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Marko Maric über Rapid-Abgang: "Bereue nichts!"

Der 27-Jährige galt einst als eines der größten Torwart-Talente Rapids, nun kehrt er nach Österreich zurück. Gelingt im Europacup der Sprung auf das ÖFB-Radar?

Marko Maric über Rapid-Abgang: Foto: © GEPA

Wenn der LASK am Donnerstag (ab 21:00 Uhr im LIVE-Ticker) im Playoff der Europa-League-Qualifikation auf Zrinjski Mostar trifft, wird mit Marko Maric ein Mann auf dem Platz stehen, der dem österreichischen Fußball-Fan durchaus ein Begriff sein sollte.

Maric, ehemals großes Torwart-Talent aus der Rapid-Schule, zieht sich seit Februar seine Tormann-Handschuhe für den bosnischen Klub über. Mit dem 27-jährigen Wiener im Kasten gewann der Verein aus Mostar in der vergangenen Saison das Double aus Meisterschaft und Cupsieg.

Nun will der Keeper mit kroatischen und bosnischen Wurzeln auch den LASK ärgern. Davor nahm sich der Schlussmann jedoch Zeit, um mit LAOLA1 über seinen ereignisreichen Werdegang zu sprechen - der ihn in Länder wie Deutschland, Polen, Norwegen, USA und Griechenland spülte.

Zudem spricht Maric über seinen Abschied aus Hütteldorf, warum er in Hoffenheim überblieb und die Option ÖFB-Nationalteam.


LAOLA1: Wie groß ist die Vorfreude auf deine Österreich-Rückkehr kommenden Donnerstag?

Maric: Sie ist groß! Ich war zwar im Sommer in Österreich, aber sicher ist es immer schön, wenn man wieder nach Hause kommt. Mit dem neuen Stadion in Linz ist die Vorfreude noch größer. Aber der Fokus ist auf dem Fußball. Ich freue mich und hoffe, dass das gute Spiele werden.

LAOLA1: Es wird dein erstes Spiel in Österreich seit fünf Jahren. Damals musstest du – ebenfalls gegen LASK - eine 0:4-Klatsche in der Europa-League-Qualifikation einstecken. Da spieltest du aber noch für Lilleström. Was spricht dafür, dass es diesmal mit Zrinjski Mostar besser läuft?

Maric fing sich im Juli 2018 vier Gegentore gegen den LASK
Foto: © GEPA

Maric: Ich glaube, dass die Mannschaft derzeit einfach einen Lauf hat, der schon Jahre zurückliegt – bevor ich dazugekommen bin. Zumindest für die Europa Conference League sind wir schon qualifiziert. Darauf haben wir sehr lange gewartet. Ich weiß, dass der LASK eine starke Mannschaft ist, aber ich denke, dass wir sicher eine gute Performance abliefern können.

LAOLA1: Du stehst seit Februar bei Zrinjski Mostar unter Vertrag. Der Wechsel nach Bosnien-Herzegowina dürfte für dich aber ein richtiger Glücksgriff gewesen sein. Als Stammspieler wurdest du auf Anhieb Meister und Cupsieger.

Maric: Ich habe in den letzten sechs, sieben Monaten das Glück gehabt, Geschichte zu schreiben mit dem Double und jetzt mit der Qualifikation für die Conference League. Das gehört im Leben dazu: Wenn man hart dafür arbeitet, dann wird man auch belohnt. Das war ein guter Schritt. Es ist auch so, dass Siroki Brijeg der Heimatort meiner Eltern ist und ich sozusagen auch nach Hause gekommen bin – auch wenn ich aus Wien bin. Für mich hätte es nicht besser laufen können in den letzten Monaten.

LAOLA1: Vor deinem Wechsel nach Mostar warst du ein Jahr in Griechenland bei Atromitos Athen, dort warst du aber nur Ersatz. Wie wichtig war es für dich, einen Klub zu finden, bei dem du sofort wieder zum Spielen kommst?

