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Warum Dortmund keine Ausnahme ist

Jung-Trainer Rene Maric (25) gibt Einblicke in Salzburgs Vorbereitung:

Warum Dortmund keine Ausnahme ist Foto: © GEPA

Seit Montag laufen auch die sportlichen Vorbereitungen bei Red Bull Salzburg auf das Achtelfinal-Hinspiel in der UEFA Europa League auswärts gegen Borussia Dortmund (Do. 19 Uhr LIVE bei LAOLA1) – zumindest offiziell.

Klar, der Fokus lag auf den Schlagern gegen Sturm (4:2) und Rapid (1:0), dazwischen war auch das Cup-Spiel gegen Austria Klagenfurt (7:0) zu meistern, aber den einen oder anderen Seitenblick gab es bereits.

Wenn Dortmund wie am Samstag bei Salzburgs Schwestern-Verein RB Leipzig gastiert (1:1), lassen sich die Betreuer diese Partie natürlich nicht entgehen. Aber wie genau bereitet sich Salzburg auf solch einen Gegner vor?

LAOLA1 hat darüber mit Rene Maric gesprochen. Der 25-Jährige ist der Youngster im Trainer-Team und neben Rene Aufhauser und Alexander Zickler einer der Assistenten von Chefcoach Marco Rose.

Via Handenberg nach Dortmund

Vor zwei Jahren analysierte der Oberösterreicher noch als Trainer in Handenberg (8. Liga) unter anderem die Salzburger U18-Spiele für das Online-Sportportal "Spielverlagerung.de", ehe er ein Jahr später selbst Teil der Youth-League-Sensation wurde, dann mit Rose zu den Profis wechselte – und nun in Dortmund auf der Bank sitzen wird.

Jubel bei der Auslosung? Ausnahmezustand im Kopf? Nein, denn Profi ist Profi.

"Man freut sich über einen namhaften Gegner, aber man bereitet sich genauso vor wie auf jeden anderen Gegner auch", schildert Maric, dessen Vita schon einige Top-Klubs zieren.

Denn der Twen, der wegen einer Verletzung früh zum Spielen aufhörte und Jugendtrainer wurde, arbeitete bereits früher für Fußballklubs, etwa bei Manchester City oder in Mainz unter dem damaligen Trainer Thomas Tuchel. Seine Analyse-Fähigkeiten sind begehrt – seit mehr als eineinhalb Jahren auch in Salzburg.

So hatte Maric seinen Anteil daran, dass die U19-Mannschaften von Manchester City (1:1, 4:3 i.E.), Paris SG (5:0), Atletico Madrid (2:1), FC Barcelona (2:1) und Benfica (2:1) bezwungen wurden.

Nun gilt es die BVB-Profis zu knacken, wobei die Qualität der Borussen naturgemäß auch für Laien ersichtlich ist.

Aber was sagt der Experte? Der hält trocken fest: "Dortmund ist sehr komplett, auch durch die individuelle Qualität. Sie können sehr gut umschalten, sind aber auch im Ballbesitz gut."

Am 23. Februar, einen Tag nach dem 2:1 gegen Real Sociedad und dem damit verbundenen Weiterkommen, bekam Salzburg das viel zitierte Hammerlos – ab dann begann die Arbeit.

Vor allem für Video-Analyst Rainer Sonnberger. "Nach der Auslosung besorgt er Spiele und man sieht sich dann natürlich schon etwas im Vorfeld an", gibt Maric zu. Darüber gesprochen wurde aber vorerst nicht. "Der Fokus lag zuletzt ganz klar auf Rapid, jetzt eben auf Dortmund."

Einen fixen Ablauf gibt es in der Match-Vorbereitung auch nicht. "Wir machen das von den Spielen abhängig. Wenn nur zwei, drei Tage dazwischen sind, muss das reichen. Unser Video-Analyst hat alles aufbereitet, was für uns interessant ist“, schildert der Co-Trainer, der dabei Dortmund nicht anders behandelt als zum Beispiel Klagenfurt.

"Ich habe mehr Videos von Austria Klagenfurt als etwa zuletzt von Sturm Graz gesehen. Weil ich Sturm öfter sehe und wir öfter gegen sie spielen", betont Maric ähnlich abgeklärt wie sein Trainer.

