news

Peter Stögers Weg nach oben

Von Untersiebenbrunn nach Dortmund - sein außergewöhnlicher Aufstieg:

Peter Stögers Weg nach oben Foto: © GEPA

Peter Stöger ist an der Spitze des europäischen Fußballs angekommen, der Wiener ist neuer Trainer von Borussia Dortmund.

Begonnen hat die Karriere des 51-Jährigen in Untersiebenbrunn mit einem Job, den er dann doch nicht angetreten hat. Trotz eines Bundesliga-Meistertitels musste er sich den Respekt über Stationen in den Regionalligen des Landes erarbeiten.

LAOLA1 zeichnet den außergewöhnlichen Weg des Erfolgstrainers nach:

SC InterWetten.com (2004)

SC InterWetten.com (2004)
Foto: © GEPA

Die erste Station nach Ende der aktiven Karriere war eigentlich gar keine. Mit Ende der Saison 2003/04 wurde der Wiener als neuer Sportmanager des in Untersiebenbrunn ansässigen Zweitligisten präsentiert. Während der Saison hatte der 65-fache Teamspieler selbst noch die Fußballschuhe für die Niederösterreicher geschnürt. Elf Tage später erklärte Stöger dann aber, den Job doch nicht anzutreten. „Die Zukunftsperspektiven des Vereins haben sich anders dargestellt als ursprünglich von mir angenommen“, so seine Begründung.



Austria Wien Amateure (2004-2005)

Austria Wien Amateure (2004-2005)
Foto: © GEPA

Eine Woche nachdem sein Engagement in Untersiebenbrunn gescheitert war, fand Stöger im Sommer 2004 dann doch einen passenden Manager-Job. Im Alter von 38 Jahren wurde der Mann, der mit den Veilchen als Spieler drei Mal Meister und drei Mal Cupsieger wurde, Manager der Amateure, gleichzeitig unterstützte er das Trainer-Duo bestehend aus Günter Kronsteiner und Lars Söndergaard als Scout. Darüberhinaus fungierte er auch als TV-Experte. Bei den Jung-Veilchen wurde das Saisonziel unter Manager Stöger und Trainer Karl Daxbacher prompt erreicht – erstmals gelang einer Amateure-Mannschaft der Aufstieg in die zweithöchste Spielklasse.



Austria Wien (2005-2006)

Austria Wien (2005-2006)
Foto: © GEPA

Ein Jahr und einen Tag nachdem Stöger ursprünglich als Untersiebenbrunn-Manager präsentiert wurde, war der ehemalige Mittelfeldspieler plötzlich Trainer des Bundesliga-Krösus. Das in der Ära Frank Stronach praktisch halbjährlich rotierende Trainerkarussell hatte soeben Kronsteiner und Söndergaard abgeworfen, nach einem 0:3 daheim gegen den GAK inklusive Platzsturm wütender FAK-Fans. Generalmanager Toni Polster setzte fortan auf das Duo Peter Stöger und Frenkie Schinkels, wobei Ersterer als Hauptverantwortlicher fungierte. „Die Entscheidung ehrt mich, aber überrascht mich auch“, so Stöger. Kein Monat später heimste Stöger mit dem ÖFB-Cup den ersten Titel seiner ganz jungen Trainer-Karriere ein.

Der darauffolgende Herbst war von – selbst für Austria-Verhältnisse zu dieser Zeit – viel Unruhe im Umfeld geprägt. Das bevorstehende Ende des finanziellen Engagements Magnas wurde offenbar, hinter der Zukunft des Klubs standen viele Fragezeichen. Im Winter gab Stöger dann bekannt, sich auf seine Aufgaben als Sportmanager zu konzentrieren, Schinkels fungierte fortan als alleiniger Trainer. Am Ende der Saison stand die Austria zum zweiten Mal in der Ära Stronach als Meister fest, auch der Cup-Sieg wurde eingefahren. Im darauffolgenden Herbst verkraftete die Mannschaft einen großen Kaderumbruch inklusive unübersehbarem Qualitätsverlust nicht – Leistungsträger wie Rushfeldt, Janocko, Sionko, Linz, Sebo, Dheedene, Didulica und Papac verließen den Klub, Spieler wie Wimmer, Pichlmann, Aigner und Mair wurden geholt. Nach dem 13. Spieltag der Saison 2006/07 fand sich der FAK am Tabellenende wieder. Der eben erst installierte Generalmanager Thomas Parits setzte Schinkels und Stöger vor die Tür. „Ich bin einfach nur traurig“, so der Wiener bei seinem Abgang.



