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Darum ist Thomas Tuchel (k)ein geeigneter Bayern-Trainer

Der 50-Jährige spaltet in seiner noch jungen Amtszeit an der Säbener Straße bereits die Gemüter. Aus diesen Gründen sollte Tuchel (nicht) im Amt bleiben:

Darum ist Thomas Tuchel (k)ein geeigneter Bayern-Trainer Foto: © getty

Es ist bereits über ein halbes Jahr vergangen, seit der FC Bayern München Julian Nagelsmann beurlaubt und im Gegenzug Thomas Tuchel als neuen Cheftrainer an der Säbener Straße installiert hat.

Der 50-Jährige übernahm den Deutschen Rekordmeister in einer durchaus turbulenten Phase - so verlor man zuvor die Tabellenführung an Titelkonkurrent Borussia Dortmund - und sah sich schnell mit einer Seuchensaison konfrontiert, die schlussendlich mit dem Gewinn des Meistertitels zumindest etwas beschönigt werden konnte.

Aber auch in dieser Saison erlebte der gebürtige Krumbacher bereits den einen oder anderen Rückschlag, wie beim überraschenden Pokal-Aus gegen Drittligist Saarbrücken, und spaltet auch deshalb weiter die Gemüter.

Diesen Umstand hat sich LAOLA1 zum Anlass genommen, die Ära-Tuchel genauer unter die Lupe zu nehmen und Argumente für bzw. gegen seine Person als Cheftrainer der Münchner aufzuzeigen.

Thomas Tuchel und Leroy Sane.
Foto: © getty

Pro #1: Hebt Spieler auf ein neues Level

Insbesondere im Bereich der Spielerentwicklung kann kaum ein Trainer mit Thomas Tuchel mithalten. Kaum jemand hat es so meisterhaft geschafft, Stars an ihr Leistungslimit zu führen wie der in Krumbach geborene Cheftrainer.

Ein herausragendes Beispiel hierfür ist der aktuelle Lauf von Leroy Sane. Der 27-Jährige hatte nach seinem Wechsel zu den Bayern im Sommer 2020 mit Anpassungsschwierigkeiten zu kämpfen. Die Medien griffen den Flügelspieler wiederholt scharf an und kritisierten seine schwankenden Leistungen.

Nicht so unter Thomas Tuchel. Der deutsche Nationalspieler befindet sich in Hochform - und das schon die gesamte Saison über. 16 Scorerpunkte in 18 Pflichtspielen sprechen für sich.

Nicht nur beim FC Bayern, sondern auch an seinen früheren Wirkungsstätten verstand es Thomas Tuchel, einzelne Spieler auf ein neues Leistungsniveau zu heben. Ousmane Dembele und Antonio Rüdiger sind dabei nur zwei von vielen Beispielen.

Pro #2: Spieler werden vor Presse geschützt

Seit seiner Ankunft in München hat Thomas Tuchel den Spielern höchste Priorität eingeräumt. Gegenüber den Medien duldet er keine Kritik an seinen Schützlingen und nimmt stets eine schützende Haltung ein.

Der aktuellste Fall betrifft die Angelegenheit rund um Joshua Kimmich, die seit Wochen das Hauptthema in Expertenrunden ist. In diesen Diskussionen wird betont, dass man keine erkennbare Entwicklung bei Kimmich sehe und unsicher sei, ob er nicht auf der falschen Position spiele. Es wurde sogar mehrmals die Frage aufgeworfen, ob Kimmich überhaupt einen Platz in der Startelf verdient habe.

Tuchel wurde wiederholt bei Pressekonferenzen zu dieser Personalie befragt, doch er ließ nie Zweifel aufkommen. "Jo ist ein absoluter Stammspieler und ein Fixpunkt in unserer Mannschaft", bestätigte der Cheftrainer entschieden.

Pro #3: Toptrainer durch und durch

Deutscher Meister, Deutscher Pokalsieger, Champions-League-Sieger – dies sind nur einige der Erfolge, die der renommierte Startrainer verbuchen konnte.

Unabhängig von seinem Standort hat Tuchel beeindruckende Erfolge erzielt, sei es durch das Erreichen der Europa League mit Mainz oder den Gewinn von zwei Meisterschaften mit PSG.

In entscheidenden Momenten zeigt der 50-Jährige immer wieder sein taktisches Geschick und weiß genau, wie er seine Mannschaft optimal einstellen muss. Mit einer von Tuchel geführten Mannschaft ist in Topspielen stets zu rechnen.

Sein unstillbarer Siegeshunger und Ehrgeiz haben ihn dorthin gebracht, wo er heute steht, und werden ihm auch in Zukunft viele weitere Erfolge ermöglichen.

