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Andreas Schicker: "Wir haben viele Ideen"

Wie bei Sturm die Jugend forciert werden soll und wo Salzburg Vorbild ist.

"Mir ist bewusst, was mich erwartet und welche Verantwortung ich habe."

Ab 1. Mai folgt Andreas Schicker offiziell auf Günter Kreissl als Geschäftsführer Sport des SK Sturm Graz - sein Vorgänger wird ab Oktober als Technischer Direktor bei den "Blackies" tätig sein.

Der bisherige Chefscout bekommt den für Sturm-Geschäftsführer üblichen unbefristeten Vertrag, der jedoch einen beiderseitigen Kündigungsverzicht bis Sommer 2022 beinhaltet.

Wie lautet nun eigentlich die Vision des 33-Jährigen - zumindest in dieser "ersten Amtszeit" bis Sommer 2022?

Schicker: "Den Verein nach vorne bringen"

Diesbezüglich lässt sich Schicker bei seiner Präsentation nicht allzu intensiv in die Karten blicken, kurzfristig würde der Fokus auf einer erfolgreichen Beendigung der laufenden Saison liegen.

"Aber natürlich ist es so, dass wir viele Ideen haben, die wir umsetzen wollen - sei es in Sachen Spielphilosophie oder Positionsdefinitionen. Wir wollen einfach schauen, dass wir den Verein nach vorne bringen. Vor allem was die Ausbildung der Jugend angeht, versuchen wir viele Sachen umzusetzen."

Gut möglich, dass gerade in Sachen Talenteförderung früh Akzente des Steirers in der Kader-Planung erkennbar sein werden.

(Text wird unter dem Video fortgesetzt)

Den Sturm-Nachwuchs forcieren

Daran, dass Vincent Trummer und Niklas Geyrhofer im bislang kurzen Spieljahr 2020ihre Bundesliga-Debüts gefeiert haben und Tobias Koch eine Bewährungsprobe bekommen hat, sei klar erkennbar gewesen, dass man schon in den ersten Frühjahrs-Runden mehr auf die Jugend gesetzt habe:

"Das ist der richtige Weg. Diesen Weg wird es auch weiter geben. Natürlich müssen wir abwarten, wie die Saison weitergeht, aber prinzipiell ist in den Planungen natürlich drinnen, dass die Jugend forciert wird."

"Aber man sieht: Wenn die Jungen in Testspielen aufzeigen, gibt Nestor ihnen die Chance. Das ist ganz klar der Weg und war kein Zufall."

Andreas Schicker

Dass es gerade im Sturm-Umfeld besonders gerne gesehen wird, wenn Eigenbau-Spieler auf dem Platz stehen, ist ebensowenig ein Geheimnis wie die Kritik, dass der aktuelle Kader im Schnitt ein wenig zu routiniert geraten sei.

Dass bei Sturm nun die eigenen Talente wieder mehr im Trend liegen, begründet Schicker auch damit, dass Trainer Nestor El Maestro in der Winterpause mehr Zeit hatte, sie an den Profibetrieb heranzuführen:

"Im Trainingslager in der Türkei haben sie in guten internationalen Tests überzeugt, dadurch ist Vertrauen von beiden Seiten entstanden. Im Herbst war das nicht möglich, weil im Sommer der Umbruch vom Kader her einfach ein großer war. Aber man sieht: Wenn die Jungen in Testspielen aufzeigen, gibt Nestor ