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Youth League als Aushängeschild?

Nach ManCity soll PSG fliegen. Interview mit Salzburgs Youth-League-Coach Marco Rose:

Youth League als Aushängeschild?

Marco Rose will mit seinem Team das nächste Ausrufezeichen setzen.

Die U19 des FC Red Bull Salzburg trifft am Dienstag (18 Uhr, RB-Arena) im Achtelfinale der UEFA Youth League auf Paris St. Germain und hofft, nach Manchester City den nächsten europäischen Top-Verein auszuschalten.

Rose kam ausgerechnet von Lok Leipzig 2013 zu Red Bull nach Salzburg und trainiert in erster Linie das U18-Akademie-Team.

Vor dem Spiel hat LAOLA1 mit dem 40-Jährigen gesprochen.

Die Fragen stellte Bernhard Kastler.

LAOLA1: Was sagt der Aufstieg gegen Manchester City aus?

Marco Rose: Es sagt etwas über die Arbeit in der Akademie aus. Jeder weiß, dass wir gute Bedingungen haben, und deswegen sind wir froh, wenn wir hie und da ein Ausrufezeichen setzen können. Das war eines.

LAOLA1: Weil nicht nur das Ergebnis, sondern vor allem auch die Leistung überzeugt hat?

Rose: Es war ein U19-Spiel auf sehr hohem Niveau, das für mich gar nicht mehr in die Kategorie Jugendspiel fällt und in dem beide Mannschaften in gewissen Phasen dominant waren. Uns war klar, dass City eine Phase haben würde, die wir aushalten müssen. Das haben wir gut gemacht. Aufgrund unserer Torchancen waren wir auch das bessere Team und haben verdient gewonnen.

LAOLA1: Was sagte der Gegner? Passiert es im Jugend-Fußball noch, dass ein Team unterschätzt wird?

Rose: Hut ab vor City, wie alle Offiziellen und Spieler reagierten. Sie haben sich als großartige Verlierer erwiesen und es auch gleichermaßen eingeschätzt. Unterschätzt haben sie uns nicht, auch in dem Bereich sind die Scouting-Abteilungen so aufgestellt, dass man weiß, was auf einen zukommt.

LAOLA1: Red Bull Salzburg hat sich als Ausbildungsverein deklariert. Sind solche Erfolge vielleicht sogar wichtiger als der eine oder andere nationale Titel der Profis?

Rose: Das Aushängeschild Nummer eins ist die erste Mannschaft. Der wollen wir natürlich gerne zuarbeiten, die wollen wir unterstützen, die wollen wir besser machen und Spieler entwickeln. Das ist unsere Hauptaufgabe. Da hilft natürlich jedes Top-Spiel auf internationalem Niveau. Die Youth League ist da ein wichtiger Faktor für uns im Verein. Das nimmt man auch so wahr. Wir hatten etwa auch die großartige Unterstützung vom FC Liefering und von unserer Profi-Mannschaft. Sei es mit Xaver Schlager als Spieler oder einem Betreuer, der uns als Übersetzer hilft. Das ist auch wichtig für uns.

LAOLA1: Die nächste Hürde heißt Paris Saint-Germain. Wie schätzen Sie diese Mannschaft ein?

Rose: Wir haben uns gut vorbereitet, wissen, was auf uns zukommt und haben den Gegner per Video genau analysiert und live beobachtet. Es ist sicher wieder eine herausragende Jugendmannschaft, die körperlich sehr stark ist, mit schnellen Spielern, die technisch gut ausgebildet sind. Von der Philosophie her kann man sie ein wenig mit Manchester City vergleichen. Sie wollen auch dominant auftreten und wohl in einem 4-3-3 spielen. In den Details unterscheiden sie sich dann doch und die werden wir den Jungs dann weitergeben. Es wird eine ähnlich schwierige Aufgabe, der wir uns auch gerne stellen. Es kommt oft auf die Tagesform an, aber wir sehen unsere Möglichkeiten.

LAOLA1: Sie haben 25 Spieler in fünf Partien eingesetzt. Wie wählen Sie aus?

Rose: Wir sind zunächst froh, dass wir so vielen Spielern die Chance geben konnten, auf internationaler Ebene zu spielen. Sie haben das alle gut gemacht. Wir hatten auch aufgrund der deutlichen Hinspiel-Ergebnisse die Möglichkeit, vielen sehr jungen Spielern diese Möglichkeiten zu geben. Die Mannschaft wird natürlich vom Liefering-Kader getragen. Aber es ist schon so: Die Besten spielen. Das sind schwierige Entscheidungen, aber am Ende des Tages wollen wir alle Erfolg. Und die Jungs müssen auf dem Weg in den Profi-Fußball lernen, sich durchzubeißen und sich für solche Spiele zu qualifizieren. Die mannschaftliche Geschlossen- und Ausgeglichenheit ist aber die Stärke des Kaders.

"Die Jungs sind 16, 17, 18 Jahre alt und damit in einem Alter, in dem sie viel ausprobieren. Sie sollen auch ausprobieren, nicht dass sie irgendwann einmal erschrecken, wenn ein Bier vor ihnen steht."

LAOLA1: Befinden sich Ihre Spieler in der kritischsten Zeit auf dem Weg zum Profi?

Rose: Die Jungs müssen einfach wissen, dass das ein hartes Stück Arbeit ist. Sie müssen wissen, dass es Rückschläge geben wird. Sie müssen sich über die Youth League oder Liefering empfehlen und Schritt für Schritt gehen. Wer das schafft, wird sich am Ende durchsetzen. Ich bin mir sicher, dass sich die Jungs dessen bewusst sind. Es tut ihnen aber sicher auch gut, es ab und an gesagt zu bekommen.

