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Salzburg: Was man beim GAK gar nicht hören will

Was Kapitän Marco Perchtold vor dem Duell mit den "Bullen" nicht hören will:

Salzburg: Was man beim GAK gar nicht hören will Foto: © GEPA

Es ist Alltag, dass man sich bei der Planung von Interviews mit Fußballern an deren beruflichen Terminen orientiert.

Dabei handelt es sich jedoch zumeist um Trainings oder sonstige Aktivitäten im Profi-Betrieb und eher weniger um unverschiebbare Meetings im Job als Versicherungsmakler.

GAK-Kapitän Marco Perchtold fand dann doch noch überpünktlich Zeit, um sich über diverse Aspekte rund um das Spiel der Spiele aus Sicht der Grazer zu unterhalten.

Der Tag des Cup-Semifinales gegen den FC Red Bull Salzburg ist für den 30-Jährigen im wahrsten Sinne des Wortes ein (persönlicher) Fußball-Feiertag. Während so mancher Kollege am Tag des Spiels ganz normal seinem Brotberuf nachgehen wird, hat sich der Mittelfeldspieler einen Urlaubstag gegönnt.

Ansonsten ist es auch für ihn - Salzburg hin oder her - eine normale Arbeitswoche. Im LAOLA1-Interview spricht Perchtold nicht nur über die unterschiedlichen Alltage von GAK- und Salzburg-Kickern.

Der Cupsieger mit Pasching 2013 erklärt unter anderem, wie auch den Steirern eine Sensation gelingen kann und welcher Empfang seinem Kumpel Zlatko Junuzovic gebührt.

Marco Perchtold traf bei der Sensation gegen die Austria
Foto: © GEPA

LAOLA1: Was du Mittwoch am Abend machst, ist klar. Was machst du tagsüber?

Marco Perchtold: Normal müsste ich arbeiten, aber ich habe mir einen Urlaubstag genommen. Ich habe meinen Chef gefragt, ob das möglich wäre. Im Brotberuf bin ich nämlich Versicherungsmakler bei VC Versicherungs-Consulting. Vor diesem Match habe ich das Privileg, dass ich nicht arbeiten muss.

LAOLA1: Damit ist dir ein bisschen Schleichwerbung gelungen.

Perchtold (lacht): Darüber freuen sie sich sicher und vielleicht kriege ich so meinen Urlaubstag zurück!

LAOLA1: Wie handhaben es deine GAK-Kollegen am Mittwoch?

Perchtold: Meines Wissens nach haben sich nicht viele freigenommen, die meisten werden ganz normal arbeiten müssen. Luka Kiric, der im Viertelfinale das Siegtor gegen die Austria geschossen hat, wird also wieder im Lager arbeiten und Kühlgüter in LKWs räumen.

LAOLA1: Die Frage nach eurem Arbeitsleben hat natürlich den Hintergrund, dass solch eine Konstellation sehr selten ist – Amateure fordern mit Salzburg die Mannschaft schlechthin im österreichischen Fußball. Wie speziell ist das?

Perchtold: Man kann selbst mit unserem Cupsieg 2013 mit Pasching keinen Vergleich ziehen. Damals haben wir Salzburg im Halbfinale geschlagen. In Pasching waren wir jedoch fast ausschließlich Profis – angefangen vom Geschäftsführer bis zum Zeugwart. Beim GAK haben wir mit Matthias Dielacher einen hauptberuflich angestellten Mitarbeiter. Wir Spieler arbeiten oder studieren, fast alle haben einen Job neben dem Job.

"Ich will nicht hören, dass es ein Bonus-Spiel ist oder dass wir nichts zu verlieren hätten – nach dem Motto: 'Ihr habt eh schon gewonnen.' Wir wollen auch ins Cupfinale einziehen! Das muss man auch offen und ehrlich sagen."

LAOLA1: Ihr habt mit der Austria schon einen Großen eliminiert. Ist angesichts der Salzburger Voraussetzungen der berühmte David-Goliath-Vergleich dennoch beinahe eine Untertreibung?

