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"Wir sind besser als die letzten Ergebnisse"

Das Irland-Spiel sollte einige aktuelle ÖFB-Fragen beantworten.

Temporäres Tief oder hartnäckige Krise?

Fußball-Österreich darf nach den letzten Resultaten verunsichert bezüglich der Leistungsfährigkeit des Nationalteams sein. Gegen Irland wollen die ÖFB-Kicker zeigen, dass sie es immer noch drauf haben.

"Wir sind in den letzten beiden Spielen nicht für viel Arbeit und Aufwand belohnt worden. Wir wissen auch, dass wir besser sind als die Ergebnisse in den letzten zwölf Monaten", schwört Kapitän Julian Baumgartlinger.

"Wir werden gegen Irland trotzdem wieder unser Gesicht zeigen, wieder unsere Art Fußball spielen. Die können wir nicht ablegen, und die ist sehr initiativ", so der Leverkusen-Legionär weiter.

Im Heimspiel gegen den EURO-Achtelfinalisten geht es für die Elf von Teamchef Marcel Koller nach dem Fehlstart in die WM-Qualifikation bereits darum, nicht den Anschluss an die Spitze zu verlieren. Rund um diesen Showdown sollten folgende fünf Fragen beantwortet werden:

WIE SEHR HAT DAS SELBSTVERTRAUEN GELITTEN?

Irgendwann im Laufe dieses Länderspiel-Jahres ist dem Nationalteam der Faden gerissen. Dinge, die vor gut einem Jahr noch vermeintlich wie selbstverständlich von der Hand gingen, fallen derzeit schwer. Für Koller ist dies eine Folge der Ergebnisse im Jahr 2016. "Wir haben mehr Spiele verloren. In der EM-Qualifikation hatten wir einen super Lauf, dementsprechend gibt es viel Selbstvertrauen. Das ist uns ein bisschen abhanden gekommen", muss der Teamchef zugeben. Irland kann ein Schlüsselspiel auf dem Weg zur WM in Russland sein, entsprechend wäre es ratsam, das verloren gegangene Selbstvertrauen rechtzeitig wiederfinden und für einen versöhnlichen Jahresausklang zu sorgen. Für den Schweizer geht es in einer mental schwierigen Phase vor allem darum, sich auf die Basics zu konzentrieren: "Wenn du mehr Spiele verlierst, musst du schauen, dass du wieder die Dinge machst, welche die Grundbasis sind: Dass du viel in Bewegung bist, dass du viel arbeitest, dass du viel Defensivarbeit machst, aber natürlich auch nach vorne versuchst, Tore zu erzielen." Nach dem Serbien-Spiel forderte Koller, dass die ÖFB-Kicker wieder vermehrt die "Scheiß-Wege" zurücklegen müssen, sprich konsequenter nach hinten arbeiten. Das gilt es gegen Irland, wo man gegen einen kompakten Gegner wohl das Spiel machen muss, bei Gegenstößen des Gegners zu zeigen.

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HÄLT DIE DEFENSIVE DIESMAL STAND?

Ebenfalls wie ein roter Faden durch dieses Länderspiel-Jahr zog sich die Zahl der vermeidbaren Gegentreffer. Mitunter waren es Slapstick-Gegentore, zuletzt in Serbien agierte man offen wie ein Scheunentor. "Wir wurden in Serbien als Auswärtsmannschaft drei Mal ausgekontert. Das geht nicht!", moniert Marko Arnautovic. Egal, wie die Verlusttreffer zustande kamen, es waren viel zu viele. Das sieht auch Koller so. "Wir müssen den Fokus darauf legen, weniger Tore zu bekommen", fordert der Teamchef vor dem Irland-Match. Es ist keine neue Weisheit, dass man zumindest einen Punkt mitnimmt, wenn man kein Gegentor kassiert. In der viel zitierten erfolgreichen EM-Quali leistete man sich kaum defensive Konzentrationsfehler und kassierte in alle zehn Partien nur fünf Gegentore. Jetzt sind es schon nach drei absolvierten Spielen deren sechs. Das Ziel gegen Irland sollte ein Zu-Null sein, und diesbezüglich sind wohl gemerkt alle elf Akteure gefordert, nicht nur Tormann Ramazan Özcan plus Abwehr.

WIE ERSETZT KOLLER SEINEN ZEHNER JUNUZOVIC?

Bezüglich Aufstellung lässt sich der Teamchef wie gewohnt nicht in die Karten blicken. Diesmal darf man die Startelf mit Spannung erwarten. "Grundsätzlich stehe ich für Kontinuität und will jetzt nicht irgendwie alles auf den Kopf stellen, um nach außen etwas zu präsentieren. Es ist wichtig, dass man eine gewisse Ruhe hat und überzeugt ist, mit dieser Formation erfolgreich sein zu können, und die Spieler auch spüren, das passt", bleibt der Schweizer seiner Linie treu. Eine Aufstellungs-Revolution würde auch nur wenig Sinn machen, aber man darf gespannt sein, wie der 56-Jährige im Detail entscheidet - vor allem in der Offensive, in der mit Zlatko Junuzovic der gesetzte Zehner verletzungsbedingt fehlt. Alessandro Schöpf zählt zu den wenigen Gewinnern dieses ÖFB-Jahres, und es wäre durchaus spannend, den Schalke-Legionär auch in einem Pflichtspiel einmal in der Startelf beobachten zu können. Doch es gibt Alternativen.

Variante 1: Schöpf als Zehner, Sabitzer oder Harnik am rechten Flügel.

Variante 2: Sabitzer als Zehner, Harnik am rechten Flügel, Schöpf auf der Bank.

