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Das wurde LASK gegen Man United zum Verhängnis

Klare Selbstkritik und Verweis auf Man United. Was trotzdem positiv stimmt:

Es war ein Fußball-Abend, der nie so stattfinden hätte sollen.

Schon alleine die Geisterkulisse in diesem Europa-League-Achtelfinale raubte jegliche Spannung, Emotion und Vorfreude. Dass der LASK dann auch noch daheim gegen Manchester United mit 0:5 unter die Räder kam, war die negative Krönung des Abends.

Trainer Valerien Ismael ordnete die Leistung aber den Umständen entsprechend ein, verteidigte seine Spieler, aber sprach auch deutlich an, was den Linzern gegen ein internationales Top-Team wie Man United noch fehlt.

Was dem LASK am Ende zum Verhängnis wurde? "Am Ende ist die Niederlage zu hoch ausgefallen. Das ist auch ein Lernprozess für uns, weil auf diesem Niveau darfst du nicht zu früh abschalten. Das waren junge Spieler, die bei Manchester United reinkommen sind. Die bekommen noch zehn Minuten und geben Gas bis zum Schluss. Deswegen haben wir viel zu früh abgeschaltet", ärgerte sich der französische Erfolgstrainer.

"Dieses Gefühl ist bei allen komisch"

Ismael war nach dem Schlusspfiff emotional. So ganz konnte er nicht fassen, was rundherum abgeht, die letzten Tage passiert ist und schlussendlich auch auf dem Feld Realität wurde. "Dieses Gefühl ist bei allen heute ein bisschen komisch."

Schließlich hatte das Spiel nichts mit einem Leckerbissen zu tun, zu trist war die Atmosphäre, das Setting, die Einstellung zu diesem Spiel. Noch dazu wurden den oberösterreichischen Europacup-Helden von den "Red Devils" die Grenzen aufgezeigt.

"Man hat die extreme Qualität von Manchester United gesehen. Wir haben eine halbe Stunde gebraucht, um wirklich ins Spiel zu kommen. Die letzten 15 Minuten in der ersten Halbzeit waren gut, wir sind mutiger geworden. Zweite Halbzeit war richtig gut, da hatten wir unsere stärkste Phase, da hat uns das 0:2 erwischt", analysierte Ismael die 90 Minuten.

Selbstkritik spricht für die ernste Auseinandersetzung mit jedem einzelnen Spiel. Doch auch dieses Duell hatte abseits des 0:5-Endstands positive Aspekte zu bieten, die auch gelobt werden müssen.

Zu viel Respekt vor Man United? "Normal und nachvollziehbar"

So sparte der Chefcoach nicht damit, seinen Schützlingen ein Kompliment auszusprechen.

"Insgesamt hat die Mannschaft hat an sich geglaubt, hat mutig nach vorne gespielt, wir sind zu Torchancen gekommen, aber auf diesem Niveau geht es darum, den Ball ins Tor zu bekommen und schnelle Entscheidungen in der Box zu treffen. Da kann man nicht immer mit drei, vier Kontakten versuchen, zum Abschluss zu kommen", fasste Ismael zusammen.

Trotz aller Vorbereitung auf den Top-Gegner, der just am vergangenen Wochenende mit einem 2:0-Derby-Sieg gegen Manchester City zusätzliches Selbstvertrauen tankte, war die Ehrfurcht anfangs zu groß.

Ein Fakt, der jedoch keinerlei Vorwurf seitens des Trainers nach sich zieht. "Es ist normal und nachvollziehbar. Für die Jungen ist es das erste Mal, gegen so eine Weltmannschaft zu spielen. Man hat dieses Abtasten am Anfang gesehen. Was kommt auf uns zu? Wir waren nie so konsequent, uns abzusichern."

