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Sturm-Coach Christian Ilzer: "Jetzt ist die Erntephase"

Der Trainer der Grazer äußert sich zu möglichen Titelambitionen, den Gründen für den Erfolg und seine Zukunft.

Sturm-Coach Christian Ilzer: Foto: © GEPA

So wirklich gern redet Christian Ilzer nicht über mögliche Titelambitionen des SK Sturm Graz. Das wurde auch im Interview bei "Talk & Tore" deutlich.

"Ich sitze nicht da, um eine große Ansage in Richtung Salzburg zu machen. Wir ernten viel Lob - das ist auch gefährlich", meint der Trainer der "Schwoazn". Der Zeitpunkt für eine solche Ansage komme irgendwann - aber nicht jetzt. Nach der Punkteteilung ist Sturm drei Punkte hinter Salzburg auf Rang zwei.

"Die Ziele, die wir formulieren, haben wir selber unter Kontrolle - die sind scharf und präzise", so Ilzer. Man gehe in jedes Spiel in einem Zustand, der erlaube, das Potenzial auszuschöpfen. "Von außen ist natürlich eine Erwartungshaltung da, mit dem müssen wir als Profis umgehen", so Ilzer, der aber demütig bleiben will.

Wenn man das Maximum heraushole, Salzburg aber besser sei, sei auch ein zweiter Platz ein Erfolg: "Wenn Salzburg noch besser ist, muss man ihnen gratulieren." Ilzer ergänzt: "Um in Österreich Meister zu werden - ist das Wort Wunder oft zu klein."

Zweifellos wäre ein Titelgewinn - Sturm steht ja auch im Cup-Halbfinale - ein großer Erfolg, auch für Ilzer persönlich ("Wenn am Ende ein Titel herausschaut, muss man in dieser schnelllebigen Zeit auch einmal stehenbleiben und genießen."). Es sei wichtig, Träume in sich zu tragen, so der 45-Jährige. Sagt aber auch: "Es bringt nichts, jetzt in diesen Träumereien hängenzubleiben. Ich muss im Hier und Jetzt sein."

Den Widerständen getrotzt

Mit dem bisherigen Saisonverlauf zeigt sich der Coach zufrieden. "Es war ein sehr guter Grunddurchgang. Es war eine internationale Saison dabei, wir haben mit Rasmus Hojlund einen Rekordabgang gehabt, Jantscher war zu Saisonbeginn verletzt. In einer Phase, in der wir jeden dritten Tag ein Siel gehabt haben, mussten wir beide Stürmer ersetzen."

Man könne deshalb nicht von einem Grunddurchgang sprechen, der auf ruhigen Gewässern passierte. Aber: "Die Mannschaft hat alle Widrigkeiten weggesteckt und herausragend gespielt." Die Tabelle könne jeder lesen, die sei das Ist-gleich-Zeichen. "Wir wollen das beeinflussen, was vor dem Ist-gleich-Zeichen steht - die Leistung. Wenn wir das Runde für Runde machen, wird man am Ende sehen, was die Leistung wert war", so Ilzer.

Klar ist aber auch: Was bisher war, zählt nicht mehr. "Jetzt ist die Erntephase - da gibt es die Preise der Saison. Da musst du da sein und performen."

Funktionierendes Team

Angesprochen auf die Stärke seiner Mannschaft spricht Ilzer von "unterschiedlichen Qualitäten, die man braucht, um eine gewisse Art von Fußball zu spielen." Sturm sei eine Mannschaft, die extrem zusammenhalte und Überzeugung habe. Ilzer: "Jeder Spieler ist willig, den Weg mitzugestalten und Verantwortung zu übernehmen."

Besonders, als er beim Lustenau-Auswärtsspiel krank zuhausebleiben musste, habe er gemerkt, wie gut sein Team funktioniere, so Ilzer: "Wenn eine Mannschaft sehr reif ist, bist du als Trainer nicht mehr mittendrin und siehst, wie Mechanismen trotzdem funktionieren. Das hat bestätigt, wie viel Verlass auf diese Mannschaft und das Trainerteam ist."

Ehrgeiz und Selbstvertrauen

Als einen seiner Erfolgsfaktoren sieht Ilzer seinen starken Ehrgeiz, auch ein starkes Ego, das zu einem gewissen Level führe - das aber nicht ausreiche. Den Ehrgeiz habe er jedenfalls immer schon in sich getragen, so Ilzer: "Wenn es in der Schule um einen Test gegangen ist, wollte ich immer als Erster abgeben - ich habe aus allem einen Wettkampf gemacht."

Zuweilen nimmt der Ehrgeiz aber Übermaß an - etwa an der Seitenlinie. Auch der Coach selbst meint deshalb: "Ich würde mich selber auch nicht sympathisch finden, wenn ich der gegnerische Trainer oder Schiedsrichter wäre."

Sein Ehrgeiz und sein Selbstvertrauen hätten ihm auch im Trainerberuf geholfen. "Durch fachliche Kompetenz habe ich schnell Respekt von den Spielern bekommen. In der Trainerzunft als Quereinsteiger den Respekt zu bekommen, war sicher schwerer. Da hat man sich auch durchboxen müssen."

Gelernt, Misserfolg zu moderieren

Dass es bei Sturm für Ilzer so gut läuft, hat auch damit zu tun, dass er bei seiner mäßig erfolgreichen Zeit bei der Wiener Austria viel gelernt habe. "Ich habe dadurch viel besser gewusst, wie man Sieg und Niederlage einschätzen muss. Beides sind schwierige Phasen in der Führung - der absolute Erfolg wie die sportliche Talsohle."

Von einem unfreiwilligen Aus muss sich Ilzer aktuell in Graz ohnehin nicht fürchten ("Ich gehe dem Thema Entlassung völlig furchtlos entgegen, es ist Teil des Jobs. Am Ende musst du die ersten 100 Tage volles Risiko gehen.") - vielmehr weckt der Coach Begehrlichkeiten.

Zu einem möglichen Schalke-Engagement, welches im Oktober im Raum gestanden sein soll, sagt er: "Wenn der Erfolg da ist, gibt es immer wieder die Gerüchte. Der Zeitpunkt war mir natürlich gar nicht recht, wir haben kurz darauf gegen Salzburg gespielt. Als ich das Handy eingeschaltet habe, ist es übergegangen mit Nachrichten. Ich habe meinen Berater angerufen, weil ich wirklich gar nichts davon gewusst habe."

Über mögliche nächste Schritte redet Ilzer jedenfalls ebenso ungern wie über den Titel. "Mein nächstes großes Ziel ist es, mit Sturm Graz zu performen." Eines kann Ilzer aber ausschließen: Einen Wechsel innerhalb Österreichs.

"Dieser Wechsel ist ausgeschlossen. Ich werde zum aktuellen Zeitpunkt nicht innerhalb Österreichs wechseln, unmöglich." 

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