In Rückstand sind die "Blackies" bereits in der ersten Halbzeit geraten, in der noch ausgeglichene Verhältnisse geherrscht haben. "Da war ich phasenweise auch zufrieden. Da war nur die Frage, wer das erste Tor macht", so der Sturm-Coach.
Die Antwort lautete: Rapid, in Person von Dion Beljo in der 29. Spielminute. Zuvor lieferten sich beide Mannschaften ein munteres Hin und Her, von einem lauen Sommerkick konnte keine Rede sein.
Die besseren Möglichkeiten auf das Führungstor hatte eigentlich der amtierende Meister. Lovro Zvonarek (18.) prüfte Niklas Hedl mit einem strammen Schuss aus rund 20 Metern, wenige Minuten später war Hedl bereits geschlagen, doch Bövings Abschluss (22.) konnte Serge-Philippe Raux-Yao mit einer Monstergrätsche noch blocken.
Es war die beste Phase von Sturm im gesamten Spiel. "Wir hatten sehr gute Chancen", wusste Ilzer. Das Gegentor stieß dem 46-Jährigen etwas sauer auf: "Das war zu einfach." Nach einem Ballverlust im Mittelfeld ging es schnell in die andere Richtung, Rapid konnte sich ohne große Mühe bis zum 1:0 kombinieren.
Krankheitswelle, Prass-Abschied - alles keine Ausreden
Danach war der Faden gerissen, die Steirer konnten auch in der Schlussphase des Spiels keinen Druck mehr erzeugen und einen Ausgleich erzwingen.
Was in der zweiten Halbzeit konkret schiefgelaufen ist? "Rapid war viel präsenter, viel wuchtiger. Im Ballbesitz waren die Abstände viel zu groß, wir haben kaum Verbindungen zwischen den Spielern gehabt, um Kontrolle zu bekommen. Wir sind fast überrollt worden", monierte Ilzer.
Über das gesamte Spiel hinweg hätten die Automatismen nie gegriffen, sei Rapid zudem das "fittere, energievollere" Team gewesen. Der Übungsleiter führte dies zu einem auf eine Krankheitswelle zurück, welche die Mannschaft in der letzten Woche heimgesucht habe, wenngleich die betroffenen Spieler nur ein bis zwei Tage ausfielen.
Auch der nahende Abgang von Alexander Prass (alle Infos >>>) könnte eine Rolle gespielt haben. Die wirtschaftliche Seite von Sturm Graz werde sich zwar über den Transfer des ÖFB-Teamspielers freuen, sportlich sei es aber nicht ideal gewesen. Ilzer verriet: "Ich habe zehn Minuten vor dem Mittagessen erfahren, dass er nicht mehr spielen darf."
Doch so sei das Fußball-Business, solche Dinge müsse man hinnehmen. Als Ausrede will der Trainer diese Dinge nicht gelten lassen. "Wir waren nicht in der Lage, ein besseres Spiel zu machen. Das ist der Status quo und war ein kleiner Tritt in den Hintern."
Ein Rüttler, der die Sinne schärfen und nach oben führen soll
Dieser hätte geschmerzt und sei bei jedem Einzelnen angekommen, so Ilzer, der hofft, dass der Tritt eine größere Wirkung als seine Erklärungen erzielt. "Das muss ein Rüttler sein, der zu einem Zeitpunkt kommt, an dem wir ihn nicht gebraucht hätten - in der Meisterschaft, gegen ein formstarkes Rapid."
Es gebe trotzdem keinen Grund, "große Panik zu schieben". Es gebe allerdings viele Dinge, die in Angriff genommen werden müssen. "Wir müssen fitter, präsenter werden und sehr schnell in die Spur finden", forderte der Erfolgscoach.
Der Steirer verwies im selben Atemzug auf das errungene Double und damit einhergehende Aufgaben: "Wenn du ein Seriensieger sein willst, musst du nach großen Erfolgen mit dieser Leidenschaft sofort wieder die nächsten Ziele in den Fokus nehmen." Dies könne ähnlich schwierig sein wie "einen Karren aus dem Sumpf zu ziehen".
Der Erfolgshunger der Spieler darf noch nicht gestillt sein. In dieser Hinsicht sei das Betreuerteam gefordert, "die richtigen Entscheidungen zu treffen, gemeinsam Synergien zu entwickeln und ein Level zu zeigen, das ein anderes als heute sein wird".
Ilzer versprach: "Von hier an geht es nach oben, nicht nach unten."