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Mönchengladbach: "Haben um Beistand gebetet"

Trotz der Niederlage gegen Real Madrid kommt Mönchengladbach sensationell weiter.

Mönchengladbach: Foto: © getty

Bangen Minuten für die Mannschaft von Borussia Mönchengladbach folgte die völlige Ekstase!

Nach der 0:2-Niederlage bei Real Madrid (Spielbericht) war die Mannschaft von Ex-Salzburg-Trainer Marco Rose auf das Ergebnis im Parallelspiel in Mailand zwischen Inter und Shakhtar Donezk angewiesen, um doch noch den Aufstieg ins Achtelfinale der Champions League zu schaffen. Auf einem Tablet verfolgte die Mannschaft die letzten Minuten der Partie in Italien.

Nach acht Minuten Nachspielzeit dann der erlösende Schlusspfiff in Mailand - 0:0. Schnell bildet sich eine Jubeltraube - mittendrin die ÖFB-Legionäre Tino Lazaro, Stefan Lainer und Hannes Wolf - am Rasen des Estadio Alfredo di Stefano, wo Real derzeit seine Heimspiele austrägt.

Mönchengladbach steigt als Zweiter sensationell hinter Gruppensieger Real in die K.o.-Phase auf, Inter muss sich als Gruppen-Vierter schon früh aus dem internationalen Geschäft verabschieden.

"Die verspüren keinen Druck, die macht das eher geil"

Vor dem Spiel in Madrid war die Ausgangslage aber klar, sowohl Real als auch die Borussia hatte mit einem Sieg den Aufstieg in der eigenen Hand. Der Verlierer war auf eine Punkteteilung in Mailand angewiesen.

In den 90 Minuten erwies sich dann Real als das deutlich reifere Team und entschied das "Endspiel" um den Aufstieg dank eines Benzema-Kopfball-Doppelpacks hochverdient für sich. Dem stimmte auch Gladbach-Mittelfeldspieler Christoph Kramer im "DAZN"-Interview nach dem Spiel zu: "Wenn wir es perfekt machen, dann haben wir eine Chance. Ansonsten bekommst du jede Kleinigkeit bestraft. Und das haben wir heute 90 Minuten am eigenen Leib gespürt."

Weiters führte Kramer die Routine von Real in Entscheidungsspielen an: "Die haben ein Weltklasse-Positionsspiel und das ist dann auch Real Madrid: Wenn sie müssen, dann können sie auch. Heute mit der vollen Kapelle und einer Mannschaft mit einem Altersdurchschnitt von gefühlten 30 Jahren. Die verspüren keinen Druck, die macht das eher geil, wenn die an so einem Abend so etwas wie ein Finale haben."

Auch sein Teamkollege und Kapitän Lars Stindl war mit dem eigenen Auftritt alles andere als zufrieden, hob aber ebenfalls die außergewöhnliche Qualität des Gegners hervor: "Wir sind gar nicht richtig reingekommen ins Spiel, haben nicht die erwünschte Leistung gezeigt. Aber wir haben auch gegen einen bockstarken Gegner gespielt."

"Sehr emotionaler, toller, supergeiler Moment" für Mönchengladbach

Der Frust über die weniger starke Leistung in Madrid war nach dem feststehenden Aufstieg aber schnell verflogen.

"Wir sind unfassbar glücklich", beschrieb Kramer die Gemütslage der Borussen und fasste die Gefühls-Achterbahn nach Schlusspfiff nochmals zusammen: "Das sind wahnsinnige Emotionen, die aufkommen, wenn man im Prinzip nicht mehr viel hat außer die Hoffnung, dass das andere Spiel bei 0:0 bleibt. Und dann gab es da auch noch eine unfassbar lange Nachspielzeit. Es wurden vier Minuten angezeigt und ich dachte: 'Oh, das ist aber lang!'. Dann ging's doch acht Minuten lang. Da haben wir um Beistand gebetet. Und dann bricht es einfach aus dir heraus. Es war ein sehr emotionaler, toller, supergeiler Moment, mit der ganzen Mannschaft nach Abpfiff."

Diesen Worten stimmte auch Trainer Rose zu: "Wir haben sehr verdient verloren. Umso größer war die Freude danach. Denn das ist der andere Teil der Wahrheit: Wir stehen sehr verdient im Achtelfinale."

Als Außenseiter in die Gruppenphase gestartet, reichten der Mannschaft vom Niederrhein zwei Kantersiege gegen Donezk und je ein Remis gegen Inter und Real zum Aufstieg.

Lob von Real

Neben Gladbach durfte auch Real jubeln. Durch den souveränen Heimsieg wurden die schwach gestarteten Madrilenen sogar noch Gruppensieger. Im Vergleich zu den Feierlichkeiten der Deutschen fiel der Jubel bei Real deutlich schaumgebremster aus. Trotzdem zeigte man sich zufrieden, den angepeilten Aufstieg doch noch mehr oder weniger souverän geschafft zu haben.

"Natürlich hätten wir uns gerne schon früher qualifiziert. Aber es läuft eben nicht immer wie gewünscht. Wir hatten mit dem einen oder anderen Gegner ein paar Probleme", gab Mittelfeldstratege Toni Kroos zu, fügte aber an: "Wir haben heute wieder gezeigt, dass wir da sind, wenn es darauf ankommt. Wir haben hoch verdient und fast noch zu niedrig gewonnen. Dementsprechend sind wir froh, dass wir Gruppensieger sind."

Für den Gegner aus seinem Heimatland hatte der Weltmeister von 2014 nur lobende Worte übrig: "Auf der anderen Seite freue ich mich sehr, dass Gladbach den Achtelfinal-Einzug geschafft hat. Sie spielen einen guten Fußball und haben einen sehr guten Trainer."

Der angesprochene Marco Rose konnte den Aufstieg schon kurz nach dem Spiel sehr gefasst einordnen: "Wir haben in dieser schwierigen Gruppe gegen jede Mannschaft gepunktet. Deshalb bin ich sehr stolz auf die Mannschaft und freue mich für die Fans und den Verein", zeigte sich der Übungsleiter stolz auf seine Mannschaft und den Aufstieg.

Und schob mit einem Augenzwinkern hinterher: "Das hätten uns vorher wohl nicht zu viele zugetraut".

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