Seine romantische Vorstellung vom Fußballgeschäft ist Dragovic abhanden gekommen. "Seit Corona ist Fußball sehr schnelllebig geworden. Es wird oft darauf geschaut, viele junge Spieler zu pushen, um ihren Marktwert zu steigern und sie dann zu verkaufen. Ich will nicht alles schlecht reden, aber da habe ich die Liebe zum Fußball ein wenig verloren."
ÖFB: "... und dann werde ich so abserviert."
Innerlich abgeschlossen hat Dragovic offenbar mit dem Nationalteam. 100 Länderspiele hat er für Österreich bestritten, das letzte davon unter Franco Foda im März 2022. Unter Ralf Rangnick ist er außen vor und darüber alles andere als glücklich. Vom Deutschen hat Dragovic nur einmal - in einem laut seinen Angaben 30-Sekunden-Telefonat - etwas gehört.
"Mir ist bewusst, dass die serbische Liga nicht 'wow' ist. Aber ich hätte mir gewünscht, dass man mir eine Chance gibt, mich zu beweisen", betonte Dragovic. "Ich bin schon sehr enttäuscht, das hat mich sehr getroffen."
Er verlange keine Spezialbehandlung, führte der langjährige Teamspieler aus. Gerade auf der Innenverteidiger-Position ist Österreichs Auswahl gut aufgestellt. "Aber auch unter Constantini, Koller und Foda war ich zu Beginn Ersatzspieler, habe mich immer durchsetzen müssen." Die Verbitterung scheint auch deshalb groß, weil Dragovic immer gerne im Team dabei war: "Ich habe in den elf Jahren nur einmal abgesagt, weil ich Corona hatte. Ich war immer mit Leidenschaft dabei. Und dann werde ich so abserviert."
Auch deshalb hat Dragovic das ÖFB-Angebot einer Abschiedsehrung bisher abgelehnt. Im Vorjahr sollte dies vor dem Nations-League-Spiel gegen Frankreich (10. Juni) erfolgen, da befand sich der Wiener schon im Urlaub. Seinen Rücktritt als Nationalspieler hat er dennoch noch nicht erklärt. "Die Chance ist sehr gering, dass ich noch einmal dabei bin. Die Meinung des Teamchefs ist einmal so, das muss man respektieren."