LAOLA1: Welcher Typ Spieler schafft für gewöhnlich den Sprung in den Profi-Kader?

Rose: Die Jungs, die klar im Kopf sind und wissen, was sie wollen, sowie zuhören. Jungs, die trotzdem immer an sich glauben und wissen, was sie können. Die, die die Nerven behalten, wenn es mal nicht so läuft, und wenn sie das Gefühl haben, man wird nicht so gesehen, wie man selbst glaubt, es verdient zu haben. Diese Jungs werden es auch schaffen. Das ist der wichtigste Faktor neben sportlichem Talent. Wir haben viele Talente in Österreich und um ganz oben reinzukommen, etwa in die Bundesliga oder in eine ausländische Top-Liga, da braucht man auch hie und da das nötige Glück, muss zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein. Aber am Ende muss jeder bei sich bleiben und den Fokus auf das Wesentliche gerichtet haben.

LAOLA1: Akademien gelten als steril, vor allem jene von Red Bull, in der gewisse Frisuren unerwünscht sind. Braucht es nicht die Typen, die in diesem Alter auch über die Stränge schlagen?

Rose: Die Jungs sind 16, 17, 18 Jahre alt und damit in einem Alter, in dem sie viel ausprobieren. Sie sollen auch ausprobieren, nicht dass sie irgendwann einmal erschrecken, wenn ein Bier vor ihnen steht. Sie können auch die Frisur tragen, die ihnen gerade gefällt. Ich habe kein Problem damit. Wir wollen Typen, wir brauchen Typen, aber für mich gibt es dann nur ein Thema: Es muss für das Team passen. Das steht über allem. Wenn ein Typ mal über die Stränge schlägt, sich aber für das Team aufopfert und im Spiel dann den Unterschied macht, ist alles okay.

LAOLA1: Wie wichtig ist der Mix aus nationalen und internationalen Top-Talenten?

Rose: Wir hatten gegen Manchester City acht Spieler in der Startelf, die in unserer Akademie ausgebildet wurden. Das ist also keine zusammengekaufte Truppe, sondern sind hier entwickelte Spieler. Die sollen sich aber auch mit den Top-Talenten der Welt messen. Dafür holen wir dann auch Spieler wie Amadou Haidara oder Igor, um das Niveau in der Spitze noch besser zu machen. Wenn andere Talente sehen, wie sich die Dinge bei uns entwickeln, dann hilft das. Es kann vom Nachwuchs, Richtung Liefering zu den Profis und dann auch in internationale Topligen gehen. Aber das soll auch der Weg sein.

LAOLA1: Gibt es ein erklärtes Ziel in der Youth League?

Rose: Wir wollen erfolgreich sein und arbeiten von Spiel zu Spiel. Der Fokus muss immer auf der nächsten Partie liegen, das ist das Wichtigste. Der Erfolg gegen Manchester City interessiert spätestens nach dem Paris-Spiel keinen mehr. Wichtig ist, dass wir immer mehr wollen und das sollte man auch auf dem Platz erkennen. Wenn wir das tun, wird es für jeden schwierig gegen uns.

LAOLA1: Wie sehen Ihre persönlichen Ziele aus? Sie waren einst bei Lok Leipig, sind nun bei Red Bull.

Rose: Das Thema Red Bull polarisiert und es gab natürlich nicht nur Glückwunschbekundungen, aber nach vier Jahren muss ich sagen, dieser Weg war goldrichtig. Ich habe als Trainer einen großen Schritt gemacht und dafür bin ich dankbar. Ich habe ehrgeizige Ziele und man wird sehen, wohin die Reise geht. Aber ich bin momentan voll mit meiner U18 und der Youth League beschäftigt. Es geht auch weniger um mich, sondern um die Entwicklung unserer Jungs und den Verein.

"Es ist auch nicht so, dass wir irgendwo hingehen und so tun, als hätten wir den ersten Ball genäht."

LAOLA1: Wie sehen Sie die Jugendarbeit in Österreich?

Rose: Ich finde die wirklich gut. Wenn wir gegen andere Akademien spielen, sehe ich, wie sich das Niveau entwickelt hat. Es gibt keine Spiele, in denen wir im Vorbeigehen Siege einfahren. Österreich ist da auf einem guten Weg. Die Strukturen sind in den Landesverbandsausbildungszentren (LAZ) und in den Akademien gut, es wird gut in der Breite ausgebildet und dann auch hoch in die Spitze bis zum Nationalteam. Österreich ist ein kleines Land, die Arbeit ist gut, aber es gibt eben natürliche Grenzen. Die kann man versuchen zu verschieben, aber wenn 3000 Zuschauer bei Bundesliga-Spielen sind, dann ist es klar, dass viele Spieler gerne in anderen Ligen Fußball spielen.

LAOLA1: Im Jänner gab es Gerüchte, wonach Bayern München versuchen würde, Nachwuchs-Chef Ernst Tanner für sich zu gewinnen. Ist die Ausbildung bei Red Bull (inter)national so weit vorne?

Rose: Ich halte wenig davon, sich selbst auf einen Thron zu setzen. Wir wissen intern, dass das, was wir machen, gut ist. Das nehmen wir auch so wahr. Aber auch überall anders wird gut gearbeitet. Ich habe richtig gute Trainer-Kollegen in den anderen Akademien hier in Österreich. Die machen einen sehr guten Job und das bei weniger guten Bedingungen. Wir sind natürlich froh darüber, dass wir die haben und sie sich teilweise in Ergebnissen niederschlagen. Aber es ist auch nicht so, dass wir irgendwo hingehen und so tun, als hätten wir den ersten Ball genäht.


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