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Verena Volkmer: Die Profifußballerin, die Jura studierte

Verena Volkmer: Die Profifußballerin, die Jura studierte

Profifußball und Studium unter einen Hut bringen? Das geht!

Die Deutsche Verena Volkmer (28), die unter anderem für Werder Bremen und den FC Carl Zeiss Jena in der Deutschen Bundesliga auflief, meisterte den Alltag als Fußballerin und Jura-Studentin über mehrere Jahre hinweg.

Im LAOLA1-Interview berichtet die heutige Austria-Kapitänin über diese intensive Zeit, ihrem Wechsel nach Wien und das anstehende Cup-Finale.

(Interview unter dem Videoplayer)

LAOLA1: Wie würdest du eure bisherige Cup-Reise beschreiben?

Verena Volkmer: Ich würde sagen, dass unsere Cup-Reise bisher sehr aufregend und erfolgreich ist. Wir haben von Anfang an gesagt, dass es ein Wettbewerb ist, in dem du mit relativ wenig Spielen einen Titel gewinnen kannst, und dass wir daran glauben, dass wir das schaffen können. So sind wir es dann auch angegangen. Wir sind alle mega happy darüber, dass wir jetzt im Finale angekommen sind.

LAOLA1: Wie ist die Stimmung bei euch, knapp eine Woche vor dem Finale?

Volkmer: Ich würde schon sagen, dass die Stimmung gut ist. Es ist aber auch so, dass die ganze Zeit über, seitdem feststeht, dass wir im Finale sind, vorher noch andere Aufgaben warten. So wie Neulengbach letztes Wochenende, und jetzt vor dem Cup-Finale auch noch ein Derby gegen die Vienna. Wir versuchen schon, dass wir uns erst einmal auf diese Spiele konzentrieren. Man versucht dann doch, das Ganze mit dem Finale noch ein bisschen wegzuschieben, das ist aber natürlich schwer, weil das ein absolutes Highlight ist. Es passiert auch viel drumherum, wie etwa mit dem Ticketverkauf, wo die Zahlen immer mehr werden. Das kriegen wir auch mit, und darüber freuen wir uns total. Deswegen ist der Vorfreude schon sehr, sehr groß.

Volkmer: Das freut uns total. Ich glaube, dass wir das alle noch gar nicht so realisieren können, weil wir das auch nicht gewohnt sind. Wenn man dann hört, dass der Sektor ausverkauft ist und jetzt eine weitere Tribüne aufgemacht wird, ist das großartig. Man kriegt schon auch mit, dass das bei dem St. Pölten-Sektor im Vergleich nicht so ist, und auch die Stimmung hier im Verein, wenn man zuletzt bei den Heimspielen der Männer war, ist das auch bei den Fans Thema. Das freut uns und macht uns stolz, das ist auch das, worum man im Frauenfußball noch immer extrem kämpft und auch wir in den letzten Monaten und Jahren. Dass wir es jetzt mit unserer Leistung geschafft haben, die Leute zu erreichen und mitzuziehen, sodass sie dorthin kommen, freut uns. Wir hoffen, dass wir es für uns zu einem erfolgreichen "Heimspiel" machen, die Fans begeistern und auch für weitere Spiele für uns gewinnen können.

LAOLA1: Du bist aus Deutschland hierhergekommen. Wie ist es dazu gekommen, dass du dich entschieden hast nach Wien zu wechseln?

Volkmer: Das ist schon komisch und manchmal auch nicht so einfach. Ich war zwar auch in Deutschland ein bisschen entfernt von meiner Familie, aber es waren letztendlich immer nur zwei, drei Autostunden, wo man selbst immer wusste, dass man das im Zweifel fahren kann, wenn irgendwas ist oder andersrum auch meine Familie. Es war so, dass sie bei sehr vielen Heimspielen waren oder dann auch mal bei einem Auswärtsspiel, wenn das von der Lage gut gepasst hat. Wenn ich hier bei den Spielen sehe, dass die ganzen Familien meiner Mitspielerinnen da sind und sie nach den Spielen hingehe, ist es manchmal schon so, dass man traurig ist, dass das bei einem selbst nicht so ist. Es ist ein schönes Gefühl, wenn die Familie dabei ist und einen anfeuert. Wenn sie da sind, was sie für die Entfernung auch relativ oft sind, ist es umso schöner und besonderer. Jetzt zum Beispiel kommen meine Eltern zum Finale, sie reisen extra für das Finale an. Sie bleiben wirklich nur den einen Tag und haben sogar ihren Urlaub verschoben, als sie gehört haben, dass wir das geschafft haben. Das ist schon sehr schön, da freue ich mich und hoffe, dass ich ihnen das auf dem Platz zurückgeben kann.

