Endstand
0:2
0:1, 0:1
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"Unser bestes Spiel!" Salzburgs Jüngsten die bisher Besten?

Die jüngste Champions-League-Startelf der Geschichte nimmt aus Lissabon einen Sieg mit. Warum das für die Salzburger selbst gar nicht so überraschend ist:

Foto: © GEPA

21 Jahre und 138 Tage Jahre alt, also quasi ein U21-Team, war sie, die Mannschaft des FC Salzburg am ersten Spieltag der UEFA Champions League. Das ist Rekord.

Sieben von den Mozartstädter Startern sind noch nie davor in einer "Königsklassen"-Startelf gestanden, für sechs war es das Debüt.

Und dann sowas: Österreichs Meister entführt zum Auftakt in die neue Saison der Champions League drei Punkte vom vor der Partie klar favorisierten Benfica Lissabon, welches mit einer im Schnitt um über fünf Jahre älteren Mannschaft sowie zwei amtierenden Weltmeistern in der Startelf auflief (Spielbericht>>>).

Wie es denn sein könne, dass Salzburg im Estadio da Luz dennoch so abgeklärt agierte, wollte eine portugiesische Journalistin von RBS-Coach Gerhard Struber auf der Pressekonferenz nach dem Spiel wissen.

"Meine Mannschaft sah in manchen Momenten wie ein erfahrenes Team aus", muss der Kuchler als Antwort zugeben. "Solche Spiele geben uns eine super Chance, uns zu entwickeln."

"Unser bestes Spiel in der Champions League"

Auch wenn es viele Debüts auf Seiten der Salzburger gab, war es nicht der erste Mozartstädter Auftritt auf dieser allerhöchsten europäischen Ebene, sondern, genauer gesagt, der 27. der Klubgeschichte.

Bei den bisherigen 26 Auftritten zeigten die "Bullen" nicht nur einmal mit mutigen Leistungen und starken Ergebnissen auf, so gut wie am Mittwoch in Lissabon war aber noch kein Auftritt, findet Maurits Kjaergaard:

"Es war das beste Spiel in der Champions League von uns", so der laufstarke Däne, der zum Auftakt gleich mal 13,2 zurückgelegte Kilometer auf den portugiesischen Rasen knallte und damit die viertmeisten aller Spieler der ersten Spieltags. Spitzenreiter in dieser Auflistung ist übrigens Mads Bidstrup mit sensationellen 14,3 Kilometern.

Kjaergaard stimmt auch der Aussage von Kapitän Amar Dedic, der meinte, dass der Sieg in Lissabon einer der schönsten der Vereinsgeschichte, "einer der Siege, der hier im Verein für alle Ewigkeiten im Kopf behalten wird", sei, zu.

Starker Salzburg-Beginn: "Das macht ein bisschen was mit dem Gegner"

Für alle Ewigkeiten werden auch die wohl kuriosesten 15 Minuten der bisherigen Salzburger "Königsklassen"-Auftritte in Erinnerung bleiben:

Zwei Elfmeter, davon einer mit einer Roten Karte für Benfica-Verteidiger Antonio Silva als Folge, einer vergeben, einer verwandelt und zwischendurch ein Stangenschuss der Lissaboner. Auch abgesehen davon erwischte Salzburg einen absoluten Traumstart in die Partie und überrumpelte die Hausherren beinahe.

"Ich glaube, dass sie nicht unbedingt damit gerechnet haben, dass sie in den ersten Minuten nur am eigenen Sechzehner verteidigen müssen", grinst Alexander Schlager, einer der Debütanten und gleichzeitig mit seinen Top-Paraden einer der Matchwinner.

Zufall war der überfallsartige Auftakt ins Spiel aber keiner: "Wir haben von der ersten Sekunde bewiesen, wie wir auftreten wollen: Mutig mit dem Ball und aggressiv gegen den Ball. Wenn du dann so reinstartest, gibt es dir ein gutes Gefühl und mit dem Gegner macht es auch ein bisschen was."

Hatte Salzburg plötzlich Angst vor dem Gewinnen?

Nach dieser aufregenden Startphase merkte man der jüngste Mannschaft der Champions-League-Geschichte ihre Unerfahrenheit kurzfristig doch an. Statt in Überzahl auf den zweiten Treffer zu gehen, vernachlässigte man plötzlich seinen bis zu diesem Zeitpunkt so erfolgreichen Matchplan und ließ die zehn Lissaboner kommen.

In dieser Phase, die sich schließlich bis zur Pause zog, hatte Salzburg Angst vor dem plötzlich so realistischen Sieg, so Struber: "Nach dem 1:0 hat man erlebt, dass das Mindset ein bisserl changed: Von 'Wir überraschen hier heute' hinzu 'Der Sieg ist plötzlich realistischer', da haben die Jungs für einen kurzen Moment zu denken gehabt. Das hat man auch im Spiel gesehen."

Zur Pause konnte der 46-Jährige dieses Mindset nachschärfen, plötzlich stellte sich Salzburg den in Unterzahl agierenden "Aguias" wieder entschlossener entgegen, übernahm zwar nicht die Spielkontrolle, setzte aber viele Nadelstiche im Konter, von denen einer zum 2:0 ins Schwarze traf.

"Über die ganze zweite Halbzeit hinweg haben wir tiefer verteidigt und versucht, über Konter Möglichkeiten zu finden. Es hat den ein oder anderen Schuss gegeben, auch Alex Schlager hat sich da sein oder andere Mal dazwischen geworfen, aber grundsätzlich bin ich mit der Leistung mehr als zufrieden", zieht Struber den Hut.

Struber: "Gutes Gefühl, aber nicht mehr"

Für den Neo-Salzburg-Trainer, der, das darf man nicht vergessen, die "Bullen"-Mannschaft nach Meisterschaftsstart übernahm und ohne Vorbereitung taktisch einiges veränderte, war es "ein ganz besonderer Abend, viele Magic Moments, die wie erlebt haben".

Struber freut sich, dass seine Spielanlage auch gegen ein absolutes Spitzenteam funktioniert: "Man darf nicht vergessen, dass da zwei Weltmeister drinnen sind, sie sind gespickt mit Spielern, die viel mehr Erfahrung als meine Jungs haben. Dennoch kann man sagen, dass man sich einfach schwer gegen uns tut, wenn wir als Team so synchron und mutig agieren. Das haben wir heute eindrucksvoll unter Beweis gestellt."

Auf den Sieg werde mit dem ein oder anderen Glaserl Rotwein angestoßen, erklärt Struber, für Euphorie sei es aber zu früh: "Wir wissen, dass das erste Spiel war. Wir haben noch einiges vor, wollen uns reinarbeiten in den Wettbewerb und von Spiel zu Spiel schauen. Wir sind gut weggestartet, das hilft natürlich und gibt uns allen ein gutes Gefühl, aber auch nicht mehr."

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