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Arnel Jakupovic: Mitten unter den Juve-Stars

Der U21-Teamspieler berichtet vom wichtigsten Frühjahr seiner Karriere.

Arnel Jakupovic: Mitten unter den Juve-Stars

Für Arnel Jakupovic steht in diesem Frühjahr richtig viel auf dem Spiel.

Der 19-Jährige absolviert praktisch ein Probe-Halbjahr bei Juventus. Wenn der ÖFB-U21-Teamspieler entspricht, werden ihn die Turiner im Sommer für fünf Millionen Euro fix vom FC Empoli verpflichten.

"Jedes Training zählt!", weiß der Wiener im LAOLA1-Interview. Der Stürmer erzählt von regelmäßigen Einheiten mit den Juve-Stars, seinem Traumstart in der Primavera und dem Interesse des bosnischen Verbands.

LAOLA1: Wie war der letzte Transfertag?

Arnel Jakupovic: (grinst) Es war ähnlich dem Wechsel von Middlesbrough zu Empoli im letzten Winter, wieder ist es am letzten Tag passiert. Ich habe davor schon etwas gewusst, aber es war nichts Konkretes. Zwei Stunden vor Transferschluss habe ich dann unterschrieben.

LAOLA1: Kann man sich dann einfach hinlegen und schlafen, wenn man weiß, man ist jetzt Spieler von Juventus?

Jakupovic: Ich habe sehr wenig geschlafen. Ich war ja in Mailand, am nächsten Tag bin ich sehr früh aufgestanden, um mit dem Zug nach Empoli zu fahren, wo ich meine Sachen gepackt habe. Am Nachmittag war ich dann in Turin. Es war echt stressig. Ich habe ein paar Tage, vielleicht sogar eine Woche gebraucht, um das alles zu realisieren. Unvergesslich!

LAOLA1: Hattest du irgendwann den Gedanken, dass es auch ein Rückschritt ist, von den Empoli-Profis in die Primavera von Juventus zu gehen?

Jakupovic: Als ich von Middlesbrough zu Empoli gegangen bin, dachte ich mir, das wäre ein guter Schritt nach vorne. Leider war das aber ein Schritt zurück. Mir war deshalb im Winter wichtig, Empoli zu verlassen, um Spielpraxis zu sammeln. Ich habe in einem halben Jahr insgesamt nur 30 Minuten gespielt. Natürlich ist es ein Unterschied, ob du in der Primavera spielst oder im Männerfußball. Aber in meinem Alter ist es wichtig, zu spielen. Außerdem trainiere ich zwei bis drei Mal in der Woche, manchmal auch die ganze Woche, mit den Profis.

"Sie vergleichen mich mit Ibrahimovic!"

LAOLA1: Du hast mit drei Toren und einem Assist in den ersten drei Spielen einen Traumstart in der Juve-Primavera hingelegt.

Jakupovic: Es ist super gelaufen. Mich freut das auch. Aber jetzt sind es in insgesamt sechs Spielen drei Tore und zwei Assists – für mich ist das noch zu wenig. Ich muss in den kommenden zwei Monaten hart arbeiten. Jedes Training zählt!

LAOLA1: Du hast unter Trainer Alessandro Dal Canto schon im Empoli-Nachwuchs gespielt. Welche Rolle spielt er?

Jakupovic: Wir verstehen uns sehr gut. Er kennt meine Spielweise und vertraut mir. Natürlich ist es ein Pluspunkt für mich, dass ich den Trainer schon kenne. Aber ob ich spiele, oder nicht, hat damit nichts zu tun. Im Endeffekt zählt die Leistung. Wenn du gut trainierst, dann spielst du.

Jakupovic im Empoli-Trikot
Foto: © getty

LAOLA1: Du hast bei der Austria, bei Middlesbrough und bei Empoli gespielt. Wie ist die Qualität im Juventus-Nachwuchs?

Jakupovic: Wenn man nur den Namen Juventus ausspricht, weiß schon jeder, worum es geht. In ganz Italien wird viel Wert auf Taktik gelegt, aber Juve ist auch spielerisch stark. Allerdings läuft es derzeit nicht so, wie es gerade laufen sollte, wir haben gegen Napoli, Lazio und Fiorentina insgesamt nur einen Punkt geholt. Es ist nicht so einfach, wir müssen schon gut spielen, um auch zu gewinnen.

LAOLA1: Nachdem du im Derby gegen Torino das 1:0-Siegtor erzielt hast, hat es in Turin einen kleinen Hype um dich gegeben. Wie hast du das erlebt?

