news

"90 Minuten Spaß" im Showdown um EM-Tiel

Nach 50 absolvierten Partien geht es zwischen England und Italien um alles.

Foto: © GEPA

Nach vier Wochen ist es endlich soweit: Das Finale der Europameisterschaft zwischen Italien und England im Wembley-Stadion steht vor der Türe (21 Uhr im LAOLA1-Ticker >>>).

Für beide Teams stellt das 51. Spiel des Kontinentalturniers den letzten Schritt einer langen Reise dar. Italien kann drei Jahre nach der verpassten Weltmeisterschaft in Russland endlich für Wiedergutmachung sorgen, "Three Lions"-Coach Gareth Southgate kann ein 25 Jahre anhaltendes Trauma zumindest beseitigen.

War es doch der heute 50-Jährige, der bei der EM 1996 im Halbfinale gegen Deutschland im Elfmeterschießen den entscheidenen Fehlschuss abgegeben hat und aus "30 years of hurt", wie in der Fußball-Hymne "Three Lions" beschrieben, mittlerweile 55 Jahre seit dem letzten Titelgewinn des Mutterlands des Fußballs gemacht hat.

Mancini schon stolz auf sein Team

Roberto Mancini ist schon vor dem Endspiel gegen England stolz auf seine Mannschaft. Mit dem Erreichten will sich der 56-Jährige aber nicht zufriedengeben. "Im Finale zu sein, ist ein schönes Ziel. Aber das reicht uns nicht", sagte Mancini schon vor dem Abflug seines Teams nach London auf der UEFA-Website.

Am bisherigen Offensivstil seiner Mannschaft will Mancini festhalten, wie er später auf der Pressekonferenz vor dem Spiel erklärt. "Wir wollen versuchen, so zu spielen, wie wir es uns immer vornehmen. Wir sind mit diesem Spiel bis hierhergekommen und werden daran nichts ändern", kündigt der 56-Jährige an. Er erwarte von seinen Spielern eine "letzte Anstrengung. Sie sollen 90 Minuten Spaß haben, dann dürfen sie in den Urlaub fahren." Nervös sei er vor dem Endspiel nicht.

"Ich bin stolz auf das, was die Burschen geschafft haben. Das war nicht leicht. Wir haben vom ersten Tag an daran geglaubt", betont der Erfolgscoach, der die "Squadra Azzurra" nach der verpassten WM 2018 übernommen und neu aufgestellt hatte. Mancinis Plan ist es, den "Three Lions" im Endspiel mit einem frühen Tor Stress zu bereiten. "Wir sind es, die sie unter Druck setzen müssen."

Frühe Führung gewünscht

Das Ziel sei es, früh in Führung zu gehen, sagt Mancini auf die Frage, ob die Erwartungen der Fans im Stadion auch ein Nachteil für den Gastgeber sein könnten. Generell freue er sich auf die Partie vor mehr als 60.000 Zuschauern, betont der Ex-Stürmer. "Fast das ganze Stadion wird England unterstützen. Aber nach eineinhalb Jahren ohne Fans ist das gut so."

England sei "eine großartige Mannschaft, physisch und technisch stark, eine Mannschaft, die kämpft", urteilt Mancini. Er erwarte daher eine Partie, die bis zum Schluss offen und spannend bleiben werde. Italien hat seit 1968 keinen EM-Titel geholt. Dennoch solle sein Team das Endspiel nicht mit zu viel Anspannung angehen. Mancini: "Man muss mit dem richtigen Druck spielen und versuchen, Spaß zu haben. Nur so kann man ein Finale gewinnen."

Bei der Abreise nach England schien die Laune jedenfalls gut. Strahlender Sonnenschein begleitete die "Azzurri", als sie am Samstagvormittag ihr EM-Quartier in Coverciano verließen und in den Teambus stiegen. Von Florenz aus sollte es anschließend per Charterflieger nach London gehen, wo für das Team um Kapitän Giorgio Chiellini am Samstagabend noch das Abschlusstraining und eine Pressekonferenz anstanden.

VIDEO: Italien-Fans zelebrieren Final-Einzug

(Text wird unter dem Video fortgesetzt)



Southgate will nicht "unerfüllt" bleiben

Auf der Gegenseite kennt man das Gefühl, kurz vor dem Ende zu scheitern. England unterlag bei der Weltmeisterschaft 2018 dem späteren Vizeweltmeister Kroatien nach der Verlängerung, die Erfahrung bereichert das Team von Gareth Southgate aber noch heute, wie der Coach der "Three Lions" erörtert.

2018 schien das Halbfinale für England wohl wie das mögliche Maximum, "jetzt wissen wir aber, dass wir unerfüllt sein werden, wenn der Montag kommt und wir das Turnier nicht gewonnen haben", so Southgate, der mit seiner aktuellen Truppe Geschichte schreiben will.

"Die Realität jeder Mannschaft ist, dass wir diese 26 Spieler nie wieder zusammenbekommen werden. Sie haben ein großartiges Vermächtnis hinterlassen, egal was passiert, aber jetzt geht es um die Farbe der Medaille, du bekommst in deinem Leben nur sehr wenige solcher Möglichkeiten", so der 50-Jährige, der mit England 1996 als Spieler im EM-Halbfinale scheiterte.

Foden fraglich

"Wir müssen die Chance ergreifen und uns die beste Chance geben, um zu gewinnen." Ob Phil Foden daran mitwirken kann, ist unklar. Der Offensivspieler vom englischen Meister Manchester City hat im Training einen Schlag abbekommen.

"Unsere medizinische Abteilung wird uns später noch über den aktuellen Stand informieren", sagt Teamchef Gareth Southgate am Samstagabend auf einer Pressekonferenz über Fodens Gesundheitsstatus. Er sei "fraglich". Bisher war der Jungstar in drei von sechs EM-Partien zum Einsatz gekommen.

Im Halbfinale gegen Dänemark (2:1 n.V.) wurde Foden erst in der Verlängerung eingewechselt. Seinen Platz im Offensivtrio neben Kapitän Harry Kane und Raheem Sterling nahm in der Startformation zuletzt Arsenals Bukayo Saka ein. Bis auf Foden absolvierten alle Kaderspieler am Samstag die Einheit im EM-Basislager der "Three Lions" in Burton upon Trent. Anschließend machte sich die Mannschaft auf den Weg nach London.

Queen drückt die Daumen

Königin Elizabeth II. wünscht dem englischen Nationalteam klarerweise viel Erfolg. In einem kurzen Schreiben an Teamchef Gareth Southgate würdigt die Queen "Geist, Hingabe und Stolz" der Mannschaft, die am Sonntagabend vor heimischem Publikum im Londoner Wembley-Stadion ihr erstes Finale bei einer EM oder WM seit 55 Jahren bestreitet.

Dabei erinnert die Monarchin auch an den Moment, als sie bei der Weltmeisterschaft 1966 den WM-Pokal in Wembley an Sir Bobby Moore überreicht hatte. Dabei habe sie gesehen, was es den Spielern und dem Trainerstab bedeutet habe, das Finale eines großen internationalen Turniers erreicht und gewonnen zu haben.

Den aktuellen Akteuren richtet die Queen die Wünsche der ganzen Königsfamilie aus. "In der Hoffnung, dass die Geschichte nicht nur Ihren Erfolg, sondern auch den Geist, die Hingabe und den Stolz festhält, mit dem Sie sich verhalten haben."

Kommentare