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Pro/Contra: Passt Herzog oder Foda besser zum ÖFB?

Tag der Entscheidung: Wer hat das Zeug zum neuen ÖFB-Teamchef?

Pro/Contra: Passt Herzog oder Foda besser zum ÖFB? Foto: © GEPA

Der Tag der Entscheidung ist gekommen!

Heute gegen 18 Uhr herum wird ÖFB-Boss Leo Windtner nach Abschluss der Präsidiumssitzung bekanntgeben, worauf ganz Fußball-Österreich wartet: Den neuen Teamchef!

Die chaotischen Zustände haben auch die Suche nach einem neuen starken Mann erschwert. Es zeichnet sich nur mehr die Wahl zwischen Andreas Herzog und Franco Foda ab, Thorsten Fink und Markus Weinzierl sollen aus dem Rennen sein.

Doch welcher Trainer passt am besten zum ÖFB-Team? Ein Pro und Contra:

PRO HERZOG, CONTRA FODA

Das aktuelle Schau- bzw. Trauerspiel um die Bestellung des ÖFB-Teamchefs ist eines Verbandes unwürdig. Wenn das so weitergeht, erleben wir beim nächsten Mal dann wohl eine ORF-Reality-Show mit dem Titel „Austria‘s next Teamchef“. Mit Publikums-Voting, Experten-Runden, Prognosen und Hochrechnungen.

Nur damit alle Landesfürsten ihre Eitelkeiten befriedigen können, wird die Auslese quasi öffentlich vollzogen, wird Name für Name von einer Liste gestrichen, werden die Kandidaten via Medien ausgelotet. Frei nach dem Motto: Den kenne ich nicht, den will ich nicht, dem traue ich das nicht zu. Eine seriöse Herangehensweise sieht anders aus.

Dafür bräuchte der ÖFB ein langfristiges Konzept. Einen Plan, was die Nationalmannschaft darstellen soll, eine Idee, wie Österreich Fußball langfristig zu Erfolgen kommen könnte, wie die gute Arbeit bzw. die Erfolge in den Nachwuchs-Auswahlen ohne große Reibungsverluste ins A-Team übernommen werden können.

Franco Foda ist sicher kein schlechter Trainer. Im Gegenteil. Wirklich funktioniert hat der 51-Jährige bisher allerdings nur bei Sturm Graz. Dort besitzt der Deutsche noch einen Vertrag bis 2019. Aktuell reiten die „Blackies“ unter Foda auf einer Erfolgswelle. 31 Punkte nach 13 Runden haben die Grazer in ihrer Bundesliga-Geschichte noch nie erreicht. Tabellenführer, Vereinsrekord - und dennoch sind mir keine großartigen Kundgebungen bekannt, wonach Fans oder Funktionäre den Abgang von Foda befürchten und alles unternehmen, den Chefcoach vom Verbleib in Graz zu überzeugen.

Die Sturm-Familie sieht sich das Schauspiel erste Reihe fußfrei an. Es mutet extrem eigenwillig an, wenn ein Verein und ein Land, das gerne und oft gegen den „Wasserkopf“ Wien wettert, plötzlich ohne Widerstand den Erfolgs-Coach schlechthin ziehen lassen. Liegt es vielleicht an der oft unterkühlten Art von Foda? Wissen die Insider aus Graz da vielleicht mehr? Hat der Großteil der Sturm-Fans mit der Distanziertheit ihres Trainers ein Problem? Ist die nicht immer einfache Art von Foda auch den Funktionären des Tabellenführers ein Dorn im Auge?

Sturm wird eine ordentliche Ablöse für Foda fordern. Das macht ihn nicht besser. Die ganze Situation erinnert ein wenig an den ehemaligen Sturm-Präsidenten Hans Rinner, der 2009 ebenfalls von den „Blackies“ nach Wien weggelobt worden ist und seither als Bundesliga-Präsident agiert. Man kann zu Rinner stehen wie man will, eine Träne nachgeweint haben ihm in Graz nur ganz wenige. Bei Franco Foda wird das nicht anders sein und sollte zu denken geben.