 

Die Niederlage gegen Saarbrücken liegt Kimmich und Co. schwer im Magen.
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Contra #1: Peinliches Pokal-Aus gegen Saarbrücken

Zuallererst ist der aktuell auffällige Negativtrend im DFB-Pokal, der bereits vor Tuchels Engagement seinen Lauf nahm, hervorzuheben.

Was in den Zehnerjahren noch mitunter zu den größten Stärken des FC Bayern zählte, entwickelte sich ab der Saison 2020/21 zu einem regelrechten Sorgenkind.

In den vergangenen vier DFB-Pokal-Spielzeiten kam der Deutsche Rekordmeister nie über das Viertelfinale hinaus, auch Tuchel konnte diesen Trend nicht stoppen. 

So setzte es Anfang November eine überraschende Niederlage in der 2. Runde bei Drittligist Saarbrücken, wodurch die Bayern zwei ihrer drei Pokal-Partien unter dem 50-jährigen Krumbacher verloren. 

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Ob man unter der Regie Tuchels die Trendwende in der kommenden Saison herbeiführen wird können, ist alles andere als gewiss. Zudem dürfte der Geduldsfaden der Bayern-Bosse bereits ordentlich strapaziert worden sein. 

Contra #2: Mangelhafte Kommunikation mit der Mannschaft

Das phasenweise äußerst unsichere Auftreten des Deutschen Rekordmeisters unter Tuchel resultiert auch aus der mangelhaften Kommunikation des 50-Jährigen mit seinen Schützlingen. 

So sollen, Informationen von "tz" zufolge, die Stars, rund um ÖFB-Legionär Konrad Laimer, erst wenige Stunden vor einer Partie erfahren, ob und in welcher Rolle sie zum Einsatz kommen, wodurch es den Betroffenen schwerfällt, sich ideal auf die bevorstehende Herausforderung einzustellen. 

Zudem stehe der 50-Jährige selten für im Sport essenzielle Einzelgespräche mit seinen Spielern zu Verfügung. Diesen wichtigen Teil des offenbar kommunikationsscheuen Übungsleiters übernehmen laut Berichten meist die Co-Trainer Zsolt Löw und Anthony Barry. 

Zwar gehe Tuchel mit Leistungsträgern wie Harry Kane und Thomas Müller des Öfteren in ein vertiefendes Gespräch außerhalb des Trainingsalltags. Laut "Sport1"-Reporter Kerry Hau fühle sich die große Mehrheit von der teils distanzierten Art ihres Cheftrainers allerdings "nicht abgeholt". 

 

Contra #3: Fehlende Handschrift, schlechte Transferpolitik, kurze Zündschnur 

Zur Großteils fehlenden Kommunikation gesellt sich außerdem die ausbleibende Handschrift Tuchels dazu, durch die sich die Bayern eine deutliche Verbesserung in ihrem Spiel erhofft hatten. 

Zwar muss der 50-Jährige mit den Ausfällen von Matthijs de Ligt und Jamal Musiala zwei absolute Leistungsträger vorgeben, dennoch verläuft die Weiterentwicklung der Mannschaft seit Tuchels Übernahme zu langsam, wodurch die Münchner nach wie vor zu viele Gegentore nach Umschaltsituationen kassieren. 

Dass bei den Bayern keine Weiterentwicklung zu erkennen sei, kritisierten auch die beiden "Sky"-Experten Lothar Matthäus und Didi Hamann. Tuchel reagierte auf die Aussagen der ehemaligen DFB-Teamspieler alles andere souverän und lieferte ein mehr als peinliches Live-Interview nach dem Sieg über Dortmund ab.

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Die Bayern-Defensive ist zudem aktuell dünn besetzt. Ein Transfer von Fulhams Palhinha, der als absoluter Wunschspieler Tuchels auf der Sechser-Position bereits den Medizincheck absolvierte, zerschlug sich durch eine verweigerte Freigabe der "Cottagers" in letzter Sekunde. 

Durch den geplatzten Wechsel erntete der 50-Jährige von allen Seiten harsche Kritik. Tuchel selbst sei allerdings optimistisch, dass man "gut durch den Winter kommen werde", wie er selbst jüngst betonte. 

Fazit

Seit seinem Amtsantritt in München hat Thomas Tuchel also bereits verschiedene Höhen und Tiefen erlebt. Die kommenden Wochen und Monate werden aufzeigen, in welche Richtung sich der FC Bayern unter seiner Führung entwickeln wird.

In den kommenden Aufgaben des Ligaalltags mit den Partien gegen die Nachzügler Köln und Union Berlin dürften dem Rekordmeister zwar erneut Siege ins Haus stehen.

Dennoch wird sich wohl erst in Zukunft weisen, ob Tuchel die Instabilität in der Defensive und die Kommunikation innerhalb der Mannschaft in den Griff bekommt.


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