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Peter Stöger: "Ergebnis geht in Ordnung"

Der Dortmund-Trainer nimmt sich kein Blatt vor den Mund:

Peter Stöger: Foto: © GEPA

Peter Stöger war nach der 0:6-Pleite (Spielbericht) seiner Dortmunder im Top-Spiel des 28. Spieltages der deutschen Bundesliga beim FC Bayern München richtig bedient.

"Wir haben viel zu viel falsch gemacht. Die Grundtugenden haben gefehlt, die mal die Basis für den Erfolg hier bei Borussia Dortmund waren. Wenn man gegen eine qualitativ so starke und zielstrebige Mannschaft spielt, geht es ohne diese Tugenden dann auch mal richtig schief", sagt der 51-Jährige nach seiner persönlich höchsten Niederlage als Trainer bei "Sky".

Kampf um Champions League offen

Stöger hofft, dass die Niederlage eine reinigende Wirkung mit sich bringt: "Es ist vielleicht besser so als bei einem 0:1, wo man sich wehrt und dann verliert man und geht zur Tagesordnung über, weil man gegen Bayern München verloren hat. Vielleicht ist es mal gut, alles ein bisschen kritischer, oder noch kritischer als man es vielleicht eh macht, zu betrachten."

Für Borussia Dortmund ist das 0:6 gegen den designierten deutschen Meister die höchste Niederlage seit Februar 1991, als man sich in der Bundesliga dem VfB Stuttgart mit 0:7 geschlagen geben musste. Damals beendete der BVB die Saison auf Platz zehn.

Diese Platzierung droht Dortmund in dieser Saison zwar nicht, aber im Kampf um die Champions-League-Plätze haben die drittplatzierten Schwarz-Gelben noch einiges vor sich. Erzrivale Schalke hat einen Vorsprung von vier Punkten. Hinter dem BVB lauern Bayer Leverkusen, RB Leipzig und Eintracht Frankfurt, die sich allesamt in Schlagdistanz befinden.

Dass der BVB womöglich bis zum letzten Spieltag um die Champions-League-Qualifikation kämpfen muss, war Stöger schon vor seinem Amtsantritt bewusst: "Der Anspruch an diese Mannschaft ist, dass man auf Platz zwei kommt oder fix in die Champions League kommt. Ich habe von Anfang an gesagt, es wird bis zum Schluss eine ganz enge Geschichte werden."

Kein Plädoyer

Stögers persönliche Situation ist ebenfalls prekär. Der Vertrag des Wieners läuft mit Saisonende aus. Die empfindliche Niederlage gegen Bayern München und das Ausscheiden in der Europa League gegen den FC Salzburg waren keinesfalls Werbung in eigener Sache.

"Es ist nicht das Thema, ob ich Trainer bleibe oder nicht. Dann muss man schauen, wer das kann und welche Rädchen muss man drehen und das sind nicht nur paar Rädchen sondern Räder, meiner Meinung nach", attestiert der Stöger einem potenziellen Nachfolger eine schwere Aufgabe.

Dass auch irgendwann Stögers Position bewertet wird, findet er "gut", für den Trainer des BVB gibt es aber noch einige andere ungeklärte Fragen: "Man muss schauen, welche Art und Weise möchte man gerne spielen, wofür soll dieser Verein stehen? Was ist die Ausrichtung? Man muss wirklich ins Detail gehen. Welche Spieler braucht man für diese Spielidee? Wir haben verschiedene Möglichkeiten um erfolgreich Fußball zu spielen."

Plädoyer oder gar Abgesang auf seine Person sollen seine Ausführungen nicht darstellen, Stöger möchte nur sagen "was passieren muss, dass man eine Mannschaft auf die Beine stellt, die den Anspruch relativ einfach erfüllen kann, in die Champions League zu kommen und, wenn alles gut läuft, ein bisschen näher an Bayern München zu kommen. Und davon, meine ich, sind wir weit entfernt."

Stöger könnte mit Abgang leben

Peter Stöger ist "froh und stolz" Borussia Dortmund trainieren zu dürfen, jedoch ginge für ihn die Welt nach einer möglichen Ablöse nicht unter. "Mein Leben definiert sich nicht daran, dass ich beim BVB an der Seitenlinie stehe. Ich habe schon so viele Sachen in meinem Leben gemacht und bin ein relativ aufgeräumter und glücklicher Mensch."

Stöger fügt hinzu: "Wenn die Bewertung dann auch kommt, dass vieles relativ okay ist und es ist ein anderer Mann gefordert, dann ist das vollkommen in Ordnung."

Dass Matthias Sammer den BVB als externer Berater verstärken wird, begrüßt Stöger. Kontakt zum Champions-League-Sieger von 1997 hatte Stöger noch nicht. "Ich finde es mal gut, dass man sich zusätzliche Kompetenz ins Haus holt. Es lohnt sich immer über Fußball und über verschiedene Ideen zu diskutieren", freut sich Stöger über frische Kräfte.

Niederlage könnte Spuren hinterlassen

Stöger findet auf der Pressekonferenz nach dem Spiel, dass die Höhe der Niederlage in Ordnung ginge.

Ein sichtlich niedergeschlagener Andre Schürrle spricht von einer schmerzlichen Niederlage: "Das tut sehr, sehr weh."

Doch nicht nur in der Mannschaft ist die Enttäuschung groß. Neven Subotic, der im Winter an Saint-Etienne abgegeben wurde, schreibt auf Facebook: "Mein schwarz-gelbes Herz tut weh wie noch nie."

Am nächsten Spieltag bietet sich gegen den VfB Stuttgart die erste Chance auf Wiedergutmachung. Bleibt diese ungenützt, wird es für Stöger und den BVB noch unangenehmer.


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