Ein Grund, warum Salzburg 30 (!) Pflichtspiele in Folge nicht verloren hat, ist wohl auch jener, dass der Serienmeister wirklich jedes Spiel ernst nimmt. Das ist offenkundig keine Floskel, es wird gelebt.

Ich habe mehr Videos über Austria Klagenfurt als etwa zuletzt über Sturm Graz gesehen. Weil ich Sturm öfter sehe und wir öfter gegen sie spielen.

"Xaver Schlager hat letztes Jahr einmal gesagt: Das nächste Spiel ist immer ein besonderes und so halte ich es auch", zitiert Maric seinen fünf Jahre jüngeren Landsmann mit einem Lächeln.

Neben viel Regeneration in einer intensiven Phase steht natürlich auch eine Video-Analyse mit der Mannschaft vor dem Spiel am Programm. Hierfür bricht Maric wichtige Szenen im Detail herunter.

Keine Live-Beobachtung

Übrigens: Salzburg hat Dortmund vorab nicht live beobachtet. Auch keinen anderer Gegner in dieser Saison mit der Ausnahme von Hibernians und Viitorul, weil im Sommer Zeit blieb und teilweise kein Videomaterial zu ergattern war. Videos reichen dem Betreuer-Team für die Spielvorbereitung völlig aus. Dabei werden Vereine punkto Videomaterial auch direkt angeschrieben.

Denn auch die Perspektive ist entscheidend. Von ganz oben liest sich ein Spiel oftmals leichter.

Die Video-Besprechung mit der Mannschaft dauert oft nicht länger als 15 Minuten, in der Regel aber 30. Manche Spieler interessieren sich mehr dafür, manche weniger, das liegt im jeweiligen Naturell.

Die Kernbotschaften kommen aber an. Je nach Bedarf kommen die Spieler dann auch auf Maric oder die anderen Trainer zu.

Manchmal geht der Rose-Assistent vor oder nach dem Training direkt im Trainingszentrum mit einzelnen Spielern bestimmte Situationen am Laptop durch. Als wissbegierigster Profi gilt übrigens – richtig – Andreas Ulmer. Der Teamspieler ist nicht nur was seinen Körper betrifft ein Vorzeige-Profi, das nach außen hin stille Wasser lebt den Fußball.

Rene Maric gibt Anweisungen
Foto: © GEPA

"Im Trainingslager haben wir einmal einfach so drei Stunden über Fußball gesprochen", erinnert sich Maric, dessen Alter für die Spieler überhaupt keine Rolle spielt. Es geht einzig um die Sache.

Und Rose schätzt die Analyse-Fähigkeiten seines jungen Kollegen, sagte diesbezüglich im Herbst gegenüber LAOLA1: "Er ist ein guter Typ und vergangene Saison eine absolute Vertrauensperson geworden. Er hat analytische Fähigkeiten und schätzt es, auf diesem Niveau mitarbeiten zu können."

Zusatz: "Er kann Spiele schneller sehen und analysieren, kann beide Teams gleichzeitig analysieren, während ich mich zumeist auf mein Team konzentriere. Er ist in der Analyse wirklich sehr gut.“

Am Trainingsplatz selbst ist Maric ("Ich bin lieber am Platz als im Büro") ebenso gefragt wie Rene Aufhauser, der speziell mit der Defensive arbeitet oder Alexander Zickler, der speziell mit der Offensive arbeitet. Maric kümmert sich zum Beispiel gerne um den Spielaufbau der Viererkette und der Raute.

Auch Athletik-Trainer Patrick Eibenberger, mit 30 Jahren ähnlich jung wie Maric, spielt mit seinen Ansätzen eine wichtige Rolle.

Wie jeder im Team. Jeder darf im Sinne des Erfolgs überall mitreden. Rose: "Grundsätzlich machen wir alles zusammen als Team. Wir haben eine ähnliche Grundidee, jeder bringt sich im Detail ein. Das ist gut."

Bis Montag haben die Trainer untereinander noch kein Wort über Dortmund verloren, seither wird viel diskutiert – auch ganz offiziell.

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