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"Habe Kopf nicht voll mit irgendwelchen Gerüchten"

Werders Florian Grillitsch spricht über das ÖFB-Team und Transfer-Gerüchte.

Florian Grillitsch war der Aufsteiger der vergangenen Saison.

Auf seiner neuen, ungewohnten Position im defensiven Mittelfeld hat sich der 21-Jährige in der Stammelf von Werder Bremen festgespielt und dementsprechend im Sommer auch Begehrlichkeiten geweckt.

Es ist fast ein wenig überraschend, dass er noch nie im Kader des ÖFB-Teams gestanden ist. „Das ist doch positiv für Österreich, so viel Qualität zu haben“, entgegnet er im LAOLA1-Interview.

Der Niederösterreicher spricht außerdem über Transfergerüchte, seinen auslaufenden Vertrag und die Werder-Fans.

LAOLA1: Du wirst seit Monaten als Kandidat für das A-Team gehandelt. Wie geht es dir damit, wenn du siehst, dass es jetzt wieder andere geschafft haben, du aber nicht?

Florian Grillitsch: Natürlich wäre ich da gerne dabei, ich habe mir auch Chancen ausgerechnet. Aber der Teamchef hat eben so entschieden und ich akzeptiere das. Ich werde versuchen, bei Werder weiter meine Leistungen zu bringen und hoffe, dann irgendwann dabei zu sein. Ich freue mich aber auch, für die ÖFB-U21 spielen zu können.

LAOLA1: Spielst du vielleicht auf der „falschen“ Position. Im ÖFB-Team kommen viele Spieler für das Mittelfeld-Zentrum in Frage…

Grillitsch: Das glaube ich nicht. Man sieht einfach, dass wir gute Leute haben, die schon international gespielt haben und auch international spielen werden. Es ist doch positiv für Österreich, da so viel Qualität zu haben.

LAOLA1: Hat Marcel Koller schon einmal mit dir gesprochen?

Grillitsch: Nein.

LAOLA1: Bei der Kaderbekanntgabe hat der Teamchef gesagt, du würdest noch ein bisschen Zeit brauchen. Wie gehst du damit um?

Grillitsch: Wie gesagt: Ich werde versuchen, wieder gute Leistungen zu bringen und würde mich freuen, einmal dabei zu sein. Ich will aber genauso bei der U21 meine Leistung bringen, immerhin bin ich hier ein Führungsspieler.

LAOLA1: Du sprichst es an: Du musst bei der U21 mehr Verantwortung übernehmen, weil einige andere Leistungsträger nicht mehr dabei sind. Spürst du, dass mehr Druck auf dir lastet?

Grillitsch: Druck mache ich mir keinen. Aber es stimmt schon: Gute Spieler sind hochgezogen worden. Vielleicht wachse ich jetzt doch mehr in diese Führungsrolle hinein.



LAOLA1: Sprechen wir über den Sommer. Ideal ist deine Vorbereitung ja nicht verlaufen, oder?

Grillitsch: Ich hatte gleich am Anfang eine Mittelohrentzündung, musste Antibiotika nehmen, dann konnte ich ein paar Trainings machen und habe mir im ersten Spiel einen Muskelfaserriss zugezogen. Das war bitter. Seit etwas mehr als zwei Wochen bin ich wieder dabei, zwar noch nicht auf dem Stand der anderen, aber es wird.

LAOLA1: Dass du trotzdem sofort zum Einsatz gekommen bist, zeigt aber, welches Standing du in Bremen mittlerweile hast.

Grillitsch: Ich fühle mich ja auch gut, nur kann ich vielleicht noch nicht so lange spielen. Es hat mich gefreut, das Vertrauen zu bekommen. Wenngleich es gegen die Bayern zum Auftakt schwer war. Mit einem Sieg in München kann man aber auch nicht rechnen. Unser Blick richtet sich nach vorne.

LAOLA1: Sebastian Prödl hat im Zusammenhang mit den Bayern den Spruch mit dem Zahnarzt-Besuch getätigt. Nach dem Cup-Aus gegen Lotte war das wohl wie ein Zahnarzt-Besuch, nachdem man aufs Maul bekommen hat, oder?

Grillitsch: In der ersten Pokal-Runde erwischt es immer irgendeinen Bundesligisten. Diesmal waren es wir. Das sollte nicht passieren, ist aber passiert. Wir richten unseren Fokus auf die Bundesliga, um nicht noch so eine Saison zu erleben, wo wir bis zum letzten Spieltag um den Klassenerhalt kämpfen müssen.

LAOLA1: Muss man sich bei euren Fans Sorgen machen, dass die Stimmung schnell kippt? Ende der vergangenen Saison hatte man angesichts so mancher Aktion ja nicht den Eindruck.

Grillitsch: Die Fans in Bremen sind einzigartig. Es war unbeschreiblich, was da letzte Saison abgegangen ist. Einfach unglaublich! Natürlich sind sie nach den ersten zwei Spielen jetzt ein bisschen angefressen, aber ich glaube, dass sie auch gegen Augsburg hinter uns stehen werden. Es geht nur gemeinsam!

LAOLA1: Du hast auf deiner Position in Bremen ein paar neue Konkurrenten bekommen. Wie schätzt du deinen Status ein?

Grillitsch: Wir haben einen ziemlich großen Kader und speziell im zentralen Mittelfeld viele Spieler. Der Konkurrenzkampf belebt – jeder will sich zeigen, jeder will spielen. Ich glaube aber, der Trainer weiß, was er an mir hat. Ich habe schon letzte Saison gute Leistungen gezeigt. Ich denke, er vertraut mir.

"Das intensive Saisonfinale hat auch mental an meinen Kräften gezehrt, also wollte ich danach einfach abschalten. Ich habe diese Gerüchte nicht so nah an mich heran gelassen."

LAOLA1: Du spielst auf deiner neuen, defensiven Position doch schon ein paar Monate. Wie hast du dich mittlerweile damit angefreundet?

Grillitsch: Ganz gut. Ich fühle mich im zentralen Mittelfeld am wohlsten – ob ich offensiv oder defensiv spiele, ist da nicht so entscheidend. Ich kann dort meine Stärken am besten ausspielen.

LAOLA1: Geht dir das Toreschießen gar nicht ab?

Grillitsch: Wenn wir gewinnen und ich treffe nicht, ist mir das auch recht. Natürlich schieße ich gerne Tore, wenn es aber nicht sein soll, ist es eben so.

LAOLA1: Es hat diesen Sommer mehrere Transfergerüchte um deine Person gegeben. Wie bist du mit diesem Dauerthema umgegangen?

Grillitsch: Ich habe mich damit nicht viel beschäftigt. Das intensive Saisonfinale hat auch mental an meinen Kräften gezehrt, also wollte ich danach einfach abschalten. Ich habe diese Gerüchte nicht so nah an mich heran gelassen.

LAOLA1: Funktioniert das heutzutage überhaupt? Ich kann mir gut vorstellen, dass dir deine Freunde immer wieder mal via Whatapp Links mit Artikeln über dich schicken.

Grillitsch: Ja, aber ich war im Sommer nicht so viel am Handy.

LAOLA1: Ein Wechsel war also nie ernsthaft ein Thema?

Grillitsch: Natürlich gibt es immer Überlegungen, aber Frank Baumann (Anm. Geschäftsführer Sport bei Werder) hat klargemacht, dass ich bleibe und das war auch meine Ansicht.

LAOLA1: Werder will, dass du einen neuen Vertrag unterschreibst. Wie ist der Stand der Dinge?

Grillitsch: Es gibt immer wieder Gespräche. Stand ist: Ich habe noch ein Jahr Vertrag und im Laufe der Saison wird man sehen, wo der Weg hinführt. Es gibt aktuell nichts Neues.

LAOLA1: Du hast also keinen großen Stress?

Grillitsch: Genau. Ich mache mir keinen Druck. Ich will am Platz meine Leistung zeigen, der Rest kommt dann schon.

LAOLA1: Macht dir Werder Druck?

Grillitsch: Nein, das auch nicht.

LAOLA1: Du bist zum ersten Mal in deiner Karriere in der Situation, wo alle von dir wissen wollen, wie es weitergeht. Nervt das?

Grillitsch: Das gehört im Fußball dazu. Mir ist das nicht so wichtig. Ich konzentriere mich auf den Fußball und schaue darauf, den Kopf nicht mit irgendwelchen Gerüchten und Vertragssituationen voll zu haben.

LAOLA1: Und du hast offenbar gute Interview-Schulungen genossen. Du weißt, was du zu sagen hast.

Grillitsch: Ich sage es so, wie es ist. Die meisten Medien fragen mich, wie es mit dem Vertrag aussieht. Aber ich mache mir da keinen Kopf drüber. Ich spiele einfach und will mit meinem Team erfolgreich sein.


Das Gespräch führte Harald Prantl

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