Jakupovic: Mir haben meine Mitspieler schon vor dem Spiel gesagt, dass sie in dieser Saison das erste Meisterschaftsduell und auch das Cup-Spiel gegen Torino verloren haben. Dann hat der Torino-Trainer in den Zeitungen sinngemäß gesagt: "Alle Torino-Fans sollen zum Spiel kommen, den Rest erledigen wir." Das hat mich zusätzlich motiviert. Es war ein geiles Spiel, es ist 90 Minuten hin und her gegangen, in der Schlussminute habe ich dann das Tor erzielt.

LAOLA1: "Il nuovo Ibrahimovic" war danach zu lesen.

Jakupovic: Ja, sie vergleichen mich mit ihm. Mich freut das, er ist mein Idol!

LAOLA1: Wie war es, als du das erste Mal mit den Profis trainiert hast?

Jakupovic: Ich habe am Vorabend eine Nachricht bekommen, dass ich mit der ersten Mannschaft trainiere. Dann kommst du dort hin und siehst Spieler wie Higuain, Dybala, Pjanic, Mandzukic und Buffon. Das sind alles Spieler, die ich aus dem TV kenne, die ich in der Champions League verfolgt habe, die so vieles schon erreicht haben. Und ich habe die Gelegenheit, mit ihnen zu trainieren, mich gegen sie zu beweisen. Das sind unvergessliche Momente. Und noch etwas war unglaublich.

"Vor allem Pjanic hat mir am Anfang sehr geholfen, hat mir in den ersten Tagen viele Tipps gegeben"

LAOLA1: Was denn?

Jakupovic: Wie nett die sind! Wenn man etwas braucht, ist jeder für einen da. Ganz egal, worum es geht. Vor allem Pjanic hat mir am Anfang sehr geholfen, hat mir in den ersten Tagen viele Tipps gegeben. Auch Mandzukic hat sich sehr um mich gekümmert.

LAOLA1: Wie geht es dir sportlich bei den Trainings?

Jakupovic: Bis das Training anfängt, schaue ich mich nur um, wer da alles herumläuft, wie diese Spieler so sind. Aber sobald das Training beginnt, bin ich voll konzentriert, vergesse irgendwie, mit wem ich da am Platz stehe. Da versuche ich einfach, mein Bestes zu geben, meine Chance zu nutzen. Nach dem Training staune ich wieder. Es ist schwer, das zu beschreiben. Montag bis Mittwoch wird immer sehr hart trainiert, am Donnerstag geht es mehr um Taktik und Freitag ist dann Abschlusstraining.

LAOLA1: Dybala, Higuain, Mandzukic – was kann man von diesen Stürmern im täglichen Training lernen?

Jakupovic: Wenn man solchen Spielern nur beim Training zusehen darf, ist das schon super. Aber wenn man die Chance hat, mit ihnen am Platz zu stehen, sich Tipps zu holen, ist das noch besser. Es ist unglaublich, wie sie trainieren, wie sie sich im Training reinhauen. Das ist so professionell, so stark!

Jakupovic im Dress des Nationalteams

LAOLA1: Wie schwierig ist es, da über diese Grenze zu gehen und beispielsweise gegen einen Giorgio Chiellini dann mal richtig reinzusteigen?

Jakupovic: Das ist Fußball, im Training passiert das. Wenn du wem reinsteigst, entschuldigst du dich. Das ist ganz normal, jeder akzeptiert das. Nach dem Training ist alles wieder gut.

LAOLA1: Juventus kann dich im Sommer um fünf Millionen Euro kaufen. Was geht dir durch den Kopf, wenn du diese Summe hörst?

Jakupovic: Das ist nicht wichtig. Ich konzentriere mich einfach darauf, jedes Training, jedes Spiel gut zu absolvieren. Was im Sommer passiert, wird passieren. Die Summen sind Nebensache.

LAOLA1: Robert Prosinecki, der Teamchef von Bosnien-Herzegowina, soll dich Ende Februar, Anfang März einmal beobachtet haben.

Jakupovic: Das habe ich auch gelesen. Ich hatte noch nie Kontakt zu ihm.

LAOLA1: Der bosnische Verband hat dich aber schon kontaktiert, oder?

Jakupovic: Ja, das will ich nicht verheimlichen.

LAOLA1: Wenn du eine Einberufung für das bosnische Nationalteam bekommst, was würdest du tun?

Jakupovic: Ich will mir über dieses Thema nicht den Kopf zerbrechen. Ich konzentriere mich bis zum Sommer voll und ganz auf Juve, das ist mir wichtig.

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