Maric: Das war mir sehr wichtig. Ich hatte es nicht einfach in Griechenland, wo ich ein Jahr nur auf der Bank gesessen bin. Ich war davor die ganze Zeit Stammtorhüter bei den Vereinen, wo ich war. Im Fußball ist es aber manchmal leider nicht immer so, wie man sich es vorstellt. Es war trotzdem eine gute Zeit in Griechenland. Ich bin ein Mensch, lerne aus jeder Kleinigkeit und schlechten Zeiten – genauso wie aus den guten. Das bringt alles Lebenserfahrung mit. Man sieht, wie schnell es dann wieder gehen kann in Mostar – von Null auf Hundert. Das ist das Fußballer-Leben.

"Ich schaue jedes Spiel von Rapid. Ich bin bei ihnen aufgewachsen, das ist mein Herzensverein."

Maric über seine Verbundenheit zu Rapid

LAOLA1: Zrinjski Mostar ist zuletzt zwei Jahre in Folge bosnischer Meister geworden. Was macht den Klub aktuell so erfolgreich?

Maric: Zrinjski ist schon seit Jahren einer der besten Vereine in der Liga. Der Klub hat seit langem auf dieses Top-Level hingearbeitet, wo er jetzt ist. Wir haben eine Mannschaft, die schon seit längerer Zeit zusammenspielt. Es ist alles sehr familiär hier. Man lebt in diesem Land die Sportart Fußball bis zur letzten Haarsträhne. Es herrscht hier gerade eine Euphorie, wie man es aus dem Balkan kennt. Der Verein hat mit den ganzen Titeln in den letzten Jahren und auch den Spielen in Europa gezeigt, dass viel Gutes gemacht wird.

LAOLA1: Verfolgst du die österreichische Bundesliga eigentlich noch regelmäßig?

Maric: Ja! Ich schaue jedes Spiel von Rapid. Ich bin bei ihnen aufgewachsen, das ist mein Herzensverein. Jedes Spiel, das ich schauen kann, schaue ich mir gerne an. Ich verfolge auch die Liga seit ich aus Österreich weggegangen bin jedes Jahr.

LAOLA1: Dann hast du bestimmt auch den LASK verfolgt. Wie schätzt du die Mannschaft nach dem Umbruch im Sommer und dem holprigen Saisonstart ein?

Maric: Ja, ich habe alles mitbekommen. Ein Umbruch ist manchmal gut, manchmal schlecht. Das kann ich jetzt nicht bewerten. Aber ich glaube, wenn man sich den Kader anschaut, sieht man, dass da eine große Qualität ist – alleine, wenn man sich anschaut, um wie viel höher deren Marktwert ist als unserer. Das sagt schon vieles aus. Der LASK hat in den letzten fünf, sechs Jahren richtig Großes gezeigt für den österreichischen Fußball. Das muss man wertschätzen – auch wir als Gegner.

LAOLA1: Wie schätzt du die Ausgangslage ein vor dem Spiel am Donnerstag?

Maric: Für mich beginnt jedes Spiel bei 0:0. Ich glaube, das sagt nicht viel aus, wer wo steht oder wie es auf dem Transfermarkt ausschaut. Heutzutage ist der Fußball so weit, dass jede Mannschaft Fußball spielen kann. Wir haben 180 Minuten. Es soll kommen, was wolle, wir sind bereit – der LASK genauso. Und ich hoffe, dass es zwei gute Spiele werden.

Maric gewann bei seinem Bundesliga-Debüt 5:2 in Ried
Foto: © GEPA

LAOLA1: Mittlerweile ist es acht Jahre her, dass du die österreichische Bundesliga verlassen hast. Du bist von Rapid ausgebildet worden und durftest 2014 im Alter von 18 Jahren in der letzten Runde gegen die SV Ried auch dein Bundesliga-Debüt für die Hütteldorfer geben. Wie präsent ist dieses Spiel noch in deinem Kopf?

Maric: Sehr präsent! Ich bin bei Rapid aufgewachsen, habe dort meine ersten Schritte gemacht. Rapid hat mir all das geboten, um zu dem zu werden, der ich heute bin. Das Spiel wird für immer in meiner Erinnerung schweben. Ich kann mich sogar auf viele Situationen erinnern, die in diesem Spiel passiert sind. Ich kann mich auch erinnern, wie nervös ich war vor dem Spiel – weil ich es selber nicht glauben konnte, wie weit ich es geschafft habe. Rapid hat einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen – und das wird auch immer so bleiben.

