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RB-Salzburg-Mädchen: "Jetzt ist der richtige Zeitpunkt"

Red Bull Salzburg stellt erstmals eine Mannschaft im Frauen-Bereich. LAOLA1 spricht mit dem Leiter der neuen Abteilung, Bernd Winkler, über das neue Kapitel.

RB-Salzburg-Mädchen: Foto: © FC Red Bull Salzburg

Der FC Red Bull Salzburg ist im österreichischen Herren-Fußball das Maß aller Dinge. Seit dieser Saison stellen die Mozartstädter mit der U16 erstmals in der Vereinsgeschichte eine Frauen-Mannschaft. Die Mannschaft läuft in der höchsten U14-Nachwuchslandesliga Salzburgs der Burschen auf. Die Abteilung soll über die nächsten Jahre aufgebaut werden.

"In Zukunft werden wir sehen, wo die Reise hingeht", meint Bernd Winkler, Leiter der Mädchen-Abteilung der Salzburger im LAOLA1-Interview. Dort spricht er unter anderem über den Frauen-Fußball in Österreich, seine ersten Eindrücke davon und ob der FC Red Bull Salzburg bald schon in der Frauen-Bundesliga aufläuft.

LAOLA1: Der FC Red Bull Salzburg stellt seit dieser Saison mit der U16 erstmals eine Mannschaft im Frauen-Bereich. Warum hat sich der Verein zu diesem Schritt entschieden?

Bernd Winkler: Der Klub hat sich schon länger Gedanken gemacht und ist zu dem Schluss gekommen: Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, jetzt wollen wir losstarten. Ich wurde gefragt, ob ich Lust darauf habe, diese Abteilung zu leiten. Weil ich wusste, dass der ganze Klub hinter diesem Engagement steht und wir gemeinsam das Beste daraus machen, habe ich gerne zugesagt.

Für Bernd Winkler ist es der erste Job im Frauen-Fußball.
Foto: © FC Red Bull Salzburg

LAOLA1: Du warst bisher nur im Männer-Fußball aktiv. Es ist dein erster Job im Frauen-Fußball. War für dich sofort klar, dass du dieses Angebot annehmen wirst?

Winkler: Ich musste mir ehrlicherweise schon Gedanken machen, ob ich diesen Schritt gehen will. Ich habe es erstmal sacken lassen. Es hat sich von Tag zu Tag besser angefühlt. Für mich war es wichtig, dass ich ein gutes Bauchgefühl habe. Ich habe gespürt, der Klub steht voll hinter diesem Weg. Rückblickend muss ich sagen, es war eine sehr, sehr gute Entscheidung.

LAOLA1: Ihr stellt eine völlig neue Mannschaft. Wie habt ihr diese zusammengestellt?

Winkler: Wir haben uns im ersten Schritt überlegt, dass wir zuerst einmal unsere regionalen Talente weiterbringen wollen. Wir haben im Jänner ein Sichtungstraining veranstaltet und da klar kommuniziert, dass wir einen Radius von 50 bis 60 Kilometer ziehen wollen. Es haben sich damals gleich über 60 Mädchen gemeldet. Wir haben versucht, aus diesen Mädels unsere erste Mannschaft zu formen. So sind wir in den Prozess eingestiegen, haben dann das Ganze reduziert.

"Ab der U16 gibt es jedoch keine Möglichkeit mehr für Mädchen, sie mussten in Salzburg immer in den Frauen-Bereich, also bei den Erwachsenen einsteigen. Das ist nicht optimal. Wir wollen den Spielerinnen mit diesem Cut eine neue Entwicklungsperspektive geben."

Bernd Winkler

LAOLA1: Wie war dein Eindruck von den Mädchen?

Winkler: Ich war positiv überrascht, wie viele Talente es in Salzburg und Umgebung in diesem Jahrgang gibt. Insgesamt sind es aber viel zu wenige Mädchen, die Fußball spielen. Wir mussten im Vorhinein schon feststellen, dass im Bundesland Salzburg bis 14 Jahre nur etwa 200 Mädchen bei einem Verein gemeldet sind. Wir sind uns bewusst, das muss wachsen. Da wollen wir gemeinsam versuchen, dass mehr Mädchen den Weg zum Fußball finden. Es gibt schon Talente, aber es könnten mehr sein, das muss man ganz klar sagen.

LAOLA1: Ihr startet mit einer Mannschaft. Warum habt ihr euch ausgerechnet für den U16-Bereich entschieden?

Winkler: Aus unserer Sicht macht dieser Altersbereich am meisten Sinn. Bis 14 spielen die Mädchen bei den Burschen. Sie haben auch die Möglichkeit, in den Förderprogrammen des Fußballverbandes dabei zu sein. Es ist so, dass sie bis zu diesem Alter bei den Burschen sehr gut gefordert werden. Ab der U16 gibt es jedoch keine Möglichkeit mehr für Mädchen, sie mussten in Salzburg immer in den Frauen-Bereich, also bei den Erwachsenen einsteigen. Das ist nicht optimal. Wir wollen den Spielerinnen mit diesem Cut eine neue Entwicklungsperspektive geben.

LAOLA1: Wollt ihr den Nachwuchsbereich im Frauen-Fußball in Zukunft noch ausbauen?

Winkler: Wir wollen uns mit unseren Mädchen primär einmal entwickeln. Wir haben ja sehr junge Spielerinnen aus den Jahrgängen 2008 bis 2010 im Team, die noch Zeit benötigen und lernen müssen. Die Älteren wiederum müssen den nächsten Schritt machen. Da ist es geplant, im nächsten Jahr eine zweite Mannschaft aufzubauen. In Zukunft werden wir sehen, wohin die Reise geht.

