Der Ball rollt wieder in der deutschen Bundesliga! Mit gemischten Gefühlen schauen die Fans auf die Geisterspiele. In der Zeit der leeren Fußballtempel suchen die Anhänger nach Alternativen, um den Emotionen des Spektakels beiwohnen zu können. Da sich in den letzten beiden Wochen gezeigt hat, dass die Bundesliga auch vor verwaisten Kurven und zugigen Tribünen wenig an sportlicher Qualität verloren hat, lachen sich die Rechteverwerter und Pay-TV-Anbieter ins Fäustchen. Der Bildschirm ist die einzige Alternative, um den Lieblingen bei der Arbeit zuzuschauen. Solange die anderen europäischen Ligen sowie Champions- und Europa-League noch pausieren, schauen die Fußballfans auf der ganzen Welt Bundesliga bei Sky und DAZN.

Doch jetzt hat auch Amazon den Fuß in der Tür. Da Eurosport in der Coronapause den Vertrag mit der Deutschen Fussball Liga (DFL) aufgekündigt hat, schnappte sich der Online-Versandhändler ein kleines Stück vom Kuchen und startet einen Testballon. Schon im vergangenen Jahr hatte sich der US-Konzern überraschend Rechte an der Champions-League gesichert und ist augenscheinlich auf den Geschmack gekommen.

Kostenloser Probemonat als Einstieg

Ähnlich wie DAZN bietet auch Amazon Prime ein kostenloses Monatsabo zum Testen an. Dieses kann von Kunden ohne kostenpflichtiger Prime-Mitgliedschaft bzw. bestehendem Amazon-Konto gebucht werden. Es ist jederzeit online kündbar und in Österreich und Deutschland gültig. Damit sind bis zum 17. Juni, also dem 32. Spieltag, 7 Ligaspiele zu empfangen. Außerdem ist Amazon bei den vier Partien zur Relegation dabei, deren Termine noch nicht bekanntgegeben wurden.

Dabei lief die Generalprobe am 18. Mai für Amazon nicht ganz nach Wunsch. Kurzfristig übernahm man die Montagspartie zwischen Werder Bremen und Bayer Leverkusen. Ein Amazon-Sprecher räumte ein, dass einige Kunden eine Tonverzögerung beim Live-Kommentar erlebten, erklärte dies aber mit der überaus kurzen Vorbereitungszeit von nur 24 Stunden und versprach Besserung. Alex Green, Geschäftsführer Sport bei Prime Video, sprach dennoch von einem „außerordentlich positiven Feedback“ seiner Kunden. Er freut sich auf weitere spannende Live-Spiele auf seinem Sender und sprach von einer hohen Videoqualität, welche das Spielgeschehen professionell fokussierte.

Die Übertragungsrechte 2020/21 als Motivation

Eigentlich waren die Bezahl-Fernsehrechte für diese Saison schon aufgeteilt. Sky als Platzhirsch zeigt einen Großteil der Begegnungen und die Konferenz am Samstag. Eurosport hielt für 80 Millionen Euro die Rechte an 45 Freitags-, Sonntags- und Montagspartien. Offenbar war man mit der Resonanz abseits des Samstags unzufrieden und gab die Rechte an DAZN weiter. Die Pandemie nutzten die Münchner, die zum US-amerikanischen Medienimperium Discovery Inc. gehören, zum Komplettausstieg. In diese Lücke sind nun Amazon TV Fußball in Form des Streamingdienstes Amazon Prime und eben DAZN gestoßen, die zusammen die ehemaligen Eurosport-Anteile günstig erwarben. Gerade zur rechten Zeit, möchte man meinen. Experten sind der Ansicht, dass Amazon mit dieser Beteiligung sein verstärktes Interesse an den Rechten der nächsten Spielzeiten anmelden will.

Der Startschuss fällt in Kürze

Anfang Juni will die DFL die Rechte für die Saison 2020/21 vergeben und so sitzt man mit am Tisch, wenn die Karten neu gemischt werden. Es wird gemunkelt, dass sich auch die Deutsche Telekom an der Auktion, die wegen des Lockdowns verschoben werden musste, beteiligen will. Diese konnte in der jetzigen Spielzeit in der 3. Liga Erfahrungen in Sachen Fußball Live Stream sammeln. Das Medieninteresse an der deutschen Bundesliga stand bisher zwar immer etwas im Schatten von LaLiga und Premier League. Durch die länger andauernden Zwangspausen in Spanien und England steht sie jetzt aber im Fokus des weltweiten Fußballs. Es bleibt abzuwarten, wie sich dieser Umstand auf die anstehenden Verhandlungen zwischen der DFL und den Bietern auswirkt!

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