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RKS Rakow Czestochowa RKS Rakow Czestochowa CZE
Endstand
0:1
0:0, 0:1
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Sturm Graz: Einfach zum Nachdenken

Die Steirer grübeln über ein "untypisches Heimspiel". Vor allem die Leistung stimmt nachdenklich. Beobachtungen, wie es so weit kommen konnte, gibt es viele.

Sturm Graz: Einfach zum Nachdenken Foto: © GEPA

"Es ist einiges schief gelaufen. Wir waren über 90 Minuten nicht die bessere Mannschaft und das in einem Heimspiel in Graz. Das lässt mich schon ein wenig grübeln", meint Stefan Hierländer.

Die 0:1-Niederlage gegen Rakow hinterlässt viele lange und ein wenig ratlose Gesichter bei den Vertretern des SK Sturm Graz.

Die internationalen Ambitionen betreffend passiert dieser leistungstechnische Ausrutscher zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Schließlich hätte bereits ein Remis zum Überwintern im Europacup gereicht.

Angesichts des vergebenen Matchballs ist man nun in die wahrscheinlich schlechtere Ausgangsposition als der Kontrahent aus Polen geraten, der am letzten Spieltag zu Hause auf Atalanta trifft, während Sturm den Gang zu Sporting Lissabon antreten muss.

Ein untypisches Heimspiel

"Das ist natürlich eine große Enttäuschung. Es war ein untypisches Heimspiel für uns. Rakow war das dominantere Team. Wir haben keine Souveränität gezeigt, waren viel am Nachlaufen, haben zu viele Chancen zugelassen. Unterm Strich war es ein verdienter Sieg unseres Gegners", analysiert Trainer Christian Ilzer.

Beobachtungen, wie es so weit kommen konnte, gibt es viele.

Ilzer vermisste etwa die Aggressivität und Geschlossenheit im Spiel gegen den Ball.

"Diese kleinen Siege am Platz sind alle an Rakow gegangen. Sie waren in den Duellen präsenter, entschlossener", findet der 46-Jährige, der das Grazer Spiel mit dem Ball als zu "ideenlos" charakterisiert: "Da waren wir für dieses Spiel zu wenig lebendig."

Zwei Gegner nicht in den Griff bekommen

Zwei der größten Probleme für Sturm hießen über längere Strecken Gustav Berggren und Vladyslav Kochergin, die man im zentralen Mittelfeld von Rakow laut Ilzer nicht in den Griff bekommen konnte:

"Wir haben ganz klar gesehen, dass es ein Problem in unserem Spiel gegeben hat, dass Berggren und Kochergin schalten und walten konnten. Mit unserer Sechser-Ebene Jon und Dimi (Jon Gorenc-Stankovic und Dimitri Lavalée; Anm.d.Red.) sind wir nicht hingekommen. Alex Prass und Tomi Horvat waren zu breit, um sie in den Griff zu bekommen, beziehungswiese haben unsere Stürmer auch zu langsam geschlossen, um die beiden zu 'ersticken'."

"Das war ein Nackenschlag, der sehr weh tut. Wir haben eine etwas schwierigere Phase und da bringt einen so ein Spiel ein wenig zum Nachdenken und zum Grübeln."

Stefan Hierländer

Die Maßnahme, Horvat in die Mitte zu ziehen, beziehungsweise die folgenden Wechsel haben das Sturm-Spiel verbessert. Ab der 60. Minute gefiel Ilzer das Dargebotene ein wenig besser.

Doch auch in der Schlussphase gab es Mängel - einerseits beim Siegtreffer von Rakow und offensiv vor allem in Sachen Effizienz.

Ein sinnbildliches Gegentor

"Das Gegentor war sinnbildlich für dieses Spiel", moniert Ilzer.

Im Vorfeld hätte man einem schlechten Rückpass auf den gegnerischen Goalie viel aggressiver und entschlossener nachjagen müssen. Stattdessen ließ man Berggren durch die eigenen Reihen gehen: "Und im Strafraum waren wir zu passiv beim Verteidigen."

All die genannten Probleme wären zwar für die Analyse interessant, aber für das Ergebnis obsolet gewesen, wenn Sturm zumindest eine der eigenen Szenen konsequent zu Ende gespielt hätte.

So hätte man etwa mit etwas mehr Konsequenz oder Konzentration in diversen Situationen mehr als eine Halbchance vorfinden können.

Prass und das Momentum

Und ja, natürlich konnte man das Thema Effizienz vor allem an der Chance von Prass festmachen, der in Minute 67 bei seinem Sitzer alleine vor dem Tor an Goalie Vladan Kovacevic scheiterte.


"Diese Chance war top herausgespielt. Die muss man dann halt machen, dann hätten wir das Momentum in einem schwierigen Spiel gegen einen Gegner, der heute einfach auch physisch besser war als wir", so Ilzer.

Prass selbst meint im "ORF": "Den muss ich machen. Es tut mir einfach Leid für die Mannschaft. Mit dem Tor könnte ich einfach das Spiel in die richtige Richtung bringen. Normal passiert dann nichts mehr beziehungsweise verlieren wir das Spiel dann nicht."

Gleichzeitig darf man jedoch auch nicht vergessen, dass die Gäste schon wesentlich früher im Spiel in Führung gehen hätten können. "Wenn man betrachtet, welche Chancen Rakow hatte, war da ein Überhang. In der ersten Halbzeit waren wir schon glücklich, dass wir noch kein Tor gefressen haben", resümiert Hierländer ehrlich.

Ilzer: "Hinterfragen und über diese Leistung nachdenken"

Laut Kapitän habe man es als Mannschaft nicht geschafft, den Plan durchzuziehen: "Aus so einer schlechten Leistung resultiert dann so eine bittere Niederlage."

Und mit einer derartigen Performance war eigentlich nicht zu rechnen: "Das kommt sehr überraschend. Wir hatten uns viel vorgenommen. Natürlich gibt es Spiele, in denen man einfach keinen Zugriff hat. Das war so ein Spiel. Man probiert viel, dann auch mit Umstellungen, aber man hat trotzdem irgendwie keinen Effekt gesehen. Wir müssen das nüchtern analysieren. Das war zu wenig."

Das mit der Analyse ist so eine Sache, denn sie muss flott über die Bühne gehen.

Dass man mit dieser Leistung keineswegs zufrieden sein kann, ist laut Ilzer klar: "Natürlich müssen wir uns jetzt schon auch hinterfragen und über diese Leistung nachdenken. Aber da es am Sonntag weitergeht, gilt es, sehr schnell klare Schlüsse aus diesem Spiel mitzunehmen und nach vorne zu schauen."

Hierländer: "Werden eine Antwort finden"

Wenn man die eigene Bestleistung abgerufen hätte, sei dieses Spiel zu Hause auf alle Fälle zu gewinnen: "Aber wir waren weit weg von unserer Bestleistung."

Diese wird in den beiden folgenden Liga-Auftritten gegen Blau-Weiß Linz und Altach ebenso gefragt sein wie speziell im EL-Finish bei Sporting Lissabon.

"Das war ein Nackenschlag, der sehr weh tut. Wir haben eine etwas schwierigere Phase und da bringt einen so ein Spiel ein wenig zum Nachdenken und zum Grübeln", sagt Hierländer, kündigt jedoch im selben Atemzug an:

"Wir werden als Mannschaft unsere Schlüsse daraus ziehen und eine Antwort finden."



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