SK Rapid Wien SK Rapid Wien SCR
AC Sparta Prag AC Sparta Prag PRA
Endstand
2:1
0:1, 2:0
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Rapid und Fans "explodierten" in magischer Nacht

Rapid wuchs nach Fehlstart über sich hinaus - auch dank Fans. Kühbauer bremst:

Rapid und Fans Foto: © GEPA

Was für eine glorreiche Europacup-Nacht!

Die Rückkehr des SK Rapid auf internationaler Bühne mündete beim 2:1-Heimsieg gegen Sparta Prag (Spielbericht >>>) in der 2. Quali-Runde zur Champions League in einem Freudentaumel.

Die 19.500 Fans verwandelten das Allianz-Stadion in einen Hexenkessel. So unglücklich die Partie mit dem frühen Gegentreffer und einer verbesserungswürdigen ersten Halbzeit begann, umso kämpferischer, engagierter und hungriger agierten die Grün-Weißen in den zweiten 45 Minuten, in denen die Renaissance gelang.

Das 2:1 gibt den Hütteldorfern nun in Anbetracht der Tatsache, dass die Auswärtstorregel der Vergangenheit angehört, gute Chancen, kommende Woche den Aufstieg in die 3. Quali-Runde zu schaffen, in welcher AS Monaco warten würde (Anm.: Robert Kovac, Bruder von Trainer Niko Kovac, war bereits als Spion im Stadion).

"Es ist für uns sehr schön, dass wir gewonnen haben, wir sind aber erst bei einer Teiletappe", bremst Trainer Didi Kühbauer zu große Euphorie. "Wer jetzt an Monaco denkt, ist fehl am Platz. Wir denken an Hartberg und dann an Sparta. Wir können nicht Dinge herzaubern, die noch nicht da sind. Wir können nur mit Dingen arbeiten, die da sind. Noch ist nichts passiert gegen Sparta, und noch nicht gegen Hartberg. Aber gegen Sparta werden wir wohl eine noch bessere Leistung brauchen."

Champions-League-Qualifikation - Spielplan/Ergebnisse >>>

"Das Ende war sehr schön, aber..."

Dass das Spiel schlussendlich so eine positive Wende nehmen sollte, war in der ersten Halbzeit nicht zu erahnen. Rapid startete quasi mit einem Rückstand in die Partie, obwohl sich die Wiener so viel vorgenommen hatten.

"Das Ende war sehr schön, aber wenn man nach zwei Minuten 0:1 in Rückstand geht, gerät einiges ins Wanken. Von Verunsicherung will ich nicht reden, aber wir haben dem Gegner genau in die Karten gespielt. Wir haben keine Lösungen gefunden, immer den falschen Pass gespielt, im letzten Drittel nicht die Zweikämpfe gewonnen, die man braucht im internationalen Fußball. Lange Bälle waren auch nicht die beste Entscheidung. Aber das ist verständlich, wenn du 0:1 hinten bist. Trotzdem waren wir im Spiel drin", analysiert Kühbauer.

Der Chefbetreuer sah eine Mega-Fußabwehr von Richard Strebinger als entscheidenden Knackpunkt, mit einem 0:2 wäre es noch schwieriger gewesen, zurück ins Spiel zu finden.

"Wir waren drin, haben aber nicht die Chancen gehabt, die wir benötigen. In der Pause haben wir einige Dinge angesprochen, obwohl die Energie auch in der ersten Halbzeit da war. Aber es war dann viel besser, vom Ballbesitz her - und mit dem Geniestreich von Knasi ist es in eine Richtung gegangen, in der auch Sparta ins Wanken gekommen ist", freut sich der SCR-Chefbetreuer über die starke Reaktion seiner Mannschaft.

Obwohl man laut Kühbauer gesehen habe, dass Sparta sehr guten Fußball spielen kann, lag sogar noch mehr als der 2:1-Siegtreffer in der Luft. Doch am Ende muss man zufrieden sein. Denn auch die Spieler bewerteten den Rückschlag nach wenigen Sekunden als mentale Herausforderung.

"Richtig Vollgas gegeben und uns belohnt"

Stürmer Ercan Kara, der viel arbeitete, aber nur zu wenigen Abschlussmöglichkeiten kam, war nach dem Schlusspfiff im "ORF" erleichtert.

"Wir sind froh, dass wir das Spiel gewonnen haben, das macht uns alle glücklich. In der zweiten Halbzeit haben wir richtig Vollgas gegeben und uns richtig belohnt. Wir hatten einen Plan von Anfang an, aber wir haben das mit dem frühen Tor nicht so hinbekommen. In der zweiten Halbzeit haben wir unser Spiel auf den Platz gebracht. Wir haben eine sehr gute Ausgangslage, wir sind guter Dinge, dass wir eine Runde weiterkommen", lebt die Hoffnung, in die 3. CL-Quali-Runde aufzusteigen.

