In den letzten vier Jahren stand der Deutsche Meister fast schon immer vor der Saison fest. Und am Ende hieß es tatsächlich jedes Mal: Der FC Bayern München ist Deutscher Meister. Dieses Jahr scheint es aber, dass die Bayern ihre Frühform verloren haben und womöglich ein neuer Meister 2018 gekrönt werden könnte. Doch wer kommt infrage? Denn auch beim BVB kriselt es.

Die Fußballwelt steht aktuell Kopf. Dies hat weniger damit zu tun, dass in fast allen großen europäischen Fußball-Ligen bald wieder gegen den Ball gekickt wird, denn vielmehr damit, dass es auf dem Transfermarkt aktuell drunter und drüber geht. Der historische Rekordtransfer des brasilianischen Superstars Neymar vom FC Barcelona zu Paris St. Germain für unglaubliche 222 Millionen Euro wurde nun offiziell bestätigt.

Infografik FC Bayern

Von solchen Summen und Transferausgaben können selbst die großen deutschen Vereine nur träumen, auch wenn sie dies vielleicht gar nicht wollen. Man werde beim FC Bayern nicht jeden Wahnsinn mitmachen, wurde FCB-Präsident Uli Hoeneß kürzlich zitiert. Und tatsächlich sieht die bisherige Transferbilanz beim FC Bayern zumindest vergleichsweise recht bescheiden aus.

Spieler Abgebender Verein Transfersummer in Euro
Corentin Tolisso Olympique Lyon 41,50 Mio.
Kingsley Coman Juventus Turin 21 Mio.
Niklas Süle TSG Hoffenheim 20 Mio.
James Rodriguez Real Madrid 10 Mio. (Leihgebür mit Kaufoption)
Serge Gnabry Werder Bremen 8 Mio.
Sebastian Rudy TSG Hoffenheim ablösefrei

Tabelle: Zugänge beim FC Bayern; Quelle: transfermarkt.de

Nicht einmal die Hälfte der Transfersumme des Neymar-Deals gaben die Bayern für sechs Spieler von internationalem Format aus. Ob dies gleichbedeutend damit ist, international nicht mehr konkurrenzfähig zu sein, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Zumindest Bundesliga-Wetten dürften diese Saison wieder spannend sein, denn die aktuelle Form des FC Bayern könnte ein Indiz dafür sein, dass auch andere Teams diese Saison um den deutschen Meistertitel mitspielen können.

Pleiten, Pech und Pannen: Der FCB hat derzeit kein Glück

Am letzten Samstag ging es für die Bayern in das erste Pflichtspiel der Saison. Dann trafen die Stars von der Säbener Straße auswärts auf den nationalen Erzrivalen: die Borussia aus Dortmund. Gespielt wurde im Signal Iduna Park. Und auch wenn das Aufeinandertreffen im Supercup noch nicht allzu wichtig genommen wurde, ein Prestigeduell war es allemal.

Bereits im Vorfeld war zudem klar: Eine Niederlage würde beide Teams aufgrund der bisherigen Testspielergebnisse wohl in eine Krise stürzen, noch bevor die Saison so richtig begonnen hat. Am Ende wurde der Sieg der Bayern dann aber nicht so heiß gegessen, wie er gekocht wurde. Trotzdem betonte auch Thomas Müller: „Wir wollten unbedingt gewinnen. Und natürlich ist es immer etwas Besonderes, gegen Dortmund zu spielen, noch dazu, wenn es um den ersten Titel geht.“

