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Prokop: "Marco Rose nicht umsonst in Dortmund"

ÖFB-Legionär fordert im DFB-Pokal den BVB. Rückblick auf seine Austria-Jahre:

Prokop: Foto: © getty

Viel spektakulärer als mit Borussia Dortmund kann es im DFB-Pokal nicht mehr kommen.

ÖFB-Legionär Dominik Prokop hat am Samstag mit dem SV Wehen Wiesbaden die Gelegenheit, den Titelverteidiger im ersten Pflichtspiel unter der Anleitung von Ex-Salzburg-Coach Marco Rose zu fordern.

Für den 24-Jährigen wiederum bedeutet das Engagement beim deutschen Drittligisten ein Neustart nach 15 Jahren Austria Wien.

Im LAOLA1-Interview spricht Prokop über den anstehenden Pokal-Fight, die Austria-Jahre sowie Licht und (Verletzungs-)Schatten in Wiesbaden.

VIDEO - Das sagt Dortmund-Neuzugang Donyell Malen:

(Text wird unter dem Video fortgesetzt)


LAOLA1: Welche Gefühle löst das Pokal-Los Borussia Dortmund bei dir aus?

Dominik Prokop: Wir alle haben uns richtig über dieses Los gefreut. Ich hatte ja schon das Vergnügen, mit der Austria beim Eröffnungsspiel der Generali Arena gegen Dortmund zu spielen. Jetzt noch mal in einem Pflichtspiel ist schon sehr besonders. Ich freue mich riesig auf die Partie.

LAOLA1: Betrachtet ihr es im Kader als eine Art "Spiel des Lebens"?

Prokop: Ich weiß nicht, ob es ein Spiel des Lebens ist, aber es ist auf jeden Fall ein sehr spezielles Spiel, weil es nicht jede Woche die Möglichkeit gibt, gegen den BVB zu spielen. Wir wollen aber genauso in dieses Spiel gehen wie in alle anderen und nach 90 Minuten sehen, was rauskommt. Pokal ist Pokal – da kann immer alles passieren. Wir wollen unsere Leistung abrufen, alles geben und alles versuchen, um vielleicht die Sensation zu schaffen. Aber wir wissen natürlich, dass Dortmund der haushohe Favorit ist.

"Marco Rose lässt guten, modernen, offensiven Fußball spielen. Ich bin schon gespannt, wie er in der kurzen Zeit die Mannschaft schon erreichen und seine Philosophie umsetzen konnte."

Dominik Prokop

LAOLA1: Marco Rose ist früherer Salzburg-Coach. Du hast also in der Bundesliga mit der Austria bereits gegen ein von ihm betreutes Team gespielt. Wie fühlt sich der Fußball, den er spielen lässt, als Gegner an?

Prokop: Marco Rose ist jetzt nicht umsonst in Dortmund und war zuvor auf allen Stationen erfolgreich. Er lässt guten, modernen, offensiven Fußball spielen. Ich bin schon gespannt, wie er in der kurzen Zeit die Mannschaft schon erreichen und seine Philosophie umsetzen konnte.

LAOLA1: Gehen wir zurück in den Dezember 2020. Du hast nach einer Phase der Vereinslosigkeit beim SV Wehen Wiesbaden unterschrieben und in den ersten beiden Liga-Spielen gleich jeweils ein Tor erzielt. Ist damals sofort das Gefühl entstanden, dass du hier richtig bist?

Prokop: Die Zeit davor war für mich keine leichte. Die Mannschaft hier hat mich dann jedoch sofort super aufgenommen, alle waren wirklich extrem positiv. Ich bin dann auch sehr schnell in die Mannschaft gekommen. Dieser Start war schon ein wenig Genugtuung, weil ich zuvor lange nicht gespielt hatte. Seither hat sich nichts geändert. Die Mannschaft ist charakterlich top, das Umfeld passt perfekt. Ich fühle mich echt wohl hier.

"Im Endeffekt haben jedoch mein Management und ich ganz sicher falsche Entscheidungen getroffen. Denn die Möglichkeiten, dass ich schon früher unterschreibe, waren da. Zum Beispiel in der österreichischen Bundesliga."

Dominik Prokop

LAOLA1: Wie schwierig war die Phase im Herbst 2020, als du vereinslos warst? Es war doch ein wenig verwunderlich, dass du als ablösefreier Spieler warten musstest.

Prokop: Es sind einige Faktoren zusammen gekommen. Natürlich hat auch die Corona-Pandemie einen Teil dazu beigetragen. Im Endeffekt haben jedoch mein Management und ich ganz sicher falsche Entscheidungen getroffen. Denn die Möglichkeiten, dass ich schon früher unterschreibe, waren da. Zum Beispiel in der österreichischen Bundesliga. Da haben einfach ein paar Sachen eine Rolle gespielt, weswegen ich dann so lange ohne Verein war. Aber im Endeffekt bin ich jetzt froh, hier zu sein.

LAOLA1: Wie schnell war für dich klar, dass du beim SV Wehen Wiesbaden unterschreiben möchtest?

Prokop: Nach den ersten Gesprächen habe ich gewusst, dass ich das machen will. Ich fühle mich hier wohl, das ganze Umfeld hat mich super aufgenommen. Ich konnte damals endlich wieder spielen. Jetzt will ich die nächsten Steps machen und mich nach oben arbeiten.

Jubel mit Thorsten Fink bei der Austria
Foto: © GEPA

LAOLA1: Du sprichst es an, dass du endlich wieder spielen "konntest". Im Februar kam es mit dem vorzeitigen Saisonende durch eine Meniskusverletzung zu einem erneuten Rückschlag.