Auch Abwehrchef Kevin Wimmer, der zusammen mit Maximilian Hofmann in den ersten 45 Minuten mehrmals Probleme bekam, stabilisierte sich und atmete nach einem harten Fight auf Biegen und Brechen auf.

"Ungünstiger kann man nicht in ein Heimspiel starten, aber wir haben uns danach gut gefangen. Wir haben beim Freistoß ein paar Spieler, die auf einen Mann zugeteilt sind, einer von uns hat den Gegenspieler außer Acht gelassen. Dann haben wir es gut gemacht, vor allem in der zweiten Halbzeit, das haben wir das Spiel kontrolliert und uns Chancen herausgearbeitet. Du nimmst dir so viel vor und wenn es nach zwei oder drei Minuten so losgeht, musst du dich erstmal sammeln. Wir werden in Prag versuchen, von Anfang an so zu spielen. Wir haben die Qualität, dass wir dort bestehen, wir wollen weiterkommen."

"Das war für uns extrem wichtig"

In der zweiten Halbzeit zeigten die Grün-Weißen, wie so oft in der Vergangenheit im Europacup, ein anderes Gesicht. Das neu gewonnene Selbstvertrauen, der volle Einsatz und die Bereitschaft, für den Nebenmann zu fighten, steckte auch das Publikum an.

Beim Traumtor von Christoph Knasmüllner "explodierte" das Stadion laut Kühbauer beinahe - kein Wunder beim sehenswerten Chip ins Kreuzeck, der die Wende einläutete.

"Mit dem Ausgleichstreffer von Knasi ist noch mehr Freude gekommen und, dass wir uns dann mit dem Sieg belohnen, ist umso schöner. Knasi macht diese Tore auch beim Training. Es war für uns extrem wichtig, weil wir dann wieder im Spiel waren. Die Zuschauer sind noch mehr gekommen und die Jungs haben noch mehr daran geglaubt", spürte auch Kühbauer an der Seitenlinie, dass noch einiges möglich war.

Auch dank der 19.500 Zuschauer, die diese magischen Europacup-Nächte lange herbeisehnten. "Es war sehr schön für mich und großen Dank an die Zuschauer – man weiß, was der Rapid-Fan leisten kann. Sie sind auch nach dem 0:1 hinter uns gestanden, beim 1:1 ist es fast explodiert. Da hat man schon bemerkt, dass das einen Extra-Schub gibt.

Wohl nicht nur Kühbauer hofft, dass man weltweit wieder auf Dauer Zuschauer in den Stadien begrüßen darf. Rapid hat die in den vergangenen eineinhalb Jahren schmerzlich vermisste Kulisse diesmal auf jeden Fall geholfen.

Auswärtstorregel hin oder her: "Das bedeutet nichts fürs Rückspiel"

Abgesehen von den ersten 45 Minuten war Rapid relativ früh in der Saison den hundert Prozent nahe. Trotz kleinem Umbruch sah man eine Mannschaft auf dem Platz, die gestärkt in die kommende Spielzeit geht.

Ein Ausrufezeichen an die Konkurrenz, dass mit Rapid zu rechnen ist? "Wir waren immer da! Ich glaube nicht, dass Rpaid irgendwann weg war. Das hätte ich nicht vernommen. Man gerät auch einmal in Rückstand, wir haben aber oft bewiesen, dass wir einen Rückstand aufholen können. International ist das noch schwieriger, aber das spricht für die Mannschaft, die Dinge dann noch besser gemacht hat", erklärt Kühbauer.

Wichtigster Nachsatz: "Das bedeutet trotzdem nichts fürs Rückspiel." Da es keine Auswärtstorregel mehr gibt, steht Rapid nun aber sogar besser da, als wenn das Tor von Sparta wie früher fast "doppelt" gezählt hätte.

"Und deshalb habe ich schon vor dem Spiel gesagt, dass man diese Regel akzeptieren muss. Ob man sie verstehen will, ist was anderes. Aber deshalb war es schon wichtig, als Sieger vom Platz zu gehen. Wenn wir 0:1 verloren hätten, wäre es noch weitaus schwieriger gewesen."

Die Endabrechnung erfolgt kommende Woche in Prag. Dass Rapid im Europacup aber wie früher über sich hinauswachsen kann, haben die Spieler eindrucksvoll bewiesen.

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