Perchtold: In meinen 14 Jahren im Profi-Fußball war Salzburg in 90 Prozent der Zeit ganz einfach in einer anderen Dimension – eine andere Dimension vom Tempo und vom Körperlichen her. Sie arbeiten einfach richtig gut. Das kann man auch nicht mit Austria, Rapid oder Sturm vergleichen. Man muss ehrlich sagen, da steht Salzburg wirklich eine Stufe drüber. Dennoch will ich einige Sachen erst gar nicht hören.

LAOLA1: Und zwar?

Perchtold: Ich will nicht hören, dass es ein Bonus-Spiel ist oder dass wir nichts zu verlieren hätten – nach dem Motto: "Ihr habt eh schon gewonnen." Wir wollen auch ins Cupfinale einziehen! Das muss man auch offen und ehrlich sagen. Wir haben vielleicht andere Mittel, mit denen wir Salzburg Probleme bereiten können. Natürlich wissen wir auch, dass wir ein ganz schweres Los haben und es nicht am nötigen Glück fehlen darf. Wir brauchen einen guten Tag, Salzburg einen schlechten – und auch ein wenig Pech. Dann ist in Österreich natürlich alles möglich.

"Ich hoffe, dass die GAK-Fans Zladdi den Empfang bereiten und jenen Respekt entgegenbringen, den er sich einfach verdient. Ich wünsche mir, dass es von unserer Fan-Seite her auch für Zladdi ein Fußball-Fest wird."

LAOLA1: Welche Mittel können das sein?

Perchtold: Da wir nicht so oft trainieren, sind wir im körperlichen Bereich sicher nicht so gut wie Salzburg. Auch von der Handlungsschnelligkeit sind wir das Tempo, das Salzburg geht, nicht gewohnt. Wir werden mit technischen Fähigkeiten konfrontiert sein, die es bei uns in der Regionalliga nicht gibt. Wir werden schauen müssen, dass wir mutig sind und uns trotzdem trauen, unser Spiel durchzuziehen. Wir müssen versuchen, mit unserer Mentalität, unserem Kampfgeist und Siegeswillen dagegenzuhalten und Salzburg so weh zu tun.

LAOLA1: Du hast lange genug in der Bundesliga gespielt, um zu wissen, was auf euch zukommt. Wie gefragt sind deine Ratschläge intern? Wie vermittelt man diese Wucht, mit der Salzburg agiert?

Perchtold: Das stimmt, es wird wirklich eine Wucht sein, die auf uns zukommt. Da müssen wir natürlich gewarnt sein, aber wir dürfen auch nicht ängstlich sein. Es ist zwar nicht oft gelungen, aber ich habe schon gegen Salzburg gewonnen. Natürlich fragen die Mitspieler: "Wie wird das sein?" Es ist nicht so einfach, sich das vorzustellen. Man versucht einfach, alle darauf vorzubereiten – und sich selbst natürlich auch. Ich bin inzwischen auch in der Regionalliga und habe schon eineinhalb Jahre nicht mehr auf so einem Niveau wie Salzburg gespielt.

Frühere GAK-Kollegen: Perchtold 2007 mit Zlatko Junuzovic
Foto: © GEPA

LAOLA1: Wie intensiv haben in letzter Zeit die Drähte zu deinem früheren GAK-Kollegen Zlatko Junuzovic geglüht?

Perchtold: In den letzten Tagen habe ich nichts gehört, aber ich freue mich auf das Treffen. Ich hoffe, dass die GAK-Fans Zladdi den Empfang bereiten und jenen Respekt entgegenbringen, den er sich einfach verdient. Ich wünsche mir, dass es von unserer Fan-Seite her auch für Zladdi ein Fußball-Fest wird.

LAOLA1: Junuzovic hat seine GAK-Kontakte nie abkühlen lassen, obwohl sein Abschied über ein Jahrzehnt her ist. Wie eng sind die Freundschaften, die er pflegt?

Perchtold: Zladdi ist einfach immer am Boden geblieben. Speziell unser Co-Trainer Ralph Spirk und er sind sehr, sehr gut befreundet, das ist über Jahrzehnte gewachsen. Sie fahren auch ab und zu gemeinsam auf Urlaub. Ralph und ich waren letztes Jahr bei Zladdi in Bremen, das war eine sehr schöne Zeit.

