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Warum ein frühes Aus unserer EC-Starter wahrscheinlich ist

Dem FC Salzburg, dem SK Sturm und dem SK Rapid werden von einer Computer-Simulation allesamt keine großen Chancen auf ein Weiterkommen im Europacup eingeräumt.

Warum ein frühes Aus unserer EC-Starter wahrscheinlich ist Foto: © GEPA

Österreichs Klubfußball befindet sich qualitativ momentan auf einem so niedrigen Niveau wie schon lange nicht mehr.

Das werden viele Menschen, die regelmäßig Spiele der ADMIRAL Bundesliga bzw. die aktuellen rot-weiß-roten Europacup-Auftritte sehen, so empfinden.

Objektiv lässt sich diese Wahrnehmung dadurch bestätigen, dass Österreich in der UEFA 5-Jahreswertung zuletzt binnen vier Jahren vom achten auf den 15. Rang zurückgefallen ist und man sich nächste Saison sogar Sorgen um die Top-20 machen muss.

5-Jahreswertung: Was ist wirklich möglich? >>>

Böser Absturz im internationalen Powerranking

Noch konkreter wird dieser Absturz vom Powerranking des britischen Sportdaten-Dienstleisters "Opta Sports" abgebildet. In diesem Powerranking werden 10.000 Mannschaften aus dem Männerfußball anhand des, vor allem aus dem Schach bekannten Elo-Ratings, nach ihrer Stärke gereiht (Genauer wird die Methodik weiter unten im Artikel erläutert).

Im Sommer 2023, als LAOLA1 dieses Powerranking erstmals aufgriff, nahm der FC Salzburg als beste österreichische Mannschaft den sensationellen 18. Rang aller Klubmannschaften dieser Erde ein. Heute ist der SK Sturm als neue rot-weiß-rote Nummer eins erst auf Rang 115 zu finden, die "Bullen" belegen gar nur mehr den 171. Platz.

Der "X"-User "FootRankings" hat dieses Powerranking herangezogen, um die Ligaphasen aller drei UEFA-Bewerbe durchzusimulieren - mit für Österreich düsteren Ergebnissen:

SK Sturm (Europa League):

Erwarteter Rang Erwartete Punkte Erwartete Tordifferenz Chance auf die Top-8 Chance auf die Top-24
28 (von 36) 8,18 -5,36 2,3% 42,0%

FC Salzburg (Europa League):

Erwarteter Rang Erwartete Punkte Erwartete Tordifferenz Chance auf die Top-8 Chance auf die Top-24
29 (von 36) 8,33 -6,37 1,8% 41,7%

SK Rapid (Conference League):

Erwarteter Rang Erwartete Punkte Erwartete Tordifferenz Chance auf die Top-8 Chance auf die Top-24
22 (von 36) 7,10 -1,90 6,3% 60,3%

Diese Vorhersagen sind in ihrer Gänze auf der "Patreon"-Seite von "FootRankings" zu finden und bilden das durschchnittliche Ergebnis von 10.000 Durchläufen einer Monte-Carlo-Simulation, einem gängigen Verfahren aus der Stochastik, ab.

Für die Endplatzierung wurde die erwartete Punkteanzahl ab- bzw. aufgerundet; bei daraus entstehender Punktegleichheit wird die erwartete Tordifferenz herangezogen, weshalb der SK Sturm vor dem FC Salzburg gereiht wurde

Eine Einordnung

Die Salzburger Meistermannschaft von 2023 gehörte zu den 20 besten der Welt
Foto: © GEPA

Man muss kein Datenwissenschaftler sein, um zu erkennen, dass es keinem großen Wunder gleichkäme, wenn alle drei verbliebenen österreichischen Eurofighter bereits nach der Ligaphase aus dem Europacup ausscheiden würden.