LAOLA1: In der Folge-Saison sind sieben weitere Bundesliga-Einsätze unter Trainer Zoran Barisic dazugekommen. Rapid wollte mit dir damals langfristig verlängern. Du hast dich jedoch für einen Wechsel ausgesprochen und bist dann 2015 im Alter von 19 Jahren nach Hoffenheim gegangen. Wie stehst du heute - rückblickend - zu diesem Schritt?

Maric: Ich würde nichts ändern. Das war meine Lebensentscheidung und ich bereue auch nichts. Das sind alles Lebenserfahrungen, die mich als Mensch geschmiedet haben. Ich bin für jede Zeit, egal, in welchem Land ich war, dankbar. Ich bin kein Mensch, der irgendwas oder irgendwem hinterhertrauert und sagt, es hätte besser so sein können oder so. Es ist so, wie es ist.

"Ich bin nach Hoffenheim, wo ich als potenzielle Nummer zwei aufgebaut werden sollte. Dann kam aber der Trainerwechsel mit Julian Nagelsmann..."

Marko Maric über den ausgebliebenen Durchbruch in Hoffenheim

LAOLA1: Im Endeffekt bist du bis 2020 bei Hoffenheim unter Vertrag gestanden, hast aber kein einziges Spiel für die TSG gemacht. Du bist in dieser Zeit drei Mal verliehen worden. Wie war damals die Absprache mit Hoffenheim?

Maric: Der Plan war so, dass ich spielen muss, weil ich jung war. Ich war zuerst in Polen (Anm. bei Lechia Gdansk), da haben wir eine richtig gute Saison gespielt und da habe ich auch in jungen Jahren gezeigt, welche Qualitäten ich habe. Ich war damals unter den besten drei Torhütern der Liga. Ich bin dann aber nach Hoffenheim zurück, wo ich als potenzielle Nummer zwei aufgebaut werden sollte – und danach vielleicht Nummer eins. Dann kam aber der Trainerwechsel mit Julian Nagelsmann. Dazu kam auch noch neue Konkurrenz mit Gregor Kobel, der jetzt die Nummer eins in Dortmund ist. Der hat mir dann quasi den Weg gesperrt.

LAOLA1: Trotzdem hast du auch in den Folgejahren immer Spielpraxis bekommen. Du warst im Anschluss an Hannover 96, wo du für die zweite Mannschaft gespielt hast (Anm. Regionalliga Nord), und an Lilleström (Anm. Norwegen/Eliteserien) verliehen. Wie sehr hat dich diese Zeit geprägt?

Maric: Es war gut für mich. Ich bin ein Mensch, der sehr entschlossen ist und auch gerne dazulernt. Ich sehe alles als etwas Positives im Leben. Meine Einstellung war: Egal, wo man mich hingibt, ich werde schon meinen Weg finden. Das gilt nicht nur für den Fußball. Man lernt andere Kulturen kennen. Man schätzt vielleicht auch viele Sachen viel mehr. Die acht Jahre, die ich jetzt weg war, haben mich bestimmt weiter gebracht außerhalb vom Fußball, als wenn ich jetzt vielleicht noch immer in Österreich wäre.

"Ich habe meine Familie gut 20 Monate nicht gesehen. Ich war die ganze Zeit alleine. Aber das sind genau die Zeiten, die gezeigt haben, wie stark ich mental bin."

Maric über seinen Wechsel in die USA direkt vor Pandemie-Ausbruch

LAOLA1: Gab es bei irgendeiner Leihstation auch die Überlegung, die Leihe in einen fixen Transfer umzuwandeln?

Maric: Es war schon Thema, wo ich in Polen war. Genauso wie in Norwegen und Hannover. Aber ich hatte einen Vertrag in Hoffenheim für fünf Jahre. Die hatten da die Oberhand. Es war halt auch nicht immer meine Entscheidung, was ich will. Aber es war überall die Klausel da, dass ich dableiben soll, wenn ich so funktioniere, wie sie es haben wollen. Aber ich habe noch ein bisschen Zeit im Fußball, vielleicht kommt das alles, was nicht so gelaufen ist, jetzt wieder zurück.

LAOLA1: 2020 hat dich Hoffenheim dann gehen lassen. Du hast dann in der MLS bei Houston Dynamo unterschrieben, wo du auch eineinhalb Jahre Stammspieler warst. Dein Wechsel ging jedoch kurz vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie über die Bühne. Die Pandemie auf einem anderen Kontinent auszuharren, war bestimmt auch nicht einfach.

