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Stangl: "Red Bull war der wichtigste Schritt"

Österreichs neuester Legionär spricht im Interview offen über seine Vergangenheit:

Stefan Stangl hat in seiner Karriere bereits viel erlebt. In manchen Abschnitten möglicherweise jedoch etwas zu viel.

Mit Engagements bei Sturm Graz, dem SK Rapid, der Wiener Austria und Red Bull Salzburg hat der 27-Jährige bei gleich vier namhaften Bundesliga-Teams gespielt, generell seine gesamte bisherige Profi-Laufbahn in Österreich verbracht. Doch mit der höchsten österreichischen Spielklasse ist nun Schluss - zumindest fürs Erste.

Im Februar wechselte der zuletzt vereinslose gebürtige Steirer ins Ausland - seine Heimat ist aber dennoch nicht weit weg. Gerade einmal 45 Autominuten entfernt von Wien schnürt sich Stefan Stangl nun tagtäglich seine Fußballschuhe: Beim slowakischen Rekordmeister Slovan Bratislava.

Doch wieso ausgerechnet dieser Verein und wieso ausgerechnet erst nach sieben Monaten der Vereinslosigkeit? Nach der Auflösung seines Vertrages bei Red Bull Salzburg im Sommer 2018 hat Stangl eine Auszeit vom Fußball gebraucht, wie er gegenüber LAOLA1 berichtet.

Stangl: "Hatte genug Angebote"

"Ich habe für mich selbst ein bisschen abgeschalten, sodass ich einmal zur Ruhe komme. Meine Karriere war in der Vergangenheit relativ hektisch", erklärt der 88-fache Bundesligaspieler. Eine durchaus nachvollziehbare Entscheidung. Mehrere Wechsel zur direkten Konkurrenz sorgten dafür, dass Stangl bei Fans stets polarisierte. So etwas kann sich auch zu einer Belastung entwickeln.

"Es ist jetzt nicht so, dass ich (nach der Vertragsauflösung in Salzburg, Anm.) keine Angebote gehabt hätte. Ich hatte genug Angebote, aber zu einem Zeitpunkt habe ich mir gedacht: 'Nein es passt gerade nicht, ich brauche einmal ein halbes Jahr Pause'. Von dem her bin ich jetzt natürlich froh, dass ich jetzt bei so einem großen Verein in der Slowakei unterschreiben durfte." Slovan Bratislava wollte den 27-Jährigen sogar schon früher verpflichten, Stangl war sich bei der Entscheidungsfindung damals jedoch zu unsicher.

Obwohl er aufgrund der persönlichen Auszeit über ein halbes Jahr lang nicht professionell Fußball gespielt hat, stand er dennoch hin und wieder am Platz. "Ich habe mich mit einem Personal-Trainer fit gehalten und teilweise individuell bei Vereinen mittrainiert. Das ist aber natürlich nicht das gleiche, das habe ich gleich gemerkt als ich zu Slovan gekommen bin", gibt der 27-Jährige zu. "Dennoch war es für mich gut, dass ich zumindest ein bisschen etwas gemacht habe."

Offene Worte über wichtigsten Karriereschritt

"Es war vielleicht nicht der sportlich beste Schritt aber er hat mich menschlich wirklich weitergebracht. Er hat mir gezeigt, wer, auch in schlechten Phasen, hinter mir steht. Als Mensch habe ich persönlich aus der Zeit sehr viel mitgenommen."

Stefan Stangl über Red Bull Salzburg

Rückblickend auf seine Karriere lässt Stangl dann mit offenen Worten aufhorchen. Auf die Frage, welche Entscheidung er als die Wichtigste seiner Profi-Karriere sieht, antwortet der 27-Jährige ohne lange nachzudenken deutlich: "Der Wechsel zu Red Bull. Es war vielleicht nicht der sportlich beste Schritt, aber er hat mich menschlich wirklich weitergebracht. Er hat mir gezeigt, wer auch in schlechten Phasen hinter mir steht. Als Mensch habe ich persönlich aus der Zeit sehr viel mitgenommen."

Stangl fügt an: "Ich denke es geht nicht immer nur bergauf in einer Karriere. Das war dann so ein Punkt, wo es eben einmal nicht bergauf gegangen ist. Bei Rapid ist alles super verlaufen, aber dass irgendwann der Punkt kommt, den Verein zu verlassen, das war klar. Jetzt möchte ich mich einfach wieder hochkämpfen und dann können sie wieder reden – das ist kein Problem.".

Auch aktuelle Rapid-Spieler wollen nach Salzburg

Überraschende Aussagen, die Stangl danach noch einmal untermauert: "Ich stehe zu meinen Meinungen. Ich glaube, dass jeder, der die Möglichkeit hätte, lügen würde, wenn er nicht zu Salzburg gehen wollen würde. Ich denke, dass es bei Rapid sicher viele Spieler gibt, die auch für Red Bull Spielen wollen, nur dass sie es eben nicht öffentlich zugeben können."

