Endstand
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Löws Ära nach EM-Aus zu Ende: "Es tut mir leid!"

Nach 15 Jahren ist die Zeit als DFB-Teamchef von Jogi Löw mit dem EM-Aus zu Ende:

So hat sich Joachim Löw seinen Abschied als deutscher Teamchef wahrlich nicht vorgestellt. Für das DFB-Team kommt bei der EURO schon im Achtelfinale gegen England das Aus - womit nach 15 Jahren die Ära von Löw mit einer herben Enttäuschung endet. 

"Das ist eine große Enttäuschung für uns alle. Wir haben uns mehr erhofft", sagt ein sichtlich niedergeschlagener Löw nach dem Spiel im ARD-Interview. "Deswegen tut es mir auch leid, dass die große Begeisterung, die zuhause auch vorhanden war, jetzt mit so einem Spiel dahin ist."

Der Nationaltrainer tut sich unmittelbar nach dem Spiel schwer, alles einzuordnen, "weil die Enttäuschung natürlich überwiegt". 

"Der Glaube war absolut da", versichert Löw. "Aber in solchen Spielen ist es entscheidend, dass man die wenigen Chancen, die man hat, auch konsequent nutzt. Wir hatten zwei Großchancen durch Timo Werner und Thomas Müller. Wir haben leider keine Tore gemacht und deswegen tut es uns leid, dass wir jetzt aus dem Turnier raus sind."

Einen Vorwurf will der Coach Werner und Müller für die vergebenen Chancen aber nicht machen. "Wenn solche Dinge dann passieren, wie die Chance von Thomas Müller, dann muss man das auch mal akzeptieren. Normalerweise macht er daraus auf jeden Fall ein Tor. Heute hätten wir das gebraucht. Aber daher kann ich ihm ja keinen Vorwurf machen."

Kritik an Löw: "Man konnte darauf warten, dass wir in Rückstand geraten"

Vorwürfe muss sich hingegen Löw gefallenlassen. Vor allem die fehlenden bzw. späten Wechsel sorgten bei den deutschen Fans und Expterfen für Verwunderung und Kritik. So meint etwa Ex-Nationalspieler Michael Ballack in seiner Funktion als TV-Experte: "Ich verstehe nicht, warum der Bundestrainer so lange wartet mit einer Umstellung. Man konnte darauf warten, dass wir in Rückstand geraten."

Als sich eine Verlängerung schon abgezeichnet hatte, verwertete Sterling eine scharfe Hereingabe von Shaw zum 1:0 (75.). Die Deutschen standen dabei hinten ganz offen. DFB-Stürmer Thomas Müller hatte danach den Ausgleich auf dem Fuß, alleine auf das Tor zulaufend ging sein Schuss aber knapp links am Tor vorbei (81.). Stattdessen sorgte Kane für klare Verhältnisse. Der zuvor eingewechselte Jack Grealish flankte in die Mitte, der Starstürmer brauchte nur mehr einzunicken (86.).

Löw: "Kaltschnäuzigkeit und Cleverness" haben gefehlt

(Text wird unter dem Video fortgesetzt)

"Solche Spiele stehen auf Messers Schneide. Ein Tor macht da manchmal den Unterschied", erklärt Löw bei "Magenta TV". "Wir haben schon auch gute Spieler. Was uns vielleicht gefehlt hat, ist die Kaltschnäuzigkeit, die Cleverness in manchen Momenten. Die Mannschaft muss noch erwachsener werden." In manchen Momenten habe die "Abgebrühtheit und Abgezocktheit" gefehlt, meint der Trainer. 

"Wir hatten die größeren Chancen, bis England in Führung geht. Dann haben die Engländer es eiskalt gemacht, deshalb sind wir jetzt auch sehr enttäuscht", sagt Löw. 

In der DFB-Kabine herrsche "Totenstille", berichtet der Trainer nach dem Spiel. "Alle Spieler sind maßlos enttäuscht, wir auch."

Neuer: "Haben uns nicht an die Wand geschrien"

Kapitän Manuel Neuer spricht von einer "Riesenchance", die das DFB-Team vertan habe. "Wir hatten die Möglichkeit zu zeigen, gegen eine starke Mannschaft ins Viertelfinale weiter zu kommen. Diese Chance haben wir verpasst und deshalb ist die Enttäuschung auch riesengroß."

Das Spiel sei lange Zeit auf der Kippe gestanden. "Wenn Thomas Müller das 1:1 macht, dann dreht sich hier vielleicht auch einiges. Man hat schon gemerkt, dass die Zuschauer unruhig waren. Es war nicht so, dass sie uns an die Wand geschrien haben und immer davon überzeugt waren, dass England weiterkommt", erklärt der Torhüter.

Neuer hätte sich auch für Löw einen anderen Abschied gewünscht. "Es war schon ein sehr trauriges Gefühl als ich Jogi nach dem Abpfiff gesehen habe. Er ist ein einfach klasse Mensch. Die Spieler haben ihm viel zu verdanken. Er hat eine klasse Ära geprägt. Dass es so zu Ende geht ist natürlich schade und traurig."

Das sagt Löw zu seiner Zukunft

Für den langjährigen Teamchef wird der Abschied nicht leicht, "seinem" Team traut er in der Zukunft aber viel zu. "Ich glaube schon, dass sich einige Spieler noch entwickeln werden. Wir haben viele junge Spieler, die werden daraus lernen. Bei der Heim-EM 2024 werden vielleicht einige auf ihrem absoluten Topniveau sein, auch von ihrem Alter und ihrer Erfahrung her. Da kann man schon einiges erwarten."

Was seine persönliche Zukunft betrifft, gibt sich Löw noch bedeckt. "Im Moment habe ich keinen konkreten Plan. Jetzt habe ich keine Entscheidung getroffen. Man braucht Abstand, sieht sich nicht sofort nach was Neuem um. om Ruhestand habe ich nie gesprochen. Es gibt mit Sicherheit neue Aufgaben, die für mich interessant sind."

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