Maric: Das hat man nicht vorhersehen können. Ich habe in den 24 Monaten, wo ich dort war, meine Familie gut 20 Monate nicht gesehen. Ich war die ganze Zeit alleine. Aber das sind genau die Zeiten, die gezeigt haben, wie stark ich mental bin. Da lernt man viele Sachen wertzuschätzen. Der Schritt nach Amerika war ein großer, weil die MLS – man kann sagen, was man will – auf dem Weg nach oben ist. Es war cool, das Land kennenzulernen. Rückblickend war es für mich eine schöne Zeit, auch wenn es eine schwere Zeit war wegen der Pandemie.

LAOLA1: Und wie blickst du sportlich auf deine USA-Zeit zurück?

Marko Maric brillierte in der MLS gegen Spieler wie Chicharito
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Maric: Ich habe zwei starke Jahre gehabt, war der zweitbeste Torhüter in der ersten Saison, der drittbeste in der zweiten – obwohl ich vielleicht nicht in der besten Mannschaft war, von der Tabelle her. Aber sportlich war es super für mich, einfach Spiele zu machen – und das gegen Spieler wie Gonzalo Higuain, Nani oder Chicharito. Es war interessant und auch ganz was anderes.

LAOLA1: Du hast in deiner Karriere Erstliga-Spiele in Österreich, Polen, Norwegen, USA, Griechenland und Bosnien-Herzegowina gemacht – dabei bist du erst 27 Jahre alt! Was sind eigentlich deine Ziele für die Zukunft?

Maric: Ich will den Fluss weiterfließen lassen und was kommt, kommt. Ich habe ein Land, das für mich sehr interessant ist und bei mir hängengeblieben ist – und das ist Japan. Aber, ob sich der richtige Zeitpunkt ergeben wird, weiß ich nicht. Aber das wäre eine Liga, die ich interessant finde, auch wegen dem Land, das ich schon einmal besucht habe. Aber die ganz großen Vorstellungen mache ich mir nicht. Ich bin sehr zufrieden in Mostar. Zurzeit drängt mich nichts, dass ich weggehe. Ich konzentriere mich auf den Job hier und genieße die Zeit.

LAOLA1: Wie sieht es mit deinen Ambitionen aus, vielleicht doch noch den Sprung in eine Top-Liga zu schaffen?

Maric: Ich muss erst mal meine Leistung bringen. Aber ich mache mir nicht so große Hoffnungen. Zrinjski war für mir zu dem Zeitpunkt da, wo es für mich am schwersten war, einen Verein zu finden, der mir alles gibt, was ich wollte. Dafür bin ich dem Klub richtig dankbar. Ich habe hier einen Standfuß, wo ich mich nicht so leicht wegbewegen will.

"Ich bin in Österreich aufgewachsen und es wäre schon eine Ehre, auf der Nominierungsliste zu stehen. Im Kader zu stehen, wäre die Sahne auf der Torte."

Maric würde ÖFB-Nominierung mit Handkuss annehmen

LAOLA1: Was in deinem Lebenslauf auch noch fehlt, ist ein A-Länderspiel. Du kommst aus Wien, hast neben kroatischen aber auch bosnische Wurzeln. Immerhin ein U16-Länderspiel hast du 2011 schon für Österreich gemacht, die folgenden Jahre bist du dann für die U-Nationalteams von Kroatien aufgelaufen. Sollte in Zukunft ein Anruf von Ralf Rangnick kommen, wärst du bereit, auch wieder für Österreich aufzulaufen?

Maric: Wenn das passiert, dann wäre es für mich eine große Ehre. Aber ich bin auch Realist. Österreich, Kroatien oder auch Bosnien haben alle sehr gute Qualitäts-Torhüter, da sehe ich mich aktuell nicht dort oben. Da müsste ich mich zuvor erst mal ins Rampenlicht spielen. Aber falls das eines Tages kommt, ob jetzt oder in fünf bis sieben Jahren, wäre ich sehr stolz. Ich bin in Österreich aufgewachsen und es wäre schon eine Ehre, auf der Nominierungsliste zu stehen. Im Kader zu stehen, wäre die Sahne auf der Torte.

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