Als der ehemalige Profi 2012 von Graz auszog, um als Trainer den 1. FC Kaiserslautern in die Bundesliga zurückzuführen, endete das Abenteuer nach nur einem Jahr vorzeitig und ohne Applaus. Die Kollegen in Deutschland kritisierten den autoritären Führungsstil von Foda und schrieben in ihren Kommentaren von einem völlig gestörten und zerrütteten Verhältnis zwischen Mannschaft und Trainer. Mag sein, dass Foda damals seine Lehren daraus gezogen hat und heute die Sache anders angehen würde. Dennoch: Foda funktioniert bei Sturm und dort soll er bleiben! Als ÖFB-Teamchef jedenfalls ist er für mich ganz klar nur die zweite Wahl.


Jetzt ist deine Meinung gefragt:


PRO FODA, CONTRA HERZOG

Eine schlüssige, vollends durchdachte Entscheidung in der Teamchef-Frage ist von Seiten des ÖFBs leider nicht zu erwarten. Denn noch immer geben jene "Auserwählten" ihre Stimmen ab, die zuletzt aufgrund ihrer unreflektierten Wahl und dem Verband schadenden Aussagen für unnötigen Aufruhr gesorgt haben. Das verheerende Bild, dass durch die Absägung von Teamchef Marcel Koller und Sportdirektor Willi Ruttensteiner sowie der Bestellung von Peter Schöttel hinterlassen wurde, legt sich wie ein grauer Schleier über die nun anstehende richtungsweisende Ernennung eines neuen Trainers.

Von einer akribischen Suche nach dem richtigen Mann war keine Spur. Von vornherein wurde der Kandidatenkreis kleingehalten, mögliche Anwärter öffentlich diskutiert. Scheinbar um für die Auslese auch die öffentliche Meinung auszuloten, da man sich selbst nicht ganz sicher ist. Der Blick über den Tellerrand hinaus, der vor sechs Jahren zu einer nicht unumstrittenen aber schlussendlich erfolgreichen Amtszeit von Koller führte, wird diesmal vermisst.

Außenseiter fernab der heimischen, rot-weíß-roten Wahrnehmung traten nie in Erscheinung, am ehesten noch Markus Weinzierl, der gut zum ÖFB passen würde, jedoch mit 42 Jahren wohl noch andere Ziele vorzieht und zudem kaum leistbar wäre. Wo wir beim Punkt sind: Wunschkandidaten der derzeit äußerst erfolgreichen österreichischen Trainergilde wie Ralph Hasenhüttl, Peter Stöger oder Adi Hütter sind derzeit nicht verfügbar - teils aus eigenen Stücken, teils aus finanziellen Gründen oder anderer Karriereplanung.

Somit beschränkt sich die Auswahl auf Andreas Herzog und Franco Foda - denn auch Thorsten Fink soll bereits aus dem Rennen sein. In dieser Hinsicht wäre der Noch-Sturm-Trainer wohl die bessere Wahl. Seit fast 20 Jahren inhaliert der 51-jährige Deutsche österreichische Bundesliga-Luft und wird von vielen schon gar nicht mehr als ausländischer Trainer angesehen. Er kennt die Spieler, das Umfeld, die Entscheidungsträger, hat mit Sturm nicht nur dank des Meistertitels und Cup-Erfolgs für Furore gesorgt, sondern auch immer wieder ein gutes Händchen für schwierige Situationen und das Entwickeln junger Spieler bewiesen. Außerdem surft er mit den Blackies derzeit auf der Erfolgswelle und hat den höher eingeschätzten Konkurrenten schon mehrmals ein Schnippchen geschlagen.

Foda galt nicht immer als einfach, im Grazer Umfeld sind einige Geschichten im Umlauf. Trotzdem hielt Sturm an ihm fest und fuhr gut damit. Außerdem wirkt der Deutsche, der zwischendurch als TV-Experte auch einmal die andere Seite kennenlernte, nun schon seit einiger Zeit souveräner und geläuterter, auch wenn er aufgrund oftmaliger Phrasendrescherei kein Freund der großen Worte ist. Seine Wahl wäre naheliegend, da er Fürsprecher unter den Landesfürsten und zugleich mit Bundesliga- und Sturm-Ehrenpräsident Hans Rinner einen Weggefährten unter den Entscheidungsträgern hat.

