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Sturm: Heiko Vogel kontert Fan-Beschimpfungen

Sturm-Trainer spricht über Status quo und Grenzüberschreitungen von Anhängern.

Sturm: Heiko Vogel kontert Fan-Beschimpfungen Foto: © GEPA

Der SK Sturm Graz ist in dieser Saison noch sportlich auf der Suche nach sich selbst. Nach dem klaren Scheitern im Europacup will die sportliche Leitung wieder Ruhe einkehren lassen.

Trainer Heiko Vogel macht im Interview mit der "Kleinen Zeitung" keinen Hehl daraus, dass es noch reichlich Verbesserungspotenzial innerhalb der Mannschaft gibt. Die größten Baustellen sieht er "im spielphilosophischen Bereich".

Heißt konkret: "Es ist immer gut, wenn elf Spieler im gleichen Trikot zum gleichen Zeitpunkt die gleiche Idee haben. Und das ist bei uns noch nicht der Fall. Aber es war mir klar, dass das so läuft", verweist er auf den großen Umbruch in der aktuellen Transferperiode.

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Kein Draht zur Mannschaft? "Spieler hängen an meinen Lippen"

Vogel sieht Sturm momentan auf der Leistungsskala von 1-10 bei 6 angekommen. Warum? "Vieles kann noch gar nicht so da sein, weil wir es noch nicht so trainieren konnten, wie wir es sollten. Da geht es um Automatismen, sowohl in der Offensive als auch in der Defensive, und darum, eine einheitliche Idee zu entwickeln, wenn es um Ballverluste und Ballgewinne geht."

Sturm braucht also noch Zeit. Ein rares Gut im schnelllebigen Fußballgeschäft, das ist Vogel bewusst. Der 42-Jährige spürt aktuell volle Rückendeckung vom Verein und glaubt klar an die Trendwende: "Wenn das nicht mehr der Fall sein sollte, bin ich ganz fair und sage: 'Ihr habt mit mir den falschen Trainer. Vergesst es!'"

Den in solchen Phasen oft aufkommenden Vorwurf, der Trainer hätte den Draht zur Mannschaft verloren, will Vogel entkräften: "Ich spüre die Mannschaft und ich glaube, die Spieler hängen an meinen Lippen. Sie haben einen einwandfreien Charakter und probieren mit aller Macht, es mir Recht machen zu wollen. Ich sage meiner Mannschaft auch immer die Meinung, aber ich werde nie einen Spieler öffentlich kritisieren."

Ensetzen nach Fan-Beschimpfungen: "Spielern wurde Krebs gewünscht"

Laut und deutlich wurde die Mannschaft inklusive Trainer zuletzt beim Heimspiel gegen Altach (1:1) von gewissen Sturm-Anhängern beschimpft.

Die dabei gefallenen Worte missfallen Vogel zutiefst: "Bloß, weil wir da unten in der Arena stehen, heißt das nicht, dass die Fans alles mit uns machen dürfen. Wir sind kein Freiwild. Ich bin rausgegangen und wurde aufs Übelste beschimpft. Die können sagen: 'Vogel, verpiss dich, du bist kein guter Trainer, du stellst falsch auf.' Kein Problem. Aber als Arschloch und Wichser bezeichnet zu werden - da ist für mich eine Grenze überschritten. Spieler von uns müssen sich Kommentare anhören, wo ihnen Krebs gewünscht wird. Das hat eine Perversion angenommen, unfassbar. Das steht keinem Menschen auf der Welt zu."

Für den ehemaligen Basel-Coach ist eine derartige Erfahrung neu: "Ich habe das noch bei keinem Verein erlebt, das Grenzen so schnell überschritten werden."

Kader-Wunsch: "Uns fehlt Dynamik"

Der Fokus gilt der Arbeit auf dem Platz und dem kommenden Auswärtsspiel beim Wolfsberger AC (Samstag, 17 Uhr im LIVE-Ticker). Könnte Vogel die bisherige Saison wiederholen, würde er "vieles wieder so machen, aber ich würde es ein bisschen einfacher halten", gibt er selbstkritisch zu, mit seinen Spielern "enorm ungeduldig" zu sein.

"Ich will grundsätzlich immer nach vorne. Manchmal ist es aber besser, etwas zu verweilen und das bisher Erlernte zu festigen", sagt der Sturm-Coach, der auch noch indirekt Verbesserungen in seinem Kader fordert.

"Uns fehlt vielleicht einer, der eine ähnliche Dynamik wie James Jeggo hat. Das wäre eine zusätzliche Facette in unserem Spiel. Mit Sandi Lovric und Markus Lackner haben wir zwei spielstarke Sechser, die im Ballbesitz eine gute Präsenz haben."

Der Glaube daran, mit dem aktuellen Kader auf der Leistungsskala auf Stufe 10 anzukommen, ist bei Vogel dennoch da: "Aber selbst, wenn wir auf einer 10 agieren, kann es sein, dass es trotzdem nicht reicht, weil zwei, drei andere Mannschaften klar besser sind. Wenn die Salzburger ihr ganzes Potenzial abrufen, sind die bei einer 15, Rapid bei einer 12."


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