First Vienna FC (2007-2010)

First Vienna FC (2007-2010)
Foto: © GEPA

Stöger blieb nach seinem Aus bei der Austria weiter präsent, arbeitete er doch wieder als TV-Experte. Im Sommer 2007 fand er auch bei einem Verein eine neue Aufgabe, er wurde Sportdirektor bei Österreichs ältestem Fußballklub. Nach enttäuschenden Leistungen in der Regionalliga setzte sich Stöger dann auch selbst auf die Trainerbank und beerbte damit Fritz Drazan. Was ursprünglich nur bis zur Winterpause angedacht war, wurde zur langfristigen Lösung. Im Jänner 2009 jubelte der Trainer über den Titel beim Wiener Stadthallen-Turnier, ein in der Hauptstadt prestigeträchtiger Erfolg und kurioserweise der erste der Vienna überhaupt.

Noch viel mehr Jubel gab es im Juni, als die Döblinger durch ein 0:0 in Neusiedl den Meistertitel in der Regionalliga und somit die Rückkehr in den Profi-Fußball fixierten. In der Ersten Liga trat die Vienna dann mit vielen Halbprofis an, Stöger musste die Trainingszeiten an den Arbeitszeiten seiner Kicker ausrichten, die Truppe schlitterte in den Kampf gegen den Abstieg. Ende April zog sich Stöger auf den Posten des Sportdirektors zurück, sein früherer Austria-Partner Schinkels wurde Trainer. Weil Austria Kärnten keine Lizenz erhielt, blieb den Blau-Gelben die Relegation erspart, die Klasse wurde gehalten, Stögers Zeit in Döbling endete.


>>> Soll dich unser virtueller Experte Toni via Facebook Messenger automatisch auf dem Laufenden halten? <<<


GAK (2010-2011)

GAK (2010-2011)
Foto: © GEPA

Obwohl der Wiener durchaus Erfolge vorzuweisen hatte, waren Angebote rar gesät. Erst Ende November 2010 fand Stöger wieder einen Job, diesmal in der Steiermark. Der GAK, der nach argen finanziellen Problemen in der Regionalliga gelandet war, nahm Stöger unter Vertrag. Stöger übernahm die Grazer auf Rang sieben und erreichte einen Punkteschnitt von 2,13. Die „Rotjacken“ durften bis kurz vor Saisonende sogar vom Aufstieg träumen. Letztendlich beendete der GAK die Meisterschaft auf Rang drei, vier Punkte hinter der Tabellenspitze. Doch bereits kurz vor Saisonende war klar, dass Stögers Zeit in der steirischen Landeshauptstadt endet.



SC Wiener Neustadt (2011-2012)

SC Wiener Neustadt (2011-2012)
Foto: © GEPA

Nach fünf Jahren durfte Stöger über die Rückkehr in die Bundesliga jubeln. Der SC Wiener Neustadt machte ihn zum neuen Sportchef und damit zum Nachfolger von Peter Schöttel, der zum SK Rapid abgewandert war. Bei den Niederösterreichern traf Stöger auf einen Mann, der sich in seiner weiteren Trainerkarriere zu seinem kongenialen Partner entwickeln sollte – Manfred Schmid. Der frühere Mittelfeldspieler, der mit Stöger einst gemeinsam bei der Austria gekickt hatte, blieb nach Schöttels Abgang als Co-Trainer an Bord. Als Tormanntrainer arbeitete übrigens der nunmehrige Sturm-Geschäftsführer Günter Kreissl. Wie erwartet fand sich der Klub, der im Sommer zahlreiche Stammkräfte (Burgstaller, Grünwald, Fornezzi, Kolousek, Aigner, Kostal) abgegeben hatte, rasch am unteren Ende der Tabelle wieder. Letztendlich gelang aber recht souverän der Klassenerhalt, Kapfenberg musste den Gang in die zweite Liga antreten.



Austria Wien (2012-2013)

Austria Wien (2012-2013)
Foto: © GEPA

Es war der Plan B von Austrias Sportvorstand Thomas Parits. Eigentlich sollte Franco Foda nach Wien-Favoriten gelotst werden, doch der Deutsche entschied sich für den Job beim 1. FC Kaiserslautern. Also holte Parits jenen Mann zurück, von dem er sich bei seinem Amtsantritt vor nicht ganz sechs Jahren getrennt hatte. Für den 46-Jährigen ging „ein Traum in Erfüllung“, er führte sogar selbst die Verhandlungen mit dem SC Wiener Neustadt, um die Freigabe zu erhalten. Die Veilchen hatten ein eher traumatisches Frühjahr unter Ivica Vastic hinter sich, einen internationalen Startplatz verpasst. Was folgte, ist Geschichte: Die Violetten spielten eine unglaubliche Saison, wurden mit dem Punkterekord von 82 Zählern Meister, Stöger war der gefeierte Held in Wien-Favoriten.

Schon vor dem Saisonfinale klopfte mit Werder Bremen angeblich ein deutscher Bundesliga-Klub an. Die „Peter bleib‘ bei uns!“-Rufe der FAK-Fans bei der Teller-Übergabe beendete Stöger mit einem legendären „Gusch jetzt!“. Mitte Juni war der Abgang des Erfolgstrainers nach tagelangem Hin und Her dann fixiert, der 1. FC Köln nahm Stöger unter Vertrag. Angeblich hätte die Austria davor durchaus die Chance gehabt, Stöger weiter an sich zu binden, der Vorschlag des Trainers, den Job des Sport-Vorstands zu übernehmen und Manfred Schmid zum neuen Chefcoach zu machen, soll im Raum gestanden sein.



1. FC Köln (2013-2017)

1. FC Köln (2013-2017)
Foto: © GEPA

„Ich hoffe wirklich, dass ich den Erwartungen gerecht werde“, sagte Stöger in seiner ersten Stellungnahme nach dem Wechsel in die Domstadt. Die „Geißböcke“ hatten ihre erste Saison nach dem Abstieg auf dem fünften Platz beendet. Stöger eroberte die Kölner Herzen im Sturm, wurde auf Anhieb Meister und führte den Verein zurück in die höchste Spielklasse. In seiner ersten Bundesliga-Saison gelang Stöger auf Rang zwölf recht souverän der Klassenerhalt mit fünf Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz.

Es folgte Rang neun in der Saison 2015/16 und in der Spielzeit darauf der sensationelle fünfte Platz – erstmals seit 25 Jahren spielte der „Effzeh“ wieder international, ganz Köln lag Stöger zu Füßen. Der Wiener genoss längst Kult-Status, hatte auch abseits des grünen Rasens mit seinen öffentlichen, stets authentischen Auftritten unglaublich viele Sympathiepunkte gesammelt. Doch im Herbst 2017 ging plötzlich alles schief – nur drei Punkte aus 14 Runden sorgten dafür, dass die Ära Stöger in Köln endete.



Borussia Dortmund (2017-?)

Borussia Dortmund (2017-?)
Foto: © GEPA

Nur eine Woche nach dem Aus in Köln die Sensation – Stöger wird Trainer bei Borussia Dortmund und übernimmt damit einen der begehrtesten Trainerjobs im europäischen Fußball. „Für mich und wahrscheinlich für alle eine Überraschung“, kommentiert er diesen Umstand.


Kommentare