Der Fokus ist auf Wales gerichtet!
In etwas mehr als einer Woche heißt es für Österreichs Nationalteam im WM-Playoff-Duell in Cardiff: Alles oder nichts! Nur mit einem Sieg könnte die Auswahl von Teamchef Franco Foda ein Endspiel gegen den Sieger aus Schottland gegen die Ukraine erreichen, um sich über diesen Weg für die WM in Katar zu qualifizieren.
Dementsprechend gut überlegt muss der Teamchef seinen Kader zusammenstellen, möglicherweise "nicht die Besten sondern die Richtigen", wie es einst mit Josef Hickersberger einer seiner Vorgänger so schön auf den Punkt brachte.
Vor der Kader-Bekanntgabe für dieses richtungsweisende Spiel auf der "Insel" stellt sich wieder einmal die Torhüter-Frage, wo die Qual der Wahl herrscht. Auf der einen Seite hat sich in den vergangenen Jahren ein Stamm gebildet, dem Foda vertraut. Zum anderen drängen aktuell in Topform befindliche Keeper nach und spitzen auf ihre Chance.
Comeback oder sogar ein Debüt? LAOLA1 wirft einen Blick auf die aktuelle Form der in Frage kommenden ÖFB-Keeper:
DANIEL BACHMANN:
Die Nummer 1 der Sommer-EM hat einen schweren Stand! Bis November hielt Teamchef Franco Foda dem 27-Jährigen die Treue, obwohl die Spielpraxis damals schon rar gesät war. Im bedeutungslosen Schaulaufen gegen Moldawien zierte der Niederösterreicher bereits die Bank, bekam Heinz Lindner die Chance, sich zu beweisen.
Seitdem hat sich für Bachmann wenig zum Guten gewendet. Als Einser-Goalie in die Saison gestartet, musste er danach Routinier Ben Foster Platz machen. Von Ende November bis Mitte Jänner war der Ersatz wieder gefragt, zeigte gute Leistungen, absolvierte aber seit Anfang Februar wieder kein einziges Spiel - trotz Abschied von Trainer Claudio Ranieri. Denn Nachfolger Roy Hodgson hielt ebenfalls an Foster fest.
Der tiefe Abstiegssumpf, in dem die Hornets stecken, spielt Bachmann ebenfalls nicht in die Karten. Auf Rang 19 der Premier League mit drei Punkten Rückstand auf das rettende Ufer ist keine Zeit für Experimente. Vom Potenzial her hat Bachmann schon bewiesen, dass er ein Leader im ÖFB-Team sein kann. Wenn da nicht die fehlende Spielpraxis wäre...
Einsätze im Jahr 2022: 2x Premier League, 1x FA-Cup
Gegentore im Jahr 2022: 8 in 3 Spielen
HEINZ LINDNER:
Ist der 31-jährige Torhüter des FC Basel derzeit der konstanteste österreichische Keeper in einer Top-Liga?
Der Linzer zeichnet sich Woche für Woche mit guten Leistungen in der Schweizer Super League aus, der "Blick" meinte erst kürzlich im Hinblick auf den Titelkampf: "Für Basel spricht nur Lindner." Neben guten Reflexen auf der Linie leistet sich der Routinier wenige Fehler und hält seinen Vorderleuten den Rücken frei.
Lindner spielt, durchgehend. In dieser Saison hat er kein einziges Pflichtspiel versäumt, auch nicht in der Conference League. Nur im Cup bekommt die Nummer zwei eine Chance. 38 Mal stand der Ex-Austrianer seit Sommer bereits im Blickpunkt, zeichnete sich mit Hexereien aus und spielte sich schon im Herbst nach langer Abwesenheit wieder zurück in den ÖFB-Kader.
Für Österreich stand er schon 29 Mal zwischen den Pfosten und durfte auch beim bis dato letzten Auftritt gegen Moldawien ran, wo aufgrund von Ausfällen einiges probiert wurde. Zu Schulden ließ sich Lindner nichts kommen, weshalb der Oberösterreicher gute Chancen hat, auch in Wales das Vertrauen von Teamchef Franco Foda zu bekommen.
Einsätze im Jahr 2022: 8x Super League, 1x Conference League
Gegentore im Jahr 2022: 14 in 9 Spielen
ALEXANDER SCHLAGER:
Es ist noch nicht die Saison des LASK-Keepers!
Erst am vergangenen Donnerstag patzte der 26-jährige Salzburger beim frühen 0:1 im Auswärtsspiel im Conference-League-Achtelfinale bei Slavia Prag. Zu seiner Verteidigung muss jedoch angemerkt werden, dass der Keeper die Linzer danach bei der einen oder anderen Situation auch noch vor einer höheren Niederlage bewahrte.
Allerdings ist bekannt, dass Schlager mehr kann, das hat er in vergangenen Bundesliga-Saisonen bereits bewiesen, in denen er deutlich sicherer wirkte und auch einmal vermeintlich unhaltbare Bälle halten konnte - was einen Top-Torhüter schlussendlich auszeichnet.
Die Probleme des Teams von Andreas Wieland machen die Aufgabe für den Schlussmann aber nicht unbedingt einfacher. Trotzdem ist der Kapitän die uneingeschränkte Nummer 1 beim LASK, der nur in der Conference League daheim gegen Helsinki ein einziges Plichtspiel von der Bank verfolgte und sonst jede Partie bestritt.
Damit weist Schlager deutlich mehr Spielpraxis als sein Konkurrent Bachmann auf. Trotzdem hat sich der LASK-Keeper zuletzt nicht unbedingt für eine Beförderung aufgedrängt. Was aber noch nicht ist, kann ja noch werden.
Einsätze im Jahr 2022: 5x Bundesliga, 1x ÖFB-Cup, 1x Conference League
Gegentore im Jahr 2022: 10 in 7 Spielen
MARTIN FRAISL:
Franco Foda ist kein Mann der großen Kader-Rotationen, noch dazu erscheint dies vor einem so entscheidenden WM-Playoff-Spiel in Wales unwahrscheinlich.
Doch der Schalke-Keeper stand schon bei den letzten Länderspielen im November auf der Abrufliste und hat seitdem weiterhin seinen Marktwert mit guten und konstanten Leistungen gesteigert. Der 28-Jährige ist seit Mitte September 2021 die unbestrittene Nummer 1 bei den Königsblauen - noch vor Vereinslegende Ralf Fährmann. Das bedeutet schon einiges.
Am Abrutschen in der Tabelle und am Trainerwechsel zu Ex-Rapid-Trainer Mike Büskens trifft den Keeper die wenigste Schuld, viel mehr hat er die unkonstant wirkenden Gelsenkirchener in den vergangenen Wochen noch vor Schlimmerem bewahrt.
Nicht umsonst soll es Interesse aus der Premier League von Norwich City oder den Glasgow Rangers geben. Zur Kür fehlt möglicherweise noch der Durchbruch im Nationalteam.
Andererseits weiß Foda, was er an seinem bisherigen Trio Bachmann, Lindner und Schlager hat. Auszuschließen ist es jedoch nicht, dass Fraisl diesmal zumindest als einer von drei Goalies mit nach Cardiff reist.
Einsätze im Jahr 2022: 8x 2. dt. Bundesliga
Gegentore im Jahr 2022: 9 in 8 Spielen
PATRICK PENTZ:
Bei der Austria ist der 25-jährige Torhüter der Fels in der Brandung, der Antreiber von hinten, ein Leistungsträger. Pentz hat sicherlich einen großen Anteil am perfekten Frühjahrsstart der Violetten inklusive Qualifikation für die Meistergruppe und fünf Siegen in fünf Spielen. Dabei musste der Salzburger in lediglich zwei Mal hinter sich greifen.
Die Sicherheit, die der FAK-Rückhalt ausstrahlt, war nicht immer seine Stärke. Pentz hat auch schon andere, weniger konstante Zeiten überstanden. In der aktuellen Form ist er aber auf jeden Fall eine Alternative für die rot-weiß-rote Auswahl, die gegen Gareth Bale und Co. reüssieren will. Trotz seines eigentlich jungen Alters, hat der Keeper auch schon einiges erlebt, bringt viel Erfahrung mit.
Pentz hätte sich seine Chance längst einmal verdient, wurde im November nicht ohne Grund für den angeschlagenen Schlager nachnominiert - noch vor Fraisl, Siebenhandl, Stankovic oder Pervan. Es bleibt also spannend, ob der Höhenflug des Austrianers weitergeht.
Einsätze im Jahr 2022: 5x Bundesliga
Gegentore im Jahr 2022: 2 in 5 Spielen