Sturm und Salzburg wird in der Europa League gerade einmal eine rund 40-prozentige Chance auf die Top-24 gegeben, dem SK Rapid in der Conference League immerhin eine rund 60-prozentige. Eine Top-8-Platzierung und damit eine fixe Achtelfinal-Teilnahme gilt für alle drei als quasi ausgeschlossen.

Ein Grund für die düsteren Aussichten liegt auch darin, dass speziell Salzburg und Rapid bei der jeweiligen Auslosung nicht besonders gut davonkamen. Laut dem "X"-User "Football Meets Data" haben die "Bullen" die statistisch sechstschwerste Auslosung aller 36 Europa-League-Teams erwischt, Rapid in der Conference League gar die viertschwerste.

Vor ein paar Jahren hätte eine solche Prognose aus rot-weiß-roter Sicht dennoch deutlich rosiger ausgesehen, weil die österreichischen Mannschaften (wohl nicht nur) auf dem Papier deutlich stärker waren und ihnen auch gegen härtere Gegner mehr Chancen eingeräumt worden wären. 

Ein Vergleich der Positionierungen im Opta-Powerranking der aktuellen zwölf Bundesliga-Mannschaften im Juli 2023 und heute:

Platzierung Juli 2023 Platzierung September 2025
SK Sturm 72 115
FC Salzburg 18 171
Wolfsberger AC 264 225
SK Rapid 226 243
FK Austria Wien 221 353
TSV Hartberg 574 452
LASK 154 477
WSG Tirol 494 796
Blau-Weiß Linz 544 816
SCR Altach 800 828
SV Ried 778 890
Grazer AK 826 1072

Das steckt dahinter

Der WAC und Hartberg sind also die beiden einzigen Bundesligisten, die sich in den letzten zwei Jahren (leicht) verbessern konnten - alle anderen mussten teils beträchtliche Rückfälle hinnehmen.

Doch wie aussagekräftig ist ein solches Powerranking überhaupt? Und wie setzt es sich zusammen?

Grundsätzlich gilt Opta als seriöser Statistik-Anbieter, welcher ein äußerst ausgeklügeltes, auf dem sogenannten Elo-Rating basierendes System zur Erstellung dieses Powerrankings verwendet hat.

Das Elo-Rating wurde in den 1950ern vom ungarisch-amerikanischen Physiker und Schach-Enthusiasten Arpad Elo entwickelt und misst die Stärke eines Schach-Spielers anhand der Elo-Zahl. Treten zwei Spieler gegeneinander an, kann anhand der Elo-Zahl beider Akteure im Voraus die Siegwahrscheinlichkeit jedweder Partei berechnet werden.

Aus dem Schach bekannt

Das Elo-Rating kennt man eigentlich aus dem Schach
Foto: © getty

Nach dem Spiel werden beide Elo-Zahlen angepasst.

Kurzgefasst funktioniert dieser Prozess so: Ein Sieg eines Spielers mit einer niedrigen Elo-Zahl gegen einen Spieler mit einer hohen Elo-Zahl treibt die Elo-Zahl des gewinnenden Spielers mehr in die Höhe als es ein Sieg gegen einen Spieler mit ähnlich hoher oder niedrigerer Elo-Zahl täte. Bei einem Remis gegen einen besseren Spieler gibt es ebenfalls eine Aufwertung für den niedriger bewerteten Spieler, das Elo-Rating des höher bewerteten Spielers schrumpft.

Grundsätzlich gilt: Je größer der Unterschied des Elo-Ratings zweier konkurrierender Spieler, desto größer die mögliche Gewinnmarge des Spielers mit der niedrigeren Elo-Zahl, desto kleiner jene des Spielers mit der höheren Elo-Zahl.

Zu beachten ist: Jeder Punkt der Elo-Zahl, den ein Spieler nach einem Spiel gewinnt, verliert der unterlegene Spieler in gleichem Maße.

FIFA-Weltrangliste basiert auf ähnlichem System

Noch heute wird das Elo-Rating zur Berechnung der Spielstärke von Schachspielern angewendet. Selbst die FIFA vertraut seit 2018 auf eine adaptierte Form des Elo-Ratings in der Berechnung der FIFA-Weltrangliste der Männer. 

Auch Opta musste das Elo-Rating anpassen, um Mannschaften aus verschiedenen Ligen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit nie gegeneinander spielen werden, auch nur ansatzweise vergleichbar zu machen.

Deshalb teilt Opta das Elo-Rating in vier verschiedene Hierarchien ein, die zusammengerechnet das Elo-Rating einer bestimmten Mannschaft ausmachen: Das Kontinent-Rating, das Länder-Rating, das Liga-Rating und das ligainterne Team-Rating. 

Bei jedem in die Wertung fließenden Spiel wird immer nur das Elo-Rating der höchsten diese Begegnung betreffenden Hierarchie verändert. Vier Beispiele:

  • Wenn der asiatische Klub Al Hilal auf den europäischen Klub Real Madrid trifft (zuletzt bei der FIFA Klub-WM 2025 so geschehen), wird nur das Kontinent-Rating beider Teams angepasst.
  • Wenn der englische Klub FC Arsenal auf den spanischen Klub Real Madrid trifft (zuletzt im Champions-League-Viertelfinale 2024/25 so geschehen), wird nur das Länder-Rating beider Teams angepasst.
  • Wenn der spanische Viertligist Deportiva Minera auf den spanischen Erstligisten Real Madrid trifft (zuletzt in der 3. Runde der Copa del Rey 2024/25 so geschehen), wird nur das Liga-Rating beider Teams angepasst.
  • Wenn der spanische Erstligist FC Barcelona auf den spanischen Erstligisten Real Madrid trifft (zuletzt in La Liga so geschehen), wird nur das ligainterne Team-Rating beider Teams angepasst.

Das bedeutet, dass ein Sieg von Al Hilal über Real Madrid das Elo-Rating aller asiatischen Mannschaften erhöhen würde, während das Elo-Rating aller europäischer Mannschaften sinken würde, die Ratings der darunterliegenden Hierarchien aber nicht antastet. Diese Logik lässt sich für alle Hierarchien bis auf die letzte, die ja nur die beteiligten Teams selbst betrifft, anwenden.

Über 2.500.000 Spiele wurden analysiert

Dieses so zusammengestellte Elo-Rating wird abschließend so modifiziert, dass jedem Verein ein Wert zwischen 0 und 100 zugeteilt wird, wobei die aktuell jeweils beste Mannschaft der Welt immer das Rating 100 aufweist.

So sieht momentan die Top-10 der Welt aus:
Rang Klub Elo-Rating
1 FC Liverpool (ENG) 100
2 FC Arsenal (ENG) 98,7
3 Paris Saint-Germain (FRA) 98,1
4 FC Barcelona (ESP) 96,9
5 Manchester City (ENG) 96,9
6 FC Bayern München (GER) 96,9
7 Real Madrid (ESP) 95,4
8 FC Chelsea (ENG) 94,6
9 Crystal Palace (ENG) 93,5
10 Newcastle United (ENG) 93,3

Über 2.500.000 Fußballmatches seit 1990 hat Opta herangezogen, um dieses Powerranking mithilfe des oben angeführten Elo-Ratings zusammenzustellen. Anhand von aktuellen Ergebnissen werden regelmäßig Updates vollzogen.

Makellos ist das System deshalb aber nicht. Man wird nie mit Sicherheit sagen können, wie stark zwei Mannschaften aus den verschiedensten Ecken des Erdballs im direkten Vergleich wirklich sind, wenn sie sich niemals auf einem Fußballplatz gegenüberstehen.

Eines schafft das Powerranking aber mit Sicherheit: Den Qualitätsabbau des österreichischen Klubfußballs in Zahlen auszudrücken.


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