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Ist Rapid bereit für die Champions League?

Sparta Prag als erster Gradmesser. Es steht viel, aber nicht alles auf dem Spiel.

Ist Rapid bereit für die Champions League? Foto: © GEPA

Showdown für den SK Rapid!

Nach dem souveränen 6:0-Probegalopp im ÖFB-Cup gegen Wr. Viktoria steht am Dienstag im Allianz-Stadion das erste große Highlight der neuen Saison bevor.

Statt Regionalliga-Gegner heißt die Realität Champions-League-Quali, mit Sparta Prag (ab 20:30 Uhr im LIVE-Ticker) wartet in der 2. Runde der tschechische Rekordmeister - eine große Hürde, noch bevor man in der heimischen Liga richtig gefordert wurde.

Viele Spieler sind gegangen, die Neuzugänge erst kurz bei der Mannschaft. Ist Rapid schon bereit für die Champions League und was passiert, wenn es nicht mit dem Aufstieg klappt?

Garantie durch Aufstieg oder langes Zittern

Die Diskussionen gab es schon im vergangenen Frühjahr. Als Tabellendritter, diesen Platz holte sich am Ende Sturm Graz, wäre man erst im Playoff zur Europa League eingestiegen und hätte sogar einen Fixplatz in einer Gruppenphase, nämlich in der Conference League, in der Tasche gehabt.

Rapid muss hingegen ein Monat früher ran und gegen Sparta Prag weiterkommen, um zumindest schon fix eine Europacup-Gruppenphase als Notnagel in der Hinterhand zu haben. "Sparta Prag ist eine schwierige Aufgabe. Wir brauchen gute 90 Minuten morgen in Wien und nächste Woche in Prag", gibt sich Kühbauer vorsichtig. "Mit zwei guten Spielen ist es machbar. Dann wäre es eine wunderbare Geschichte."

Scheidet man gegen den "Nachbarn" aus Tschechien aus, müsste Rapid in die 3. Quali-Runde zur Europa League "umsteigen" und sich über diesen Weg für die Gruppenphase qualifizieren. Scheitert man auch dort, bliebe noch das Playoff zur Conference League - klappt auch das nicht, schauen die Grün-Weißen in der weiteren Europacup-Saison durch die Finger - das würde auch finanzielle Verluste bedeuten.

Steigt Rapid gegen Sparta aber auf und würde in der 3. CL-Quali-Runde scheitern, hätte man bereits die Europa-League-Gruppenphase als Backup - das würde zumindest Planungssicherheit bedeuten.

Das junge Team von Trainer Didi Kühbauer ist somit schon Ende Juli/Anfang August gefordert, um die Weichen für einen Europacup-Herbst und wichtige Einnahmen für den Verein zu garantieren. "Wenn wir da im ersten Spiel eine gute Leistung bringen, kann das schon sehr viel für die nächste Zeit ordnen", weiß auch der Chefbetreuer.

"Es wird ein richtig harter Brocken"

Schon nach dem Kantersieg im Schongang gegen Toni Polsters Wr. Viktoria warnte Kühbauer: "Die Spiele kann man nicht vergleichen, Sparta Prag ist weitaus stärker. Am Dienstag wird es weitaus wichtiger sein." Die Conclusio: "Am Dienstag wartet ein Spiel, bei dem wir am Limit sein müssen."

Kühbauer warnt vor einem "technisch beschlagenen, robusten Gegner, mit einer guten Balance zwischen jungen und alten Spielern." Spartas Sturm-Jungstar Adam Hlozek lobt er in höchsten Tönen. "Ein beidfüßiger Spieler mit sehr gutem Schuss, im Strafraum ist er sehr präsent. Er hat sicher eine große Karriere vor sich."

"Es wartet ein richtig harter Brocken. Unsere Fans werden uns Extra-Prozente geben!", hofft Maximilian Hofmann, der schon auch darauf vertraut, dass sich Gegner im gut besuchten Allianz-Stadion erst auf die Kulisse einstellen müssen.

"Wenn man das so nicht gewohnt ist, dann musst du dich erst darauf einstellen. Es war eine lange Zeit ohne Fans, ich war nach dem Cup heiser...", gibt der Ersatzkapitän in Abwesenheit des rekonvaleszenten Christopher Dibon zu.

Abgänge kompensiert?

Mit dem ersten Pflichtspiel im Cup endete die Vorbereitung. Doch wie immer werden die Trainer nicht müde zu betonen, dass man eine Mannschaft erst Wochen nach dem Saisonstart bei hundert Prozent hat. Deshalb wird es entscheidend sein, wie viel Prozent Rapid gegen Sparta Prag schon abrufen kann.

"Die Vorfreude ist riesengroß. Genau auf solche Spiele haben wir hingearbeitet. Wir brauchen uns nicht zu verstecken, wir haben die Qualität im Kader", ist sich Innenverteidiger Maximilian Hofmann sicher. Wie in Österreich startet auch die oberste tschechische Liga erst am kommenden Wochenende in die Saison, die beiden Kontrahenten begegnen sich in der CL-Quali somit mit gleichen Ausgangspositionen.

Kühbauer würde sich noch wünschen, dass beim Kader nachgeschärft wird und im besten Fall kein Leistungsträger mehr den Verein verlässt. Ein Weiterkommen und eine garantierte Europacup-Gruppenphase wäre ein zusätzliches Argument dafür.

Mario Sonnleitner, Mateo Barac, Dejan Ljubicic, Marcel Ritzmaier, Yusuf Demir und Deni Alar haben den Verein verlassen, mit Robert Ljubicic, Kevin Wimmer, Marco Grüll und Jonas Auer konnte man vier Neuzugänge begrüßen. Bedeutet nach Adam Riese, dass der ohnehin knapp bemessene Kader aktuell mit zwei Spielern weniger auskommen muss, zudem verließen gestandene Profis mit Erfahrung auf hohem Level den Verein.

Wimmer und Grüll als neue Startelf-Kandidaten

Dass Routinier Kevin Wimmer sofort helfen kann, war schon gegen die Wr. Viktoria zu sehen. Körperbetont, gutes Kopfball- und Stellungsspiel, viel Ruhe am Ball und starke Spieleröffnung lassen keinen Zweifel darüber aufkommen, dass der ehemalige England- und Deutschland-Legionär auch gegen Sparta zusammen mit Maximilian Hofmann in der Innenverteidigung gesetzt ist.

Auch Marco Grüll hinterließ einen starken Eindruck, traute sich wie gewohnt seine Dribblings zu und strahlte Torgefahr aus - wenn auch gegen einen dezimierten Regionalligisten. Trotzdem konnte der Ex-Rieder mehr punkten als sein Vorgänger Kelvin Arase, der für ihn Platz machen musste. Mit seinem Elfmeter-Tor hat er zusätzlich Selbstvertrauen getankt.

Keiner kennt Tschechien so gut wie der erst 20-jährige Jonas Auer, der bei Sparta-Konkurrent Slavia sowie Viktoria Zizkov und Mlada Boleslav spielte. So lange der umworbene Maximilian Ullmann aber Rapid die Treue hält, wird dieser den Vorzug erhalten und Auer langsam aufgebaut werden. Ein Ullmann-Abgang nach Deutschland könnte ohnehin schnell vonstatten gehen.

Bleibt noch Robert Ljubicic. Der Ex-St.Pöltner und Bruder des nach Köln abgewanderten Dejan Ljubicic sitzt national noch eine Sperre von vier Spielen ab (ein Spiel wurde bereits im Cup abgesessen). Dass er zwischendurch in der CL-Quali aufläuft, erscheint unwahrscheinlich.

Kleiner Neustart mit 20.000 Fans im Rücken?

Zudem erwarten Kühbauer und Co. die Rückkehr von Christopher Dibon und Philipp Schobesberger, die beide nach langen Verletzungen schon wieder sehr weit, aber noch nicht gänzlich bereit sind.

Die Erfahrung der beiden würde dem Kader aber noch mehr Abgebrühtheit und Führungsqualität bringen. Für Sparta Prag wird es aber noch nicht reichen - das müssen andere richten.

Ein gutes Ergebnis im Heimspiel vor 15.000 bis 20.000 Fans scheint die Grundvoraussetzung zu sein, um in einer Woche in Prag den Aufstieg in die 3. CL-Quali-Runde sowie die Fixierung der Europa-League-Gruppenphase perfekt zu machen.

Erst am Dienstag wird man sehen, ob Rapid schon bereit ist für die Champions League. Ein kleiner Neustart ist es für die Grün-Weißen allemal. Im Europacup wuchsen die Wiener aber bisher nicht nur einmal über sich hinaus.

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