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0:10! Feyenoords dunkelste Stunde

Vor zehn Jahren ging der Europacup-Gegner des WAC rekordträchtig unter.

0:10! Feyenoords dunkelste Stunde Foto: © GEPA

Der 13:0-Sieg von Ajax Amsterdam bei der VVV-Venlo am vergangenen Wochenende in der niederländischen Eredivisie ging durch alle Sport-Gazetten und Online-Medien dieser Welt. Ein Meisterschaftssieg in dieser Größenordnung in einer obersten Spielklasse kommt in Europa - gelinde gesagt - äußerst selten vor.

Doch auf den Tag genau zehn Jahre zuvor schockte in den Niederlanden eine 0:10-Niederlage den Traditionsklub Feyenoord Rotterdam - den nächsten Gegner des WAC in der Europa League (Donnerstag, 18:55 Uhr im LIVE-Ticker).

Der stolze Verein wurde am 24. Oktober 2010 vom PSV Eindhoven zweistellig gedemütigt, die dunkelste Stunde des Klubs von der Maas.

"Tief vergrabener Makel"

(Text wird unter dem Video fortgesetzt)

"Es ist ein Makel für meine Karriere und ich habe ihn tief vergraben", sagt der ehemalige Torhüter Rob Van Dijk zehn Jahre nach dem Spiel dem TV-Sender NOS.

"Ich habe über zwanzig Jahre Fußball gespielt, aber ich werde wegen dieses Spiels jedes Jahr wieder angerufen. Es ist jetzt zehn Jahre her, für mich liegt das in der Vergangenheit."

Doch wie konnte es sein, dass ein Verein wie Feyenoord - bei dem die Wiener Ernst Happel (Trainer) und Franz Hasil (Stürmer) als Legenden gelten, nachdem sie vor 50 Jahren den Europacup der Meister und den Weltpokal nach Rotterdam holten - mit einer derartigen Packung zweistellig abgefertigt werden kann? Die Spielzeit 2010/11 war für den Vierten der Vorsaison eine mittelschwere Katastrophe.

Mit Rang zehn war Feyenoord so schlecht wie zuletzt 1990 als die Mannschaft aus Rotterdam nur Elfter wurde.

Das Unheil nahm an besagtem Nachmittag in der 34. Minute seinen Lauf. Verteidiger Kelvin Leerdam, der seit drei Jahren bei den Seattle Sounders in der MLS unter Vertrag steht, sieht beim Stand von 0:1 innerhalb von sieben Minuten zwei Mal die Gelbe Karte, der Arbeitstag des damals 20-Jährigen endete noch in der ersten Halbzeit.

Kurz vor der Pause erzielte der spätere Barcelona-Flop Ibrahim Afellay den 2:0-Pausenstand. PSV war nach dem Seitenwechsel erbarmunglos. Reis schob nur zwei Minuten nach dem Seitenwechsel seinen zweiten von letztendlich drei Treffern nach, Jeremain Lens traf dreifach. Balazs Dzsudzsak, der mittlerweile bei Debrecen in der zweiten ungarischen Liga kickt, erzielte einen Doppelpack. Ola Toivonen und Orlando Engelaar trafen je einmal.

Abfuhr für junge Hoffnungsträger

In den Reihen von Feyenoord befanden sich damals Akteure, die später ordentliche Karrieren hinlegen sollten, allen voran der damals 18-Jährige Georginio Wijnaldum, der in der darauffolgenden Saison ausgerechnet zu PSV wechselte. Über den Umweg Newcastle landete der Mittelfeldspieler in Liverpool, wo er an der Merseyside als englischer Meister und Champions-League-Sieger unsterblich wurde.

In der Innenverteidigung spielte Stefan de Vrij durch, der vor allem Fans des italienischen Fußballs ein Begriff sein dürfte. 2014 wechselte der heute 28-Jährige zu Lazio Rom, vier Jahre später zu Inter, wo der mittlerweile 37-fache Nationalspieler der "Oranje" noch heute seine Schuhe schnürt.

Leroy Fer startete über den Umweg Twente eine sechs Jahre dauernde Karriere in England, ehe er 2019 zurück zu Feyenoord wechselte.

Im Sommer 2011 wechselte Sturmspitze Luc Castaignos von Feyenoord zu Inter, wo er allerdings nur ein Jahr blieb und in der Folge als Fußball-Wandervogel Karriere machte. Nach einem dreijährigen Engement bei Twente wechselte der heute 28-Jährige zu Eintracht Frankfurt, Sporting Lissabon, per Leihe zu Vitesse Arnheim und zu guter Letzt nach Gyeongnam. Die Südkoreaner sind kurz nah der Ankunft des Niederländers in die zweite Liga abgestiegen.

Mit Bruno Martins Indi und Fedor Smolov saßen zudem bei Feyenoord damals zwei namhafte Spieler auf der Bank.

"Es war eine echte Enttäuschung, die dich in den Tiefen deiner Seele berührt. Eine totale Demütigung", befindet Leon Vlemmings, Assistenz-Trainer der Rotterdamer, zehn Jahre später gegenüber der Regionalzeitung "Eindhovens Dagblad".

"Emotionale" Rückkehr in das Stadion De Kuip

Die Rückkehr zum Stadion, wo das Team bereits von wütenden Fans empfangen wurde, war laut dem heute 50-Jährigen "sehr emotional".

Beim Gespräch der Mannschaft mit vier Vertreten der aktiven Fanszene dachte Vlemmings, dass das Team "mit allen erdenklichen Schimpfwörtern" überhäuft werden würde. Am Ende war jedoch das Gegenteil der Fall, so Vlemmings.

Der Makel einer Rekord-Niederlage hängt Wijnaldum, de Vrij, van Dijk und Co. nun nicht länger nach. Exakt zehn Jahre später erlöst Ajax den Erzrivalen von diesem Stigma. Vor dem Duell gegen den WAC in der Europa League ist das Thema damit wohl endgültig ad acta gelegt.

In der Gegenwart hält die Mannschaft von der Maas wie der Wolfsberger AC bei einem Punkt in Gruppe K der Europa League.

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