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Kitagawas schwerer Stand bei Rapid

Japaner im Schatten von Kara und Fountas - trotz Toren und Integration.

Kitagawas schwerer Stand bei Rapid Foto: © GEPA

"Wir werden mit Koya Kitagawa bei Rapid noch viel Freude haben", meinte Trainer Didi Kühbauer erst vor rund einer Woche.

Es war ein interessanter Zeitpunkt, denn davor war der japanische Offensivspieler lange Zeit außen vor und stand stets im Schatten von Taxiarchis Fountas und Ercan Kara (Rapid-Dundalk, ab 18:55 Uhr im LIVE-Ticker und auf DAZN).

Sein Treffer und Assist gegen den WAC veranlassten den Rapid-Coach zu diesem Lob, um den oftmals in der Kritik gestandenen Spieler auch in gewisser Art und Weise zu schützen und sein Selbstbewusstsein zu stärken.

Eine gewagte These bleibt es jedoch allemal, wenn man sich den bisherigen Output vor Augen führt, den der 24-Jährige seit seiner Ankunft in Wien vor rund 16 Monaten abgeliefert hat.

Es scheint, als würde es für Kitagawa - so wie aktuell - gut laufen, wenn Rapid positiv überzeugt. Das war in der ersten Halbzeit gegen WAC so oder auch beim 3:1 gegen Altach, wo der Asiate ebenfalls traf. Gegen Molde war er jedoch ebenso wenig zu sehen, wie seine Kollegen.

Ein Mann, der den Unterschied ausmachen kann, ist er deshalb bei Rapid noch nicht. Am schweren Stand, auch bei den Rapid-Fans, deren Anerkennung er noch nicht gewonnen hat, wird sich somit so schnell nichts ändern - vor allem durch die nahende Rückkehr von Fountas und der weiter anhaltenden Top-Form von Kara.

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Besser integriert, aber viel Luft nach oben

Die Gesamtbilanz Kitagawas liest sich wie folgt: 32 Pflichtspiel-Einsätze, 6 Tore, 2 Assists. Kein einziges Mal stand er in diesen knapp eineinhalb Jahren über 90 Minuten auf dem Platz.

Nur zehn Mal stand er in der Startelf, wurde 22 Mal ein- und zehn Mal ausgewechselt. Dass der Japaner in Europa einige Zeit zur Anpassung benötigen wird, war den Verantwortlichen bei diesem Transfer klar.

Fußballerisch unterscheidet sich die J-League schon gewaltig von der österreichischen Bundesliga, kulturell war Wien für den in Shizuoka geborenen Profi ohnehin völliges Neuland.

Ein Dolmetscher begleitet ihn weiterhin auf Schritt und Tritt, auch wenn Kühbauer zuletzt betonte, dass die Kommunikation immer besser wird. "Man spürt förmlich, wie er von Tag zu Tag besser integriert ist", freute sich der Chefbetreuer. "Er kann jetzt schon ganz gut Deutsch und das macht alles leichter und besser. Das hilft ihm."

Zu oft noch Fremdkörper

Zwischendurch nahmen in Ex-Kapitän Stefan Schwab oder auch Christopher Dibon besonders unter ihre Fittiche und versuchten ihn mit Aktivitäten in der Freizt ins Mannschaftsgefüge zu integrieren. Das scheint gelungen zu sein.

Sportlich hingegen agiert Kitagawa zu oft noch als Fremdkörper, um den Hütteldorfern wirklich jene Stütze zu sein, die sie sich bei der Verpflichtung des achtfachen japanischen Teamspielers erhofft hatten.

Gegen Altach wurde dies einmal mehr augenscheinlich. Trotz drückender Überlegenheit der Gastgeber war Kitagawa spielerisch kaum ins Offensivspiel eingebunden. In der ersten Halbzeit wurde er zwar immer wieder gesucht, die Pässe in die Spitze konnte er allerdings nicht unter Kontrolle bringen oder er ließ Sitzer vor dem Tor aus.

Der Tenor im Stadion ging somit in die Richtung, dass man Kitagawa in der zweiten Halbzeit eher nicht mehr sehen wird. Doch es zeugte von Menschenkenntnis, dass Kühbauer ihn nicht gleich runternahm und ihm sämtliches Vertrauen raubte.

Bilanz gar nicht so schlecht, aber nur wenig Einfluss auf Rapid-Spiel

Obwohl die Geduld schon beinahe aufgebracht war, denn der bis dahin geschonte Kara stand bereits zur Einwechslung bereit, als Kitagawa dann doch den Ball zum zwischenzeitlichen 2:0 ins Tor spitzelte - womit nur mehr die wenigsten gerechnet hätten.

Kara wurde zurück zum Aufwärmen geschickt und der Japaner durfte noch ein paar Minuten dranhängen. Nimmt man rein die Statistik der heurigen Bundesliga-Saison, hält Kitagawa bei 3 Toren und einem Assist in 6 Einsätzen und insgesamt bei 12 Pflichtspiel-Einsätzen, 3 Toren und 1 Assist in der Saison 2020/21.

Damit traf er gegen den WAC und Altach zwei Spiele in Folge und beim 4:1-Auftaktspiel gegen die Admira zum Endstand, als die Partie längst entschieden war.

Im richtungsweisenden Europa-League-Heimspiel gegen Dundalk wird er aber trotzdem aller Voraussicht nach wieder nur auf der Bank beginnen - und das obwohl er als Sturm-Spitze, dahinter als Zehner oder sogar auf den Seiten eingesetzt werden kann.

Wie kommt Kitagawa an Kara, Fountas oder Ritzmaier vorbei?

Womit wieder der schwere Stand erklärt wäre. Denn unverzichtbar ist Kitagawa im Spiel der Hütteldorfer bislang weiterhin nicht, seine direkte Konkurrenz wie Kara und Fountas sowie mittlerweile auch Marcel Ritzmaier jedoch schon. Sollten Kara und Ritzmaier gegen Dundalk in der Startelf stehen, droht dem Japaner zu Beginn ein Platz auf der Bank.

Ein Einsatz gegen die Iren kommt für Fountas nach seinem Mittelhandknochenbruch noch zu früh. Gegen Salzburg könnte der Grieche sein Comeback geben, ab dann gibt es an der Aufstellung wohl nichts zu rütteln.

Auf der einen Seite hätte sich wohl auch Rapid gewünscht, dass Kitagawa nach der eingeplanten Anlaufzeit schon jetzt eine tragende Rolle einnehmen kann. Auf der anderen Seite kann man sich noch in Geduld üben, schließlich wurde der Offensiv-Akteur mit einem Vierjahresvertrag bis 2023 ausgestattet.

Vielleicht bewahrheitet sich dann auch noch Kühbauers Wunsch, dass man bei Rapid noch viel Freude mit Kitagawa haben werde. Die Frage zum jetzigen Zeitpunkt ist noch: Wann?


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