich schon. Ich habe das im Vorhinein so nicht erwartet. Am Anfang hatte ich schon viele Anpassungsschwierigkeiten. Aber die Mannschaft und der Verein haben mich immer unterstützt - genau wie die Fans, die immer hinter uns stehen und euphorisch sind. Das ist schon etwas sehr Besonderes. Ich bin sehr glücklich, in Leipzig zu sein."

Fehlt zum ganz großen Glück "nur" noch der Stammplatz in der ÖFB-Elf.

Peter Altmann



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