Erst zu spät LASK-like gespielt

Den Respekt legten die LASKler dann aber nach der Halbzeit ab. Nachdem man schon Ende der ersten Halbzeit besser reinfand und Alexander Schlager mit Mega-Paraden das Spiel bei 0:1 noch offen hielt, fand man selbst durch Dominik Frieser kurz vor der Pause eine Top-Möglichkeit vor.

Plötzlich war auch wieder das Offensivpressing der Linzer zu erkennen, welches ihr Spiel normalerweise prägt. In der Kabine wurde extra darauf hingewiesen.

"Zweite Halbzeit haben wir dann gesagt, wir müssen loslassen, wir spielen LASK-Like, wie wir sind und so müssen wir uns präsentieren. Das haben wir richtig gut gemacht. Aber in der starken Phase in der zweiten Halbzeit hätten wir das Publikum gebraucht, dass das auch spürt und die Mannschaft vielleicht ein letztes Mal anpeitscht. Es hat einfach etwas gefehlt, gerade als er richtig gebraucht wurde - der zwölfte Mann war nicht da."

Aber wie erwähnt, bremste das 2:0 durch Daniel James genau die LASK-Drangperiode. Odion Ighalo, Traumtorschütze zum 1:0, traf danach die Stange. Doch dann hätte der LASK noch einmal ein Ausrufezeichen setzen können.

"Das war zu viel verlangt für den LASK"

In Person von Peter Michorl gab es in der 70. Minute einen Matchball zum vermeintlichen Anschlusstreffer zum 1:2. Doch der Mittelfeldspieler hämmerte den Ball freistehend im Strafraum weit drüber, auch ein Klauss-Hammer schrammte nur knapp am Tor vorbei (75.) und bei einem verdächtigen Handspiel von Bailly im Strafraum blieb die Pfeife stumm.

Zu viel für den LASK an diesem Abend, danach wurde, wie von Ismael betont, das eigene Spiel zu früh eingestellt. Die Bestrafung: 3:0 durch Mata, 4:0 durch Greenwood und 5:0 durch Perreira, wo selbst der sonst so sichere Schlager nicht gut aussah.

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Die Umstände, die schweren Verletzungen von Marvin Potzmann und Thomas Goiginger, die Geisterkulisse, die ungewöhnliche Vorbereitung - all das war neu und zu viel für den LASK.

"Sonst sind viele Fakten auf dem Tisch, die uns immer wieder diese Freude trübt, wir hätten gerne ein anderes Ergebnis erzielt. Aber die Qualität von Manchester United hat man heute gesehen. Der Fakt mit verletzten und gesperrten Spielern und ohne Zuschauer war heute zu viel für uns. Das war zu viel verlangt für den LASK. Wir haben alles versucht, alles gegeben, aber für uns ist die Reise jetzt zu Ende."

Rückspiel in Old Trafford? Ungewissheit, wie es weitergeht

Das traut sich der Chefcoach getrost sagen, obwohl eigentlich noch ein Rückspiel im Old Trafford stattfinden sollte. Doch in der aktuellen Situation will keiner mehr Prognosen abgeben.

Der Tenor geht in die Richtung, dass die UEFA in ihrer Sitzung Anfang nächster Woche ohnehin alle Bewerbe plus EURO absagen wird. Möglicherweise wird die Europa League somit nicht zu Ende gespielt, das Hinspiel verliert an Bedeutung.

"Wir wissen nicht wie es weitergeht. Schauen wir mal, was die Nacht bringt", gibt Ismael zu und weiß, dass sich mittlerweile stündlich alles ändern kann.

Das hat auch Auswirkungen darauf, wie der LASK weitermacht. Vorbereiten auf ein Rückspiel? Pause aufgrund der Bundesliga-Absage am Sonntag? Oder normaler Trainingsbetrieb? Viele Fragezeichen, die aber erst nach diesem Abend geklärt werden. Der denkwürdig werden hätte sollen, jedoch am Ende zum Albtraum wurde - sportlich und rundherum.

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