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So schaffte der ÖFB den Rangnick-Coup

Die Verpflichtung des Deutschen hielten Schöttel und Co. zunächst für unmöglich:

So schaffte der ÖFB den Rangnick-Coup Foto: © GEPA

"Ich kann Ihnen bekanntgeben, dass das ÖFB-Präsidium heute meinem Vorschlag, den ich von Sportdirektor Peter Schöttel übernommen habe, gefolgt ist, und Herrn Ralf Rangnick zu unserem Nationaltrainer gewählt hat."

Mit diesen Worten läutet ÖFB-Präsident Gerhard Milletich die Ära von Ralf Rangnick als Teamchef ein.

Bei der Pressekonferenz am Freitag zeigten sich alle Beteiligten hocherfreut, den namhaften deutschen Trainer als Nachfolger von Franco Foda präsentieren zu können. Damit hätte man nämlich bis vor wenigen Wochen gar nicht gerechnet.

Schöttel: "Hätte mir das vor einem Monat nicht vorstellen können"

Sportdirektor Peter Schöttel zeigt sich jedenfalls stolz.

"Ich glaube, dass das nicht nur für die Nationalmannschaft ein riesiges Signal ist. Es ist auch für den Verband ein Zeichen, dass wir auch mutige Entscheidungen treffen. Unter dem Strich ist es für den österreichischen Fußball eine große Sache, über die wir uns alle miteinander freuen sollten", jubiliert der 55-Jährige.

"Es hat sich für uns die Möglichkeit aufgetan, die ich am Anfang gar nicht gesehen hätte", offenbart Schöttel, der Rangnick ursprünglich gar nicht auf dem Zettel hatte.

"Vor einem Monat hätte ich mir das nicht vorstellen können, ich habe ihn aber schon im Hinterkopf gehabt, als der, der sich für die Entwicklung bei Red Bull Salzburg verantwortlich gezeichnet hat. Ich habe ihn von Start weg nicht kontaktiert, bin dann doch dazugekommen, ihn anzurufen", so der Wiener.

"Ich habe nicht geglaubt, dass das wahnsinnig interessant sein könnte für ihn, da habe ich mich richtig getäuscht", zeigt sich Schöttel ob seiner Fehleinschätzung überrascht.

"Man hat sich von Gespräch zu Gespräch vorangetastet. Als es irgendwo absehbar war, dass wir dieses große wirtschaftliche Thema auf interessante Art und Weise, kreativ und lösungsorientiert doch packen können, ist es sehr konkret geworden. In den letzten Tagen haben beide Seiten geschaut, dass wir zusammenkommen, weil beide Seiten ‚Bock darauf‘ haben, wie er sagt."

Salzburg-Sportdirektor als Vermittler

Eine entscheidende Rolle hat auch Salzburg-Sportdirektor Christoph Freund gespielt, verrät der ÖFB-Sportdirektor.

"Er hat mir die Telefonnummer von Ralf gegeben – ohne ihn wäre es nicht gegangen", sagt Schöttel mit einem Augenzwinkern, der sich dank eines guten Verhältnisses schon in den letzten Jahren in einem Austausch mit Freund befunden hatte. Der RBS-Sportchef ist zudem Mitglied der ÖFB-Sportkommission.

"Es hat ganz sicher nicht geschadet, dass er und Ralf Rangnick ganz eng sind", streicht Schöttel die Beziehung zwischen Rangnick und Freund, die in der Red-Bull-Ära geformt wurde, hervor.

Schöttel ist mit der Anstellung von Rangnick ein Coup gelungen. Dennoch vermittelt der ÖFB-Sportdirektor am Freitag beinahe den Eindruck, als hätte das Umfeld von Ralf Rangnick dem Sportchef von einer Machbarkeit überzeugen müssen.

"Das waren am Anfang eher lose Gespräche, weil es für mich war es bis vor einen Monat undenkbar gewesen wäre, einen Mann mit solch einer Reputation zum ÖFB zu holen. Aber es ist dann mit jedem Gespräch spannender geworden. Es reizt ihn extrem", erzählt Schöttel.

"Ich denke, dass sich eine Möglichkeit aufgetan hat, die es in dieser Konstellation auch nicht mehr gibt. Deswegen bin ich nicht nur komplett überzeugt davon, dass das für den Verband und das Team der richtige Trainer zur richtigen Zeit ist", hält der ÖFB-Sportdirektor fest.

Keine Gegenstimme im Präsidium

Im Präsidium habe es keine Widerrede gegeben. Der Beschluss Rangnick als Teamchef vorzuschlagen, wurde von Schöttel am gestrigen Donnerstag gefällt.

"Heute im Präsidium war es nur mehr ein Frage- und Antwortspiel. Grundsätzlich gab es über die Person überhaupt keine Diskussion", offenbart ÖFB-Präsident Gerhard Milletich über das sonst so streitfreudige Gremium.

Der ÖFB-Präsident streicht die Bedeutung Schöttels bei der Teamchefkür hervor: "Ich möchte mich bedanken, bei dir Peter. Du hast das wirklich professionell gemacht, du hast wirklich mit vielen Leuten gesprochen. Da waren einige dabei, die es sich auch verdient hätten und auch in der Lage gewesen wären, im ÖFB tätig zu sein. Aber die Entscheidung ist so gefallen, wie sie ist."

Der Sportdirektor wird vom Präsidenten beinahe mit Dank überschüttet, stellt auch die Gemeinschaftlichkeit der Entscheidung in den Vordergrund.

"Hier gibt es eine Entscheidung, die von mir, vom Generalsekretär, vom Geschäftsführer der Wirtschaftsbetriebe und vom Sportdirektor gemeinsam getragen wird", so Milletich.

Vom Selhurst Park nach Kroatien

Ende Mai geht es dann los! "Wir gehen davon aus, dass er sein Dienstverhältnis nach dem 22.5., sprich nach dem letzten Spieltag in der Premier League beenden wird und uns spätestens am 28. oder 29. Mai als Teamchef zur Verfügung stehen wird", so ÖFB-Wirtschaftsboss Bernhard Neuhold.

Für Rangnick wird das der sprichwörtliche Sprung ins kalte Wasser. Nach dem Saisonabschluss gegen Crystal Palace geht es für Rangnick mit dem ÖFB-Team gleich am 3. Juni in der Nations League gegen Kroatien weiter.

Eine Konstellation, die für Schöttel zwar nicht ideal, aber zu akzeptieren ist: "Was wir wissen ist, dass speziell das nächste Monat bis zum Lehrgang sehr schwierig wird, aber das werden wir auch absolvieren."

Wohl auch, um die historische Chance Ralf Rangnick nicht verstreichen zu lassen.

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