LAOLA1: Du hast vorher Pasching bereits erwähnt. Wie oft wirst du dieser Tage auf das damalige Wunder angesprochen? Die Parallelen sind unverkennbar.

Perchtold: Sehr oft. Es war damals auch eine Sensations-Geschichte, an die ich mich sehr gerne zurückerinnere. Ich bin auch noch mit einigen Spielern in Kontakt, obwohl es inzwischen sechs Jahre her ist. Aber solche gemeinsamen Erfolge schweißen zusammen. Wenn man einen guten Teamgeist hat, entstehen Freundschaften. Das war in Pasching sicher der Fall.

2013 eliminierte Perchtold mit Pasching Salzburg im Cup-Halbfinale
Foto: © GEPA

LAOLA1: Stärkt es den Glauben, dass das Unmögliche möglich ist, wenn man solch eine Sensation miterlebt hat?

Perchtold: Ich kann nur für mich sprechen, hoffe aber natürlich, dass es die anderen in unserer Mannschaft auch so sehen: Es ist in Österreich einfach so, dass du in einem Spiel, wenn alles gut läuft und das Glück auf deiner Seite ist, auch als Drittligist überraschen kannst. Das ist einfach so. Das hat man rund um die damalige Final-Teilnahme von Pasching gesehen. Im selben Jahr war der LASK als Regionalliga-Verein im Viertelfinale. Ein Jahr später ist St. Pölten als Zweitligist ins Finale gekommen. Solche Geschichten hat es schon gegeben und wird es auch in Zukunft geben. Jetzt ist es eine riesengroße Geschichte, dass wir mit dem GAK im Halbfinale sind.

LAOLA1: Abseits des Cup-Halbfinales ist der GAK inzwischen "Serienmeister" und marschiert unaufhaltsam in Richtung Rückkehr ins Profi-Geschäft. Was zeichnet die Arbeit des Vereins aus Spielersicht im Moment aus?

Perchtold: Es ist schlichtweg von grundauf sehr gut gearbeitet worden. Jetzt geht es wirklich ans Eingemachte, in Richtung Profi-Fußball. Es ist dem Vorstand sehr hoch anzurechnen, dass ein gemeinsamer Weg bestritten wird. Als Spieler fühlt man sich nicht so, dass ganz oben der Vorstand ist und wir kleinen Spieler sind unten und müssen leise sein. Der Vorstand holt sich auch Ratschläge von älteren Spielern, die schon länger im Profi-Fußball sind und bei anderen Vereinen waren. Gerade in einer Phase der Umstrukturierung wird gefragt, wie andere Vereine das gelöst haben. Wir können gute Ideen einbringen. Der Kern der Mannschaft  weiß, worum es geht und dass man mit dem GAK Großes erreichen kann. Der sehr gute Teamgeist macht den GAK aus.

"Wenn es gut gehen sollte, wird es so sein, dass 99 Prozent unserer Arbeitgeber das Spiel verfolgt haben und wissen werden, warum wir am Donnerstag nicht im Dienst sind."

LAOLA1: So wie die HPYBET 2. Liga konzipiert ist, ließe sie sich auch mit euren Jobs verbinden.

Perchtold: Das glaube ich schon. Ich denke auch, dass der GAK – je nachdem, wie viel Budget man aufstellen kann - schauen wird, wie die Arbeit und der Fußball vereint werden können.

LAOLA1: Dann bleibt nur noch, dir einen schönen Urlaub zu wünschen.

Perchtold (lacht): Danke! Ich freue mich schon extrem darauf!

LAOLA1: Und am Donnerstag gibt es dann spontanen Urlaub, sollte es gegen Salzburg gut gehen?

Perchtold: Wenn es gut gehen sollte, wird es so sein, dass 99 Prozent unserer Arbeitgeber das Spiel verfolgt haben und wissen werden, warum wir am Donnerstag nicht im Dienst sind.

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