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Vicenza Calcio: Pokalsieger und Wegbereiter für Baggio

Vor rund 25 Jahren gewannen die "Biancorossi" sensationell den Pokal und stürmten im Europacup bis ins Halbfinale. Heute heißt der triste Alltag Serie C.

Vicenza Calcio: Pokalsieger und Wegbereiter für Baggio Foto: © getty

Sie gehört zu den fünf besten Ligen Europas: die italienische Serie A. Insgesamt 69 Klubs nahmen seit der Gründung 1929 daran teil.

Viele von ihnen wurden zu klingenden Namen, die bis heute bei Fans für leuchtende Augen sorgen: AC und Inter Mailand, Juventus Turin sowie die beiden Römer Klubs AS und Lazio sind die bekanntesten unter ihnen.

Doch es gibt noch viele weitere Traditionsklubs, die heute weit weg von der Serie A sind, jedoch in der Vergangenheit große Erfolge feierten.

In unserer Serie "Kultklubs: Himmel & Hölle" stellen wir euch jene Klubs näher vor, die nach wie vor Kult, aber aus dem Rampenlicht verschwunden sind. Darunter finden sich Namen, die fast jedem Fan bekannt sind, aber auch die eine oder andere Überraschung.

Hier findet ihr alle bisherigen Episoden von "Himmel & Hölle">>> 


Heuer ist es bereits 23 Jahre her, dass Vicenza Calcio letztmals in der Serie A zu Gast war. Insgesamt spielte der Klub mehr als 30 Jahre erstklassig und wurde einst sogar Vizemeister und gewann die Coppa Italia.

Gegründet wurde der Verein ursprünglich im Jahr 1902, erstmals nahm man 1910/11 am Meisterschaftsbetrieb teil und schaffte es sogleich ins Finale, wo man Pro Vercelli unterlag, das wir ebenfalls bereits im Rahmen unserer Serie unter die Lupe genommen haben.

Während und zwischen den beiden Weltkriegen rutschen die "Biancorossi" bis in die Drittklassigkeit ab, erst 1942 kehrte man mitten in den Kriegswirren in die Serie A zurück.

Als nach dem Krieg die Meisterschaft wieder aufgenommen wurde, spielte man noch drei Jahre in Liga eins, 1948 folgte der Abstieg in die Serie B.

Danach folgte die wohl erfolgreichste Phase in der Vereins-Historie. In der Saison 1954/55 kehrte Vicenza in die Serie A zurück und etablierte sich dort als fester Bestandteil im Tabellen-Mittelfeld.

Sensationelle Erfolgsserie in den 70ern

Die 20-jährige Zugehörigkeit konnte im Jahr 1975 aber nicht groß gefeiert werden, denn am Ende der Saison fehlten den "Biancorossi" drei Zähler auf das rettende Ufer.

Der Zwischenstopp in der Serie B dauerte allerdings nur zwei Jahre, Vicenza stieg 1977 als Meister der Serie B auf und setzte zu einer sensationellen Erfolgsserie an.

Denn der Aufsteiger überrumpelte die Ligakonkurrenten vollends und wurde völlig überraschend Vizemeister. Zudem gelang Italo-Ikone Paolo Rossi sein endgültiger Durchbruch, als er sich mit 24 Treffern den Titel des Torschützenkönigs sicherte.

Der Höhenflug sollte jedoch ein jähes Ende finden. Torjäger Rossi wechselte zu Ligakonkurrent Perugia, auch andere Leistungsträger suchten das Weite. Im UEFA-Cup scheiterten die "Biancorossi" bereits in Runde eins an Dukla Prag.

Auch in der Liga nahm das Unglück seinen Lauf, am Ende stieg man aufgrund der schlechteren Tordifferenz gegenüber dem FC Bologna ab und wurde schließlich sogar bis in die Drittklassigkeit durchgereicht.

In den 90ern duellierte man sich regelmäßig mit den Topklubs Italiens.
Foto: © getty

Erst Mitte der 1980er-Jahre erlebte Vicenza wieder einen Aufschwung. Zahlreiche junge Akteure füllten die Reihen, darunter auch ein gewisser Roberto Baggio.

Mit dem damals 18-Jährigen gelang der Sprung zurück in die Serie B, in Folge belegte man sogar einen Aufstiegsrang, aus dem Sprung in die Serie A wurde jedoch nichts.

Ein Manipulationsskandal erschütterte den italienischen Fußball, auch die "Biancorossi" waren darin verwickelt. Der Klub wurde daraufhin in die Serie C zwangsversetzt.

Coppa-Sieg in hochdramatischem Finale gegen Napoli

Es dauerte bis in die 1990er hinein, ehe der Erfolg wieder in Vicenza Einzug hielt. In der Saison 1995/96 kehrte der Klub in die Serie A zurück.

Unter Aufstiegscoach Francesco Guidolin, der unter den Fans heute noch Kult-Status genießt, gelang in den Folgejahren der größte Erfolg der Vereinsgeschichte.

Im Jahr 1997 spielte sich Vicenza bis ins Finale der Coppa Italia, im Viertelfinale wurde in zwei denkwürdigen Spielen die mit Stars gespickte Milan-Elf von Arrigo Sacchi eliminiert.

Das Halbfinale wurde gegen den FC Bologna gewonnen, im Endspiel traf man auf die SSC Napoli. Den Süditalienern unterlagen die "Biancorossi" im Hinspiel zwar mit 0:1, das Rückspiel wurde nach hochspannenden 120 Minuten mit 3:0 gewonnen.

Dadurch durfte Vicenza in der nächsten Saison im Pokal der Pokalsieger ran (der später mit dem UEFA-Cup zusammengelegt wurde). Dort musste man erst im Halbfinale gegen den FC Chelsea die Segel streichen.

Kampf um Rückkehr in die Serie B

Die erfolgreichen Jahre weckten Begehrlichkeiten und erneut mussten die "Biancorossi" einige Schlüsselspieler ziehen lassen. Auch Erfolgstrainer Francesco Guidolin verließ den Klub und ging zu Ligakonkurrent Udinese.

Wieder folgte auf den Höhenflug der Absturz, im Sommer 1999 stieg man in die Serie B ab, schaffte zwar umgehend den Wiederaufstieg, nur um im Jahr darauf wieder abzusteigen.

In den Folgejahren konnte sich der Klub mehrmals knapp, auch dank Zwangsabstiegen von Konkurrenten, in der Serie B halten. Seither geht es zwischen dieser und der Serie C regelmäßig auf und ab.

Heuer kämpfte das Team dort einmal mehr um die Rückkehr in die Zweitklassigkeit, scheiterte im Playoff aber an Cesena, das ebenso Teil dieser Serie ist

Die bekanntesten Akteure der Vergangenheit: Roberto Baggio, Luca Toni, Luigi Delneri, Alberto Bigon

STECKBRIEF
Gegründet: 1902
Vereinsfarben: weiß-rot
Aktuelle Liga: Serie C
Zugehörigkeit Serie A: 30 Jahre
Größter Erfolg: Vizemeister 77/78, Coppa Italia 96/97

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