Testspielergebnisse des FC Bayern

Testspielergebnisse von Borussia Dortmund

FC Bayern – BCF Wolfratshausen 4:1

FC Bayern – FSV Erlangen-Bruck 9:1

FC Bayern – TSG Hoffenheim 1:0

SV Werder Bremen - FC Bayern 0:2

FC Bayern – Arsenal London 4:5

FC Bayern – AC Mailand 0:4

FC Bayern – FC Chelsea 3:2

FC Bayern – Inter Mailand 0:2

FC Bayern – FC Liverpool 0:3

FC Bayern – SC Neapel 0:2

Borussia Dortmund – Rot-Weiss Essen 2:3

Borussia Dortmund – Urawa Red Diamonds 3:2

Borussia Dortmund – AC Mailand 3:1

Borussia Dortmund – VfL Bochum 2:2

Borussia Dortmund – Espanyol Barcelona 0:1

Borussia Dortmund – Atalanta Bergamo 0:1

Tabelle: Testspielergebnisse des FCB und BVB

Außer gegen den amtierenden englischen Meister, den FC Chelsea, hagelte es für die Bayern bislang in der Vorbereitung jedoch eine Klatsche nach der anderen. Und auch wenn gerade von Seiten Rummenigges stets betont wurde, dass die Umstände aufgrund der langen Asienreise, des Wetters und Trainingspensums sowie des Stands der Vorbereitung diese Ergebnisse nicht überbewertet werden sollen, dass die Bayern noch weit von ihrer internationalen Form entfernt sind, dürfte klar sein. Das konnte auch der Auftritt gegen den BVB im Supercup-Finale bezeugen.

Zudem kommen Verletzungssorgen hinzu. Auf fünf zumindest potentielle Stammspieler muss der italienische Trainer Ancelotti derzeit verzichten. Gerade in der wichtigen Vorbereitungszeit der Saison wiegen die Ausfälle besonders schwer. Ob die verletzten Spieler bis zum Saisonstart fit werden, ist nicht klar.

Derzeitiger Verletzungsstand bei den Bayern

  • Juan Bernat: Syndesmosebandriss – Pause bis Ende Oktober
  • Manuel Neuer: Fußbruch – Pause bis Mitte August
  • David Alaba: Diagnose steht aus – Pause wahrscheinlich nur einige Tage
  • Thiago: Bauchmuskelverletzung – Fehlzeit unklar; Saisonstart fraglich
  • James Rodriguez: Muskelbündelriss – Pause mehrere Monate

Hoffnung, wo sie keiner erwartete

Auch aufgrund der zahlreichen Verletzten stellte der frischgebackene Sportdirektor und ehemalige Bayern-Profi Hasan Salihamidzic in Aussicht, dass der FCB womöglich noch einmal auf dem Transfermarkt zuschlägt. Denn mit dem Ausfall von Thiago und Rodriguez mangelt es insbesondere im zentralen Mittelfeld an hochkarätigen Kräften – dachte man zumindest bis vor kurzem.

Denn derzeit spielt sich dort jemand in den Fokus, den vor der Saison wohl niemand auf dem Zettel hatte. Der bereits beim Confed Cup glänzend aufgelegte Sebastian Rudy reift allmählich zum Königstransfer der Bayern. Dabei kam der mittlerweile 27-Jährige ablösefrei von der TSG Hoffenheim.

Im Spiel gegen Dortmund konnte Rudy mit 63 Ballkontakten glänzen, zudem mit einer starken Zweikampfquote von 60 Prozent gewonnener Duelle und einer starken Passquote von knapp 89 Prozent angekommener Pässe. Von der Spielart erinnert Rudy etwas an Schweinsteiger und Kroos, zwei ehemalige Bayern-Spieler, die man bislang nicht ersetzen konnte beim Rekordmeister.



Michael Reschke, einer der Bayern-Verantwortlichen für die Kader-Planung, sagte jüngst, dass er Rudy für einen „der am meisten unterschätzten deutschen Topspieler“ halte. Reschke, der von den Bayern zum Aufsteiger VfB Stuttgart wechselt, könnte am Ende rechtbehalten und den Bayern ein letztes gewinnbringendes Abschiedsgeschenk hinterlassen haben. Angesichts aktueller Transfersummen dürften die Bayern mit der nicht immer unumstrittenen Verpflichtung von Rudy am Ende – wieder einmal – alles richtiggemacht haben.

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