"Wenn alle eine neutrale Dress anziehen, muss man erkennen, das ist ein Red-Bull-Team."

Bernd Winkler über die Spielphilosophie der Mädchen

LAOLA1: Mit Austria Wien und Sturm Graz gibt es schon zwei prominente Namen aus der Herren-Bundesliga in der höchsten Frauen-Spielklasse. Erleben wir schon bald den FC Red Bull Salzburg in der Frauen-Bundesliga?

Winkler: Wir wollen das Thema auf keinen Fall zu schnell angehen und haben bewusst gesagt, dass wir einmal auf Entwicklung setzen und schauen, dass das System wachsen kann. Wir wollen mit unseren eigenen Mädchen eine ähnliche Philosophie verfolgen, wie wir sie generell im Klub haben: Talente aufbauen, Talente entwickeln und diese nach oben bringen. Irgendwann ist es der Plan, mit unseren eigenen Mädchen die nächsten Schritte zu machen. Wann das sein wird, werden wir sehen.

LAOLA1: Vom Herren-Bereich ist bekannt, dass in Salzburg pressing-intensiv gespielt werden soll. Verfolgt die Frauen-Abteilung eine ähnliche Philosophie?

Winkler: Das kann ich ganz klar mit Ja beantworten. Das ist ein wichtiger Punkt. Wir wollen auch da unsere Klub-Philosophie etablieren. Uns ist klar, wir müssen da und dort adaptieren, es wird sicher nicht 1:1 funktionieren. Trotzdem ist es wichtig, unseren Stil bei den Mädchen durchzuziehen. Das praktizieren wir, seit wir gestartet sind. Ich sage immer: Wenn alle eine neutrale Dress anziehen, muss man erkennen, das ist ein Red-Bull-Team.

"Wir wissen, wie man bei den Burschen erfolgreich ist. Aber bei Frauen, so ehrlich müssen wir sein, brauchen wir zusätzliches Knowhow und Erfahrungen."

Bernd Winkler

LAOLA1: Ihr spielt mit eurer U16 in der höchsten U14-Liga der Burschen mit. Ihr konntet dort bereits einige Siege einfahren. Wie bewertest du die ersten zwei Monate?

Winkler: Die Mädchen ziehen mit, sind voll dabei, wollen alles aufsaugen. Das ist extrem cool. Sie wollen unglaublich viel wissen und ziehen das voll durch. Die Leistungen waren bisher sehr gut, dennoch können wir das auch richtig einordnen und haben in erster Linie deren Entwicklung im Auge.

LAOLA1: Ihr kooperiert mit dem FC Bergheim, einem Verein aus der Frauen-Bundesliga. Wie schaut das Ganze aus?

Winkler: Wir wissen, wie man bei den Burschen erfolgreich ist. Aber bei Frauen, so ehrlich müssen wir sein, brauchen wir zusätzliches Knowhow und Erfahrungen. Vor unserer Haustür ist der FC Bergheim, der seit Jahren in der Bundesliga spielt. Deshalb war es klar, dass wir mit ihnen kooperieren möchten. Wir wollen sie aber auch unterstützen, zum Beispiel, dass sie auf den Kunstrasen-Plätzen in der Akademie trainieren. Es soll ein guter Austausch sein zwischen uns. Es ist in weiterer Folge auch möglich, dass das eine oder andere Mädchen, wenn es sich gut entwickelt, Erfahrung in der zweiten Mannschaft von Bergheim sammeln kann.

In der Red-Bull-Akademie wird nur vormittags trainiert. Am Nachmittag müssen die Mädchen nach Bergheim ausweichen.
Foto: © GEPA

LAOLA1: Das Mädchen-Team trainiert teilweise auch in Bergheim. Warum das?

Winkler: Die Vormittagstrainings finden in der Akademie statt. Am Nachmittag sind wir in Bergheim. Das hat zwei Gründe. Der erste Grund ist, dass wir von der Nähe zu den Bergheim-Frauen profitieren. Zweitens ist es in der Akademie vom Platz her einfach nicht möglich. Das ist natürlich nicht ganz optimal. Deshalb werden wir mit unserem Trainingsbetrieb ab Sommer 2024 ins Trainingszentrum Rif übersiedeln. Dort können wir dann auch die geplante Erweiterung der Anzahl der Mannschaften fortsetzen.

LAOLA1: Du bist neu in diesem Bereich. Was ist dein Eindruck vom heimischen Frauen-Fußball?

Winkler: Der Frauen-Fußball in Österreich ist durchaus gut, es sind Super-Spielerinnen dabei. Viele sind technisch und athletisch gut ausgebildet. Es gibt jedoch leider bei vielen Menschen, die sich nicht damit befassen, Vorurteile in Sachen Frauen-Fußball. Wenn man hautnah erlebt, wie sie auftreten und arbeiten, muss man sagen, das ist richtig gut. Trotzdem brauchen wir insgesamt bessere Strukturen, gerade was die Ausbildung betrifft. Wir haben die Frauen-Akademie in St. Pölten, die sicher sehr gute Arbeit leistet. Wir brauchen aber noch mehr Möglichkeiten, denn es gibt viele Mädchen mit Talent, die wir nicht verlieren dürfen.

LAOLA1: Gibt es noch etwas, was du abschließend sagen möchtest?

Winkler: Ich kann nur jedem empfehlen, sich Spiele von Mädchen-Teams anzusehen. Das ist Leidenschaft, sie geben alles und es macht einfach Freude ihnen zuzusehen. Mittlerweile sind sie auch technisch und taktisch auf einem sehr guten Level. Wir hatten bisher fünf Meisterschaftsspiele und jedes einzelne war ein Abenteuer.

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