Endstand
2:4
1:2, 1:2
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DFB-Sieg: "Da geht dir einer ab"

Deutschland nach überzeugendem Sieg gegen Portugal "im Turnier angekommen".

So richtig viele Leute hatten Deutschland im Vorfeld der Europameisterschaft nicht auf dem Zettel - zumindest nicht in der Häufigkeit, wie man es normalerweise gewöhnt ist.

Auch das Auftaktspiel gegen Weltmeister Frankreich, das für die deutsche Mannschaft mit 0:1 verloren ging, machte nicht allzu viele Hoffnungen, dass sich das DFB-Team nach den durchwachsenen letzten Jahren rechtzeitig wieder aufrappelt.

Selbst gegen Portugal ging die Partie alles andere als nach Wunsch los, trotz frühem Rückstand durfte Deutschland letztlich aber doch über einen hochverdienten 4:2-Sieg jubeln (Spielbericht >>>). Ein Auftritt, der den deutschen Fans Hoffnung gibt.

"Insgesamt war das eine klasse Leistung: tolle Einstellung, tolle Moral. Wir haben zu Recht auch in der Höhe gewonnen und viele Chancen herausgespielt. Eine tolle Leistung. Es war von Anfang an Tempo in den Aktionen, auch über die Außenpositionen. Unser Plan ist gut aufgegangen", so ein zufriedener Bundestrainer Joachim Löw nach dem Spiel gegenüber "ARD".

 

DFB-Team "einen Zahn zugelegt"

Dennoch wurde den deutschen Fans zu Beginn des Spiels kurz mal Angst und Bange, als Cristiano Ronaldo die Portugiesen in der 15. Minuten in Führung brachte. Zwei aktiv von Deutschland erzwungene Eigentore schlugen das Pendel jedoch wieder auf die Seite der Deutschen.

(Text wird unter dem Video fortgesetzt)

 



"Unabhängig vom Gegentor haben wir die ersten 15 Minuten angefangen wie die Feuerwehr. Wir haben uns vom Rückstand nicht einschüchtern lassen", gibt Thomas Müller Einblick in die Anfangsphase der Partie.

Am Ende habe Deutschland allerdings genau das gemacht, woran man gegen Frankreich noch scheiterte - von einem Rückstand zurückkommen. "Die Dinge, die wir gegen Frankreich nicht so gut gemacht haben, haben wir gut hinbekommen, das war auch so zu erwarten. Ich habe schon erwartet, dass die Mannschaft nach vorne nochmal einen Zahn zulegt", so Joachim Löw.

Frankreich? "Heute einen Tick einfacher"

Thomas Müller will das Auftaktspiel gegen Frankreich allerdings nicht zu viel mit dem Sieg gegen Portugal vergleichen, dafür haben sich die Spielweisen der beiden Teams zu sehr unterschieden. "Die Franzosen konnten besser verteidigen, das ist nämlich ihre Philosophie. Deswegen kann man die Leistungen nicht direkt nebeneinander legen", findet der Bayern-Star.

"Heute war es für uns einen Tick einfacher, weil Portugal mehr Schwächen hinten offenbart", so ein offener Müller, der zudem versucht, das Frankreich-Spiel zu relativieren. "Gegen Frankreich war nicht alles schlecht, wir haben einfach gegen abgezockte Franzosen gespielt, die dir immer das Gefühl geben, dass du gut bist, weil sie dir den Ball überlassen."

Natürlich war der überzeugende Sieg gegen Portugal aber nicht nur wichtig für das eigene Selbstvertrauen, sondern selbstverständlich auch deswegen, weil der Aufstieg ins Achtelfinale mit einer erneuten Niederlage fast schon ans Unmögliche grenzte.

Gosens: "Bei so einem Spiel geht dir einer ab"

"Jeder hat gewusst, was auf dem Spiel steht, dass ordentlich Druck auf dem Kessel ist. Wir sind alle an einen Strang gezogen und haben uns belohnt für unseren Spirit heute", sagt ein am Samstag glänzend aufgelegter Robin Gosens.

Der Atalanta-Außenbahnspieler war gegen Portugal gleich an drei Treffern direkt beteiligt, einen davon erzielte er selbst. Dazu würde auch noch das vermeitlichiche Führungstor in den Anfangsminuten des Spiels kommen, das aufgrund einer Abseitsstellung jedoch nicht anerkannt wurde - alles in allem ein toller Tag für den 26-Jährigen.

"Du kannst mich gerne mal zwicken. Ich glaube, selbst dann glaube ich es nicht. Ein Tor zu schießen für die Nationalmannschaft ist immer besonders, dann auch noch bei so einem Spiel - da geht dir einer ab. Ich werde das heute sicherlich genießen", sagt Gosens.

 

Löw: "Sind jetzt richtig im Turnier angekommen"

Dabei hätte er bei seinem Treffer in der 60. Minute eigentlich bereits ausgewechselt gehört wegen Adduktorenproblemen. Aber: "Zum Glück hat mich der Coach noch ein bisschen drauf gelassen, dass ich die Hütte machen konnte."

Auch vom Bundestrainer selbst erntet der von der UEFA zum "Man of the Match" gekürte Gosens eine Menge Lob. "So einen Spieler brauchen wir. Das Spiel seines Lebens hat er aber vielleicht noch vor sich."

Feststeht auch, dass es Deutschland mit dem Sieg gegen Portugal vielleicht endlich geschafft hat, die Euphorie im eigenen Land wieder mal richtig anzukurbeln. "Mit dem Sieg sind wir im Turnier richtig angekommen", so Löw, der aber dennoch etwas auf die Bremse tritt. "Es geht aber weiter. Es kommen weitere Aufgaben, die sind nicht weniger schwierig."

Santos: "Es ist meine Verantwortung"

Während die Zeichen bei Deutschland nun klar auf Aufstieg stehen, muss Titelverteidiger Portugal nun plötzlich doch um das Erreichen des Achtelfinale bangen. Mit Frankreich wartet am letzten Spieltag noch ein ganz harter Brocken für die "Selecao", die als Gruppendritter aktuell bei drei Punkten hält.

"Es ist ein Ergebnis, das wir nicht wollten", so Joao Moutinho nach der Niederlage gegen Deutschland. "Wir konnten uns nicht vom Druck befreien", hebt der Mittelfeldspieler die Dominanz der Deutschen hervor.

Coach Fernando Santos nimmt nach dem Spiel die Schuld für die Pleite auf sich: "Es ist meine Verantwortung. Im Großen und Ganzen haben meine Spieler alles versucht. Aber gegen Deutschland zu spielen, ist einfach schwierig. Deutschland war das bessere Team."


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