Dem Neo-ÖFB-Legionär ist dabei bewusst: "Rapid ist ein sehr großer Verein. Dort haben die Fans den höchsten Stellenwert. Dann kann man so etwas in der Öffentlichkeit nicht so deutlich preisgeben, das ist mir klar. Aber ich denke, wenn man die Chance hat, muss man darauf schauen, dass dort einfach das Gesamtpaket stimmt. Abgesehen davon, dass es bei mir sportlich nicht so funktioniert hat, das sei dahingestellt. Aber rein vom Gesamtpaket muss man es machen."

"Rapid ist ein sehr großer Verein. Dort haben die Fans den höchsten Stellenwert. Dann kann man so etwas in der Öffentlichkeit nicht so deutlich preisgeben. (...) Rein vom Gesamtpaket her muss man es machen."

Er habe "natürlich beiden Teams auf internationaler Ebene die Daumen gedrückt. Mir geht es da nicht um die ganze Rivalität und so. Mir geht es darum, dass der österreichische Fußball weiterkommt. Der hat sich natürlich enorm weiterentwickelt, eben durch Red Bull Salzburg - das muss man schon einmal anerkennen." Stangl selbst konnte mit Rapid in der Saison 2014/15 bis ins Europa-League-Sechzehntelfinale vorstoßen, dort war jedoch gegen den FC Valencia mit einem bitteren Gesamtscore von 0:10 Schluss.

"Ich hoffe natürlich auch, dass Rapid aus der jetzigen Situation rauskommt, damit schaut es gerade eh gut aus. Ich würde es ihnen wünschen. Ich habe jetzt nicht mit irgendjemandem einen Kampf oder so. Ich habe sowohl bei Rapid als auch bei Salzburg meine Freunde und ich hoffe das bleibt auch so."

Angesprochen auf den Wunsch, in Zukunft eventuell noch einmal für das Nationalteam auflaufen zu dürfen, erklärt Stangl: "Natürlich hat man das Nationalteam immer im Hinterkopf. Aber Priorität Nummer eins ist, dass ich hier fit werde und hier die Leistung wieder bringe, die ich zeigen kann. Erst dann macht man sich über andere Sachen Gedanken.

Stangl: "Habe die Top-Vereine Österreichs durch"

Wieso die Wahl des neuen Vereins übrigens ausgerechnet auf Slovan Bratislava fiel? Stangl antwortet selbstbewusst: "Ich habe jetzt eigentlich schon die Top-Vereine Österreichs durch. Da habe ich mir dann überlegt, was mein nächster Schritt bzw. was mein Plan ist. Ich wollte sowieso immer ins Ausland, von dem her hat das jetzt gut gepasst. Slovan spielt um den Meistertitel, ist eigentlich so gut wie Meister. Dann im Sommer werden wir sehen, wo die Reise mit dem Verein hingeht." Beim slowakischen Rekordmeister unterschrieb Stangl nämlich vorerst nur bis Juni 2019.

Stangl mit Slovan-Vizepräsident Ivan Kmotrik

Natürlich will Österreichs neuester Legionär nicht nur bis zu diesem Zeitpunkt in der Slowakei bleiben: "Ich brauche sicher noch einige Zeit, das ist kein Thema, aber der Verein gibt mir die Zeit. Hier möchte ich wieder zu meinen alten Stärken zurückfinden. Das Kapitel ist dann aber noch nicht abgeschlossen. Ich möchte mit dem Verein große Erfolge feiern – Slovan ist ein sehr aufstrebender Verein, sie haben ein neues Stadion. Es kommt aber alles step by step", beschreibt Stangl motiviert.

Coach von Stangls Fähigkeiten überzeugt

Bis zum ersten Einsatz in einem Pflichtspiel kann es jedoch noch etwas dauern, wie Slovan-Trainer Martin Sevela erklärt: "Bei Stefan handelt es sich um einen ehrlichen Kerl, der ein großes Potenzial hat und gute Spielerfahrung mitbringt. Natürlich braucht er zuerst das Vertrauen des Trainers und dann Spielpraxis, damit er zeigen kann, was in ihm steckt. Trainings sind im Vergleich zu richtigen Spielen natürlich etwas anderes. Ich bin aber überzeugt, dass uns Stefan mit seinem Willen, den er an den Tag legt, helfen kann."

Stangl selbst hat in seiner Karriere als aktiver Sportler jedenfalls noch einiges vor: "Der Fußball ist so schnelllebig. Es ist schwierig zu sagen, was in ein bis zwei Jahren ist – das kann man nie vorhersehen. Für mich ist einmal wichtig, dass ich gesund bleibe. Ich habe viele Verletzungen mit Rückschlägen gehabt und ich glaube,  das ist für einen Fußballer das Wichtigste. Erst dann kann man nach vorne schauen.

Fest steht jedenfalls - Stefan Stangl wird seine Karriere so schnell nicht beenden, hat noch einmal kräftig Blut geleckt: "Ich denke, für mich ist noch einiges möglich. Ich bin jetzt nicht so alt, dass ich schon an mein Karriereende denke. Vielleicht stehe ich dann in zwei Jahren im Nationalteam oder eben nicht, das hängt voll und ganz von meinen Leistungen ab."

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