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Union: Die schönen und hässlichen Gesichter des Fußballs

Union Berlin schrammt gegen Real Madrid nur haarscharf an einem historischen ersten Champions-League-Punkt vorbei. Die Gefühlslage nach dem Spiel ist gemischt.

Union: Die schönen und hässlichen Gesichter des Fußballs Foto: © getty

Es war ein besonderer Mittwochabend für den 1. FC Union Berlin.

Die Köpenicker liefen zum ersten Mal in ihrer Vereinsgeschichte in der UEFA Champions League auf – der Lohn für die Arbeit der vergangenen Jahre. Im Jahr 2019 stiegen die "Eisernen" in die deutsche Bundesliga auf, es folgten Darbietungen in der UEFA Conference League und der UEFA Europa League.

Den Höhepunkt erreichte die Mannschaft von Cheftrainer Urs Fischer mit dem Auswärtsspiel im Estadio Santiago Bernabeu. Der deutsche Hauptstadt-Klub hielt gegen die "Königlichen" lange die Null, in der vierten Minute der Nachspielzeit wurde Real Madrid durch einen Treffer von Jude Bellingham jedoch erlöst und feierte einen 1:0-Heimsieg (Spielbericht >>>).

Dieser war aufgrund der spanischen Überlegenheit in der zweiten Hälfte – zweimal scheiterte die Ancelotti-Elf am Aluminium – schlussendlich verdient. Mit dem späten Gegentreffer musste Union aber eine bittere Pille schlucken.

Etwas mehr als eine Minute hat gefehlt

So waren die Gefühle im Lager der Berliner nach dem Spiel gemischt.

"Wir haben heute das schönste und hässlichste Gesicht des Fußballs gleichzeitig gesehen. Nach dem Abpfiff habe ich den Fußball kurz gehasst und gleichzeitig liebe ich ihn über alles. Es ist brutal, wenn du so kämpfst und bis zur letzten Sekunde den Punkt in der Hand hast und dann das Tor bekommst", gab Robin Gosens nach der Partie am "DAZN"-Mikrofon Einblick in seine Gefühlslage.

Ein ähnliches Stimmungsbild ergab sich bei Trainer Fischer. "Die Mannschaft hat toll verteidigt. Aber wir haben es im Vorfeld gesagt, nur Verteidigen, das wird nicht reichen. Es hätte aber fast gereicht, etwas mehr als eine Minute hat gefehlt. Das muss man so akzeptieren. Ich glaube, wir nehmen auch aus diesem Spiel wieder viel mit und müssen viel lernen."

Am Ende war der Real-Sieg für den 57-jährigen Schweizer "über 90 Minuten verdient".

Was Union in den nächsten Spielen besser machen kann? "Unsere Stärke ist die defensive Kompaktheit und der unfassbare Wille, für jeden alles zu geben auf dem Platz. Und wenn du lernst, dass du auch Fußball spielen kannst und du dir auch einmal etwas zutraust, wird es in den nächsten Champions-League-Spielen für keinen einfach gegen uns", fasste Gosens zusammen.

Real weiterhin makellos

Auf der Gewinnerseite war die Stimmung nach dem Schlusspfiff selbstredend besser. David Alaba und Co. legten mit dem sechsten Pflichtspielsieg in Serie einen perfekten Saisonstart hin.

Was schlussendlich zum Erfolg führte: "Wir ließen den Ball in der zweiten Hälfte schneller laufen. In der ersten Halbzeit waren wir mit unseren zwei Sechsern vielleicht zu tief. In der zweiten Halbzeit haben wir die Räume besser gefunden und mehr Chancen heraus gespielt", analysierte Alaba, der versicherte, dass der Gegner keinesfalls unterschätzt wurde.

"Wir wussten im Vorhinein, dass es kein einfaches Spiel wird. Das ist eine Mannschaft, die voll dagegen hält. Aber ich glaube, dass wir speziell in der zweiten Halbzeit richtig am Drücker waren und verdient gewonnen haben."

Bellingham abermals im Rampenlicht

Mit Jude Bellingham stand ein Spieler zum wiederholten Male besonders im Fokus. Der Transfer des Engländers von Borussia Dortmund in die spanische Hauptstadt hat sich ohne Frage bezahlt gemacht. Der Mittelfeldspieler stellt in Madrid bislang insbesondere seine Torjägerqualitäten unter Beweis. Nach sechs Spielen hält der 20-Jährige bei sechs Treffern.

Gestern riss er, wie die spanische "Marca" schreibt, mit seinem späten Treffer die Berliner Mauer nieder. Das Erfolgsrezept Bellinghams? "Ich will außerhalb der Box ein kreativer Spieler sein, Chancen für meine Mitspieler kreieren. In der Box will ich eiskalt agieren. Diese Balance ist wichtig", sagte der Matchwinner nach dem Spiel zu "DAZN".

Ein weiterer wichtiger Erfolgsfaktor: Bei seinem Klub fühlt sich das Top-Talent schon jetzt enorm wohl.

"Ich bin so dankbar, dass ich bei diesem Klub bin. Über die Qualität im Verein habe ich bereits gesprochen und wenn man dann hier am Stadion ankommt, Tausende sieht, die auf den Bus warten und dann während des Aufwärmens bereits anfeuern. Man weiß nicht, wie groß dieser Verein ist, bis man für ihn spielt. Nun wird mir diese Ehre zuteil", schwärmte er bei "TNT Sports".

Auch Alaba findet für seinen Teamkollegen wenig überraschend ausschließlich lobende Worte. "Er ist schon jetzt sehr wichtig für uns. Wenn er so weiter macht, werden wir viel Freude mit ihm haben in der Zukunft. Er versucht immer zu lernen, sich weiterzuentwickeln. Im Training gibt er alles und haut sich in den Spielen rein. Da belohnt er sich dann selbst."

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