Prokop: Das war natürlich sehr bitter. Ich hatte mit dem Verein schon vor meiner Verletzung Gespräche über eine Verlängerung. Am Tag nach meiner Verletzung sind die Verantwortlichen wieder zu mir gekommen und haben gesagt, dass sie trotzdem mit mir verlängern wollen. Alleine das zeigt mir, dass ich damals die richtige Entscheidung getroffen habe. Diese Menschlichkeit zeichnet diesen Verein einfach aus. Ich kann mich sehr glücklich schätzen, dass sie mir trotzdem das Vertrauen geschenkt haben und nach den ersten sieben Spielen mit mir verlängern wollten. Jetzt bin ich Gott sei Dank wieder fit und am Platz.

LAOLA1: In den ersten beiden Liga-Spielen dieser Saison hast du jeweils Kurzeinsätze absolviert. Inwiefern hast du nach der Verletzung noch Rückstand?

Prokop: Ich bin noch nicht bei 100 Prozent. Ich bin im Laufe der Vorbereitung in den letzten drei Wochen wieder zur Mannschaft gestoßen. Das Ganze braucht Zeit. Ich hatte letzte Woche auch ein bisschen muskuläre Probleme, weil sich mein Körper erst wieder an die Belastung eines Mannschaftstrainings gewöhnen musste. Das haben wir jetzt gut in den Griff bekommen, und ich denke, ich werde Stück für Stück mehr Einsatzzeit bekommen und natürlich alles versuchen, um mich so schnell wie möglich wieder in die erste Elf zu spielen.

"Wenn wir fit bleiben und unsere Qualität auf den Platz bringen, sehe ich uns absolut im Rennen um den Aufstieg."

Dominik Prokop

LAOLA1: Der SV Wehen Wiesbaden hat zuletzt 2019/20 in der 2. Liga gespielt. Hast du im Hinterkopf, dass man mit oder über diesen Verein wieder höherklassiger spielen kann?

Prokop: Auf jeden Fall. Wir haben sehr gute Qualität und die richtige Mentalität im Kader. Wir waren schon in der vergangenen Saison eine Zeit lang sehr knapp an den ersten drei Plätzen dran, hatten dann jedoch leider aufgrund vieler verletzter Spieler vier Niederlagen in Folge und haben dadurch den Anschluss verloren. Aber wenn wir fit bleiben und unsere Qualität auf den Platz bringen, sehe ich uns absolut im Rennen um den Aufstieg.

LAOLA1: Wie groß war die Wiedersehensfreude mit Stefan Stangl?

Prokop (grinst): Die Freude, als ich gehört habe, dass er zu uns kommt, war sehr groß! Er ist ein super Typ. Ich habe ja schon bei der Austria ein halbes Jahr mit ihm zusammengespielt. Er hat auch ein paar Tage bei mir in Wiesbaden gewohnt. Die Verantwortlichen haben mich nach meiner Meinung gefragt und ich habe natürlich nur Positives gesagt. Vielleicht war das auch ein kleiner Grund für seine Verpflichtung (lacht).

LAOLA1: Du hast die Austria im Sommer 2020 nach 15 Jahren verlassen. Wärst du gerne geblieben oder war ein Tapetenwechsel notwendig?

Prokop: Ich denke, beide Seiten haben gemerkt, dass für mich einmal ein Tapetenwechsel von Nöten ist. Bei der Austria gab es einen Trainer-Wechsel, im Jahr davor hatte ich kaum noch Spielzeit, war bei der zweiten Mannschaft – deswegen wollte ich auch weg. Jetzt bin ich froh, im Ausland zu sein und gebe Gas, dass ich wieder an alte Stärke anknüpfen kann.

"Ich habe in den letzten zwei Jahren bei der Austria zu selten mein Potenzial und meine Leistungen auf den Platz bringen können, aus welchen Gründen auch immer."

Dominik Prokop

LAOLA1: "Alte Stärke" ist ein gutes Stichwort. Mit 20 hattest du bereits eine Bundesliga-Saison mit zehn Scorer-Punkten. Wie begründest du für dich, dass der Faden danach gerissen ist?

Prokop: Da spielen einige Faktoren eine Rolle. Bei uns als Mannschaft lief es nicht gut. Wir hatten in den zweieinhalb Jahren nach Thorsten Fink drei Trainer. An den Tabellenplatzierungen merkt man, dass wir nicht mehr dort waren, wo der Verein eigentlich hingehört. Fakt ist allerdings: Ich habe in den letzten zwei Jahren bei der Austria zu selten mein Potenzial und meine Leistungen auf den Platz bringen können, aus welchen Gründen auch immer.

LAOLA1: Glühen noch die Drähte nach Favoriten?

Prokop: Klar, ich habe ja noch viele Freunde beim Verein. Mein Bruder hat bis zum Sommer noch bei der Austria gespielt. Ich bin immer noch in engem Kontakt mit vielen Spielern, verfolge auch die Spiele, bin also noch up to date.

LAOLA1: Dein Bruder Lukas ist innerhalb der Bundesliga zu Altach gewechselt. Der richtige Schritt?

Prokop: Absolut. Es war die richtige Entscheidung. Er hat jetzt drei Jahre bei den Young Violets in der 2. Liga gespielt. Es war Zeit für ihn, sich eine neue Herausforderung zu suchen, bei der er auch auf Spielzeit kommt. Altach ist genau der richtige Ort für ihn. Er fühlt sich auch sehr wohl dort. Ich denke, das war genau der richtige Zeitpunkt für ihn.


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