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Bei Sturm kommt es auch auf den "Muskel im Kopf" an

Sturm-Coach Ilzer nennt die Schlüsselspieler von PSV und die Schlüssel zum Erfolg für Sturm. Zudem bremst er den Hype um Szymon Wlodarczyk.

Bei Sturm kommt es auch auf den Foto: © GEPA

"Zwei Sterntage" wird es laut Christian Ilzer brauchen, damit der SK Sturm Graz in der Champions-League-Qualifikation die Hürde PSV Eindhoven nimmt.

Gelingt dies, würde es im Playoff gegen den Sieger aus Glasgow Rangers gegen Servette Genf um den Einzug in die Königsklasse gehen.

Der erste Schritt soll auswärts beim niederländischen Traditionsverein gelingen (Dienstag, 20:30 Uhr im LIVE-Ticker).

"Ein großes Kaliber, eine Spitzenmannschaft", sagt der Sturm-Coach über den 24-fachen niederländischen Meister, der fraglos ein guter Gradmesser für die internationale Lernkurve der Grazer sein und dabei auch folgende Fragen beantworten wird:

 

Knipser de Jong bejubelte 22/23 18 Pflichtspiel-Tore
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Wer sind die Schlüsselspieler bei PSV Eindhoven?

Ilzer ortet beim Kontrahenten "in allen Reihen absolute Topspieler". Dies beginnt in der Offensive: "Mit Luuk de Jong haben sie einen klassischen Mittelstürmer, dazu mit Noa Lang und Johan Bakayoko superschnelle, flinke Flügelstürmer."

Im zentralen Mittelfeld sorgt Ibrahim Sangaré für Stabilität: "Er wird in ganz Europa von großen Klubs gejagt. Joey Veerman neben ihm ist vielleicht ein wenig unauffälliger, aber für mich ein absoluter Schlüsselspieler."

Gerade die linke Seite mit Linksverteidiger Patrick van Aanholt, Veerman und Lang ordnet der Sturm-Coach als "sehr spielstarkes Element" ein: "Wenn man diese linke Seite nicht in den Griff bekommt, hat man mit Bakayoko einen extrem schnellen Flügelstürmer, der offene Räume sehr gut ausnützen kann."

"In der Innenverteidigung kennen wir Andre Ramalho aus Österreich, dazu Olivier Boscagli, der ein hervorragender Fußballer ist", so Ilzer. Rechts hinten kennt man natürlich ÖFB-Teamspieler Phillipp Mwene, bei der Generalprobe im Supercup gegen Feyenoord bekam jedoch Jordan Teze den Vorzug.

Ilzers Fazit: "Eine Klasse-Mannschaft, die auch im Kollektiv in dieser frühen Phase der Saison schon sehr gut funktioniert."

Bosz übernahm PSV zu Saisonbeginn
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Ist es ein Vorteil, dass PSV-Trainer Bosz erst seit wenigen Wochen im Amt ist?

Ilzer bezieht sich bei seinem Eindruck, dass sich die PSV-Mannschaft bereits gefunden hat, neben dem 1:0-Erfolg bei Feyenoord auch auf den 1:0-Sieg im Test gegen Nottingham.

Bei Sturm geht Ilzer in seine vierte Saison, der Kern der Mannschaft kennt sich schon lange. Am Wochenende war gegen den LASK gut zu beobachten, dass diese Kontinuität ein Vorteil sein kann, wenn der Gegner trotz aller Qualität angesichts eines neuen Coaches noch in der Findungsphase ist.

Ob das bei PSV, wo Peter Bosz zum Vorbereitungsstart übernommen hat, schneller gehen kann?

"Wenn man sich die letzten Spiele anschaut, wirkt es sehr eingespielt und stimmig", meint Ilzer, "ich denke schon, dass es ein Qualitätszeichen der Spieler, aber natürlich auch des Trainers ist, dass er sehr schnell sehr viel Klarheit in der Personalsituation hat, seine Prinzipien und Ideen vermitteln kann und man das dann auch auf dem Platz sieht."

Bosz ist fraglos ein namhafter Übungsleiter, wie seine letzten Stationen Olympique Lyon, Bayer Leverkusen, Borussia Dortmund und Ajax Amsterdam beweisen.