Variante 3: Alaba als Zehner, für ihn rückt Ilsanker ins defensive Zentrum. Diese Variante ist weniger in der öffentlichen Diskussion, man sollte jedoch zumindest nicht außer Acht lassen, dass es bei der EURO Kollers erster Reflex nach dem Fehlen von Junuzovic war, gegen Portugal und Island Alaba nach vorne zu ziehen und Ilsanker zu bringen. Eine Maßnahme, die angesichts der schlechten Form Alabas allerdings nicht den gewünschten Effekt brachte. Zudem sei daran erinnert, dass Alaba auch im Herbst 2013 beim 1:0 gegen die Iren auf der Zehn agierte und Baumgartlinger beziehungsweise Kavlak hinter ihm - der Bayern-Star schoss damals das Goldtor. Beim 2:2 in Dublin im selben Jahr erzielte Alaba in der Nachspielzeit den Ausgleich. Junuzovic verletzte sich in dieser Partie während der ersten Halbzeit. Für ihn kam Baumgartlinger ins Spiel und Alaba rückte auf die Zehn. Ausschließen sollte man diese Möglichkeit also nicht, schließlich könnte Ilsankers Robustheit gegen die zweikampfstarken Iren ebenfalls von Vorteil sein.

Der Vollständigkeit halber sei darauf hingewiesen, dass es natürlich auch noch andere Möglichkeiten in der Offensive gibt. Nur ein Beispiel: Bei beiden Duellen mit Irland im Jahr 2013 verzichtete Koller auf Marc Janko als Solo-Spitze und brachte ihn erst im Spielverlauf - in Dublin stürmte Philipp Hosiner von Beginn an, in Wien Andreas Weimann. Sollte der Eidgenosse wieder auf einen wendigen Spieler im Angriff setzen, etwa Sabitzer oder Harnik, hätte dies natürlich die entsprechenden Auswirkungen auf die Offensivreihe dahinter. Wie auch immer: Es wird spannend.

KANN DAS ÖFB-TEAM AUCH DIE IRISCHE ABWEHR KNACKEN?

Die ideale Besetzung in der Offensive mag vielleicht die spannendste Aufstellungsfrage sein, gleichzeitig gilt es jedoch festzuhalten: Das rot-weiß-rote Spiel nach vorne funktionierte zuletzt. Sowohl in Georgien als auch gegen Wales und in Serbien erzielte man jeweils zwei Tore, und von den Chancen her hätten es durchaus mehr sein können. Genauso wie mehr Konzentration auf Defensivarbeit fordert Koller daher, die Chancen konsequenter zu nutzen. Ergo lag auch der Fokus in der Vorbereitung nicht nur auf einer Verbesserung in der Rückwärtsbewegung. "Die Jungs wissen, dass beides notwendig ist, um erfolgreich Fußball zu spielen. Jeder muss bereit sein, die Defensivarbeit zu bewältigen, aber wir müssen auch nach vorne kommen. Wir können nicht die ganze Woche defensiv denken, wenn wir zu Hause spielen und gewinnen wollen", stellt der Teamchef klar. In ihren letzten beiden Spielen gegen Georgien und in Moldawien waren die Iren Favoriten, repräsentativ könnte daher ihre Herangehensweise beim 2:2 in Belgrad sein. Arnautovic: "Gegen Serbien waren sie extrem defensiv, und das wir wahrscheinlich auch hier der Fall sein." Gegen irische Verteidiger ist der Spaßfaktor bisweilen gering, weshalb Koller seine Schützlinge vehement darauf einschwört, sich zu wehren, egal ob er letztlich eher auf wendige Akteure setzt oder wie gewohnt den robusten Janko ganz vorne nominiert. "Ob der Stürmer klein oder groß ist, spielt keine Rolle - jeder muss bereit sein, dagegenzuhalten", so der ÖFB-Coach.

BLEIBT ÖSTERREICHS HEIM-NIMBUS AUFRECHT?

Abschluss-Pressekonferenzen des Kontrahenten sind auch deshalb so interessant, weil man einen Blick von außen auf das eigene Team bekommt. Dabei geht es weniger um die obligatorischen Höflichkeits-Floskeln des gegnerischen Teamchefs - auch Martin O'Neill äußerte sich nach seinem Donald-Trump-Gag ausschließlich positiv über das Leistungsvermögen des ÖFB-Teams. Aber alleine an den Fragestellungen der irischen Kollegen war zu spüren, wie groß der Respekt vor der Heimmacht Österreich ist. Denn eines darf man trotz der zuletzt schwächeren Phase nicht vergessen: Zu Hause im Happel-Stadion hat diese Mannschaft schon lange nicht mehr enttäuscht. Am Dienstag jährt sich das Debüt-Länderspiel von Koller zum fünften Mal. In seiner Amtszeit hat Österreich erst ein Pflichtspiel zu Hause verloren - und zwar gleich das allererste im September 2012 mit 1:2 gegen Deutschland. Danach gab es außer dem 1:1 in der EM-Quali gegen Schweden und dem 2:2 zuletzt gegen Wales ausschließlich Siege, genau gesagt deren acht - darunter auch jener gegen Irland. So wackelig die ÖFB-Elf bisweilen in Freundschaftsspielen vor eigenem Publikum auftritt, wenn es drauf ankommt, ist sie im Normalfall da. Das Publikum honoriert dies auch, das Happel-Stadion ist einmal mehr ausverkauft. "Wir wollen natürlich zur WM und wir wissen, dass wir dafür nicht nur tolle Spiele, sondern auch Punkte brauchen", weiß Martin Harnik - und das vor allem zu Hause, denn: "In einer Qualifikation sollte man möglichst viele Heimspiele gewinnen."

Peter Altmann



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