Da wäre aber noch Andreas Herzog. Ein netter Kerl, der sich nie etwas zu Schulden kommen ließ, bei vielen aufgrund seiner Erfolge als Rekordnationalspieler noch immer einen Stein im Brett hat. Und der jene österreichische Lösung darstellen würde, die Neo-Sportdirektor Schöttel präferiert. Doch das sind auch entscheidende Gründe, warum sein Name überhaupt noch in Zusammenhang mit den Top-Positionen im heimischen Fußball genannt wird - jeder andere wäre längst abgeschrieben. Herzog sammelte Erfahrungen als U21-Teamchef, bewies auch dort seine Qualitäten und gilt als Förderer junger Talente. So weit, so gut. Doch er stellte sich in den letzten Jahren lieber in die zweite Reihe - als Co-Trainer der USA an Jürgen Klinsmanns Seite - als selbst das Zepter in die Hand zu nehmen und sich als Klubtrainer hinaufzuarbeiten. Der Vorwurf, er sei sich zu gut, einen Regionalliga- oder Erste-Liga-Klub zu übernehmen, kann nicht bewiesen werden, doch diese Entscheidung wäre ein Zeichen gewesen, schrittweise einer so verantwortungsvollen Position des ÖFB-Teamchefs näher kommen und sich beweisen zu wollen. Bei aller Wertschätzung kann somit nicht abgeschätzt werden, ob Herzog das Zeug dazu hat. Foda hingegen hat über Jahre hinweg an vorderster Front bewiesen, dass er mit allen Situationen umgehen kann und ist deshalb die erste Wahl.


Alle ÖFB-Teamchefs seit 1902:

Zeit Teamchef Länderspiele
12.10.1902 - 16. 6.1913 Verband 32
14.06.1913 - 28. 4.1914 Hugo Meisl 2
28.04.1914 - 1. 9.1919 Heinrich Retschury 23
1.09.1919 - 17. 2.1939 Hugo Meisl 126
17.02.1937 - 22. 5.1937 Verband 2
22.05.1937 - 24.10.1937 Retschury 5
19.08.1945 - 19.09.1945 Dr. Karl Zankl 2
19.09.1945 - 04.03.1948 Edi Bauer 11
04.03.1948 - 01.09.1948 Putzendopler/Kolisch/Frühwirth 5
01.09.1948 - 15.11.1954 Walter Nausch (WM 54 mit Frühwirth/Pesser) 47
10.12.1954 - 28.03.1955 Hans Kaulich 1
29.03.1955 - 03.09.1955 Josef Molzer (provisorisch) 3
03.09.1955 - 21.04.1956 Karl Geyer 5
21.04.1956 - 09.08.1958 Josef Argauer mit Molzer 18
09.08.1958 - 15.10.1958 Frey/Putzendopler/Selzer/Molzer 2
16.10.1958 - 28.02.1964 Karl Decker 36
07.03.1964 - 11.10.1964 Josef Walter/Bela Guttmann (HUN) 5
20.11.1964 - 13.01.1967 Edi Frühwirth 15
13.01.1967 - 24.06.1968 Erwin Alge/Hans Pesser 10
01.07.1968 - 30.09.1975 Leopold Stastny (TCH) 49
06.10.1975 - 19.11.1975 Branko Elsner (YUG) 2
01.03.1976 - 30.06.1978 Helmut Senekowitsch 26
01.08.1978 - 14.12.1981 Karl Stotz 24
05.02.1982 - 02.07.1982 Georg Schmidt/Felix Latzke 8
07.09.1982 - 21.11.1984 Erich Hof 15
15.01.1985 - 18.11.1987 Branko Elsner (YUG) 18
01.01.1988 - 14.09.1990 Josef Hickersberger 29
15.09.1990 - 10.10.1991 Alfred Riedl 8
10.10.1991 - 13.11.1991 Dietmar Constantini (interimistisch) 2
01.01.1992 - 14.11.1992 Ernst Happel 9
15.11.1992 - 18.11.1992 Constantini (interimistisch) 1
08.01.1993 - 29.03.1999 Herbert Prohaska 51
13.04.1999 - 21.11.2001 Otto Baric (CRO) 22
21.01.2002 - 28.09.2005 Hans Krankl 31
29.09.2005 - 31.12 2005 Willi Ruttensteiner (interimistisch) 2
01.01.2006 - 23.06.2008 Josef Hickersberger 27
25.07.2008 - 02.03.2009 Karel Brückner (CZE) 7
04.03.2009 - 13.09.2011 Dietmar Constantini 23
13.09.2011 - 31.10.2011 Willi Ruttensteiner (interimistisch) 2
01.11.2011 - 31.12.2017 Marcel Koller (SUI) 54

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