Glaube an eigene Stärke gibt gutes Gefühl
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Kann Sturm wie Sturm auftreten?

Man kann über PSV diskutieren, so viel man will: Letztlich wird es für die "Blackies" gegen den Favoriten darauf ankommen, wie man das eigene Spiel auf den Platz bringt. Mit diesem schwamm der amtierende Cupsieger und Vizemeister schon in der Vorsaison auf der Erfolgswelle und legte in die laufende Bundesliga-Saison mit Siegen gegen Austria Wien und den LASK einen Traum-Start hin.

"Natürlich bereitet man sich auf den Gegner vor, aber es ist schon ein gutes Gefühl, grundsätzlich zu wissen, dass wir sehr schwer zu bespielen sind, wenn wir unser Spiel auf den Platz bringen. Unser Ziel ist es, dass wir auch PSV vor Aufgaben stellen", unterstreicht Kapitän Stefan Hierländer.

Dass PSV dominante Phasen haben kann, liegt auf der Hand. Aber sich von vornherein hinten reinzustellen, gibt es bei Ilzer grundsätzlich nicht:

"Wir müssen an unsere Stärken glauben und uns zutrauen, auch auswärts gegen solch ein Kaliber unser Spiel auf den Platz zu bringen. Wir könnten uns auch einigeln, aber das wird früher oder später nicht reichen, also werden wir es auf unsere Art und Weise probieren. Wir haben viel Respekt, das ist eine Topmannschaft - aber wir werden nicht in Ehrfurcht erstarren."

Ilzer baut auf den Muskel im Kopf
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Wie viel Überzeugung bringt Sturm auf den Platz?

Ilzer spricht auch vor dem PSV-Spiel vom "Muskel im Kopf drinnen" - die mentale Fähigkeit als ein wesentlicher Faktor. Einerseits, um wie beschrieben das eigene Spiel durchzuziehen, andererseits um durchaus mögliche Rückschläge wegzustecken.

"Man muss es auch mal aushalten, wenn man hinterherläuft, darf trotzdem nicht zu weit oder frustriert werden, sondern unseren Plan mit enormer Konsequenz verfolgen", fordert Ilzer, dass sich seine Spieler bei etwaigen Fehlern nicht aus der Bahn werfen lassen.

Gleichzeitig gilt es, das eigene Selbstvertrauen zu demonstrieren: "Der Mut und das Vertrauen in die eigenen Stärken sind wichtig, denn am Ende müssen wir auch versuchen, ihre Verteidigungslinien anzugreifen, ihre Abwehr zu Fehlern zu zwingen. Nur wenn wir in jeder Phase wirklich am Limit performen, wird es eine Möglichkeit für uns geben."

Nachsatz: "Aber an diese Möglichkeit glauben wir definitiv."

Wie schlägt sich Wlodarczyk gegen ein Kaliber wie PSV?
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Wie breit ist die Brust von Szymon Wlodarczyk?

Drei Treffer gegen SAK Klagenfurt beim Cup-Auftakt, jeweils ein Bundesliga-Tor gegen Austria Wien und den LASK: Neo-Stürmer Szymon Wlodarczyk hat einen wahren Traum-Start hingelegt.

"Das war natürlich ein Traum-Einstand für ihn, aber ich hüte mich immer davor, dass man einen Spieler so schnell hypt", bremst Ilzer und erinnert daran, dass der 20-Jährige durchaus noch Arbeit vor sich hat:

"Ich kenne sein Profil und seine Qualitäten, und es gibt noch in vielen Bereichen enormes Entwicklungspotenzial. Dafür ist er auch bereit, aber man darf ihn nicht zu schnell hochjubeln. Auf ihn wartet jetzt noch mal ein ganz anderes Kaliber - er wird gegen PSV schon auch sehen, dass das noch mal eine andere Kategorie von Verteidigern sein wird. Aber natürlich tut es ihm gut, dass er in den ersten Runden so performt hat."

Wenn sich der Pole in dieser CL-Quali-Runde auch bei der PSV-Hintermannschaft vorstellt, würde sich ein erster Hype kaum vermeiden lassen.


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