Stefan Posch kann sich der Schulterklopfer dieser Tage nur schwer erwehren.
„Beeindruckend“, findet Hoffenheim-Sportchef Alexander Rosen die Leistungen des 20-Jährigen. Auch Trainer Julian Nagelsmann lobt den ÖFB-Legionär. Landsmann und Zimmerkollege Florian Grillitsch bescheinigt ihm „Riesen-Qualität“.
„Ich denke, ich habe meine Chance gut genützt“, grinst der Steirer. Widersprechen kann ihm da niemand. Ende September warf Nagelsmann den Blondschopf ins kalte Wasser, seither schwimmt Posch.
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Sechs Spiele von Beginn an hat der Verteidiger bereits absolviert und mehr Einsatzminuten gesammelt als seine Landsleute Grillitsch und Robert Zulj, der nach einer Schambeinentzündung erst langsam wieder ins Training einsteigt.
Pech und Glück im September
Dabei hat der Herbst gar nicht so gut begonnen. Nach starken Vorstellungen in der Vorbereitung erlitt Posch Anfang September einen Rückschlag, zog sich einen Bänderriss im Knöchel zu. „Das war bitter, ich wäre nämlich beim Spiel gegen die Bayern im Kader gestanden“, berichtet er.
Doch der U21-Internationale kämpfte sich rasch zurück und profitierte in weiterer Folge wiederum vom Verletzungspech einiger seiner Mitspieler. Denn plötzlich ist er gemeinsam mit dem 22-jährigen Kevin Akpoguma dafür zuständig, dass die Hoffenheimer Defensive hält. Benjamin Hübner und Ermin Bicakcic, die diese Aufgabe eigentlich erfüllen sollten, konnten nicht mithelfen.
"Ich spiele weiterhin von Beginn an, das ist das beste Feedback, das man kriegen kann"
Schon im Sommer, als Posch zwei Jahre nach seinem Wechsel aus dem Admira- in den Hoffenheim-Nachwuchs seinen ersten Profi-Vertrag unterzeichnete, erklärte ihm der Verein, dass er in dieser Saison den Durchbruch schaffen solle.
„Es ist genauso gekommen, wie es der Plan war. Aber man kann vorher ja nie wissen, ob es wirklich so kommt. Ich hätte mir nicht erwartet, dass ich jetzt schon auf so viele Einsätze von Beginn an komme. Es ist natürlich gut gelaufen für mich, super, dass ich so viel gespielt habe“, sagt der Abwehrspieler.
Nachsatz: „Dafür habe ich trainiert, seit ich klein war. Schön, dass es sich gelohnt hat.“
Und wie fällt das Feedback des Trainers nach diesen ereignisreichen Wochen aus? „Ich spiele weiterhin von Beginn an, das ist das beste Feedback, das man kriegen kann“, lacht Posch.
Die hohe Belastung
Auch medial wird er von Spiel zu Spiel besser bewertet. Doch das ist ihm dann eigentlich doch recht egal: „Es gibt bei Hoffenheim einen Medien-Spiegel, da lese ich mir schon ab und zu Sachen durch. Im Endeffekt zählt aber das, was der Trainer sagt. Die Meinung von anderen interessiert mich zwar, beeinflusst mich aber überhaupt nicht. Ich kann selbst gut einschätzen, wie ich gespielt habe.“
Dass das Leben als Profi im Dauereinsatz dann doch ein wenig anders ist als jenes eines Nachwuchsspielers hat Posch rasch gemerkt: „Die Belastung war hoch, all die Reisen sind sehr anstrengend, gehen an die Substanz.“ Zuletzt hatte er deshalb auch muskuläre Probleme im Oberschenkel, konnte der ÖFB-U21 in der EM-Quali gegen Serbien und Mazedonien deswegen nicht helfen.
Doch nicht nur die physische Belastung ist hoch. „Es ist schon mehr Druck da, auch von medialer Seite, von den Zuschauern her. Das darf dich als Profi aber nicht beeinflussen. Wenn ich in Zukunft mal bei einem größeren Verein spielen will, wird es das immer geben. Das muss man ausblenden“, sagt der ÖFB-Legionär.
Der Druck steigt nun auch mannschaftsintern wieder – Bicakcic ist wieder fit. Posch rechnet aber nicht damit, wieder von der Bildfläche zu verschwinden: „Wir werden wieder weniger Spiele haben und es wird schwieriger für mich, Einsätze zu kriegen. Wenn ich aber weiter Gas gebe und meine Leistung bringe, mache ich mir keine Sorgen.“
Das Training unter Nagelsmann
Zudem könne er in der Abwehr praktisch jede Position spielen, hat das in Hoffenheim auch schon bewiesen. „Es ist super, dass ich hinten praktisch schon alles durchhabe. Dadurch steigen meine Chancen auf Einsätze.“
Keinerlei Probleme bereitet dem 20-Jährigen das anspruchsvolle Training unter Coach Nagelsmann: „Man muss viel mitdenken. Es gibt verschiedene Umschaltformen, verschiedene Farben, Felder, Begrenzungen. Da musst du im Kopf schnell schalten. Es ist intensiv, macht aber viel Spaß. Am Anfang ist es schon eine Umstellung, das muss erst Routine werden.“
Und schon bald sollen sich wieder Schulterklopfer einstellen. „Ich denke, er wird in Zukunft auf jeden Fall dabei sein. Ich hoffe, so schnell wie möglich“, sagt Teamkollege Grillitsch über Poschs Chancen auf eine Einberufung ins ÖFB-Team.
Posch dazu: „Natürlich ist es ein Ziel, ins A-Team zu kommen. Wenn ich weiter meine Leistungen in der Bundesliga bringe, ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis ich meine Chance bekomme.“