LAOLA1: Du hast ja dein Studium angesprochen. Wie ist es dazu gekommen, dass du das neben deiner Fußballkarriere gemacht hast?

Volkmer: Mir wurde eigentlich schon von meinem Elternhaus mitgegeben, dass Schule einfach Priorität hat, weil es wichtig ist, dass man eine gute Ausbildung hat. Ich bin vom Typ auch gerne erfolgreich, und es ist egal, in welchem Bereich. Es macht ja mehr Spaß, wenn man die Dinge gut kann. Vor allem vor ein paar Jahren war es im Frauenfußball auch so, dass du damit nicht das Geld verdienen kannst, wie es etwa im Männerfußball ist. Man weiß auch gar nicht, ob man es überhaupt schafft, und selbst dann. Jura ist es geworden, weil mein Vater Jurist ist und ich das praktisch von klein auf schon mitgekriegt habe. Ich würde sagen, dass das so ein bisschen ist, wie wenn Eltern Lehrer sind. Entweder sagt man, dass man das auf gar keinen Fall werden will, oder man will das Gleiche machen. Ich habe noch zwei Geschwister, die beide gesagt haben: "Ich will das auf gar keinen Fall machen, ich möchte damit nichts zu tun haben." Ich habe gesagt: "Ich finde das eigentlich ganz toll", und sehe meinen Vater als Vorbild. Ich habe das schon als Kind gesagt: "Er kennt sich überall gut aus und kann alles regeln, das will ich auch können", deswegen habe ich gesagt, dass ich das studiere und mal schaue, wie das ist und ob es mir gefällt. So war es dann auch, und dann habe ich es angefangen und auch durchgezogen.

LAOLA1: Wie war da dein Tagesablauf, hast du viel Freizeit gehabt oder eher weniger?

Volkmer: Eher weniger. Man verdrängt das irgendwie auch, das kennen, glaube ich, viele Sportler, man macht die Dinge dann einfach und spult sie ab. Wenn man Dinge unbedingt schaffen möchte, ist man auch bereit, dafür sehr viel zu investieren und das alles unter einen Hut zu kriegen. So war das bei mir auch. Ich wusste, dass ich unbedingt Bundesliga spielen und Fußballprofi werden möchte, aber ich möchte auch mein Jura-Studium beenden, um eines Tages als Juristin zu arbeiten. Die Tage waren auch oft lange, teilweise hatte ich morgens um acht Training, bin dann den ganzen Tag in die Uni gefahren und von dort dann wieder direkt zum Training. Man war dann gegen halb zehn, zehn zuhause, und der nächste Tag hat wieder so ausgesehen. Auf langen Busfahrten bei Auswärtsspielen musste man halt lernen, ob man wollte oder nicht, auch wenn andere dann gesagt haben: "Hey, wir spielen Karten", musste man dann einfach sagen: "Ja, ich kann aber nicht." Man ist damit nicht allein, es gibt auch andere, die lernen müssen. Wenn man so etwas gemeinsam schaffen will, muss man es erstens unbedingt wollen, denn sonst ist nicht möglich, und zweitens sehr strukturiert und diszipliniert sein. Das habe ich über die Jahre gut hingekriegt.

LAOLA1: Das heißt, das ist nach der Fußballkarriere dann irgendwann der Plan.

Volkmer: Ja, auf jeden Fall. Ich glaube, das ist auch das Gute bei Jura. Es ist sehr vielseitig, abgesehen von den klassischen als Anwalt oder Richter gibt es noch ganz viele andere Bereiche. Was mich auch reizt, ist in einem Fußballverein zu arbeiten, denn auch da passiert ganz viel –  Recht, Vertragsrecht oder was auch immer, und irgendwie werden überall Juristen gebraucht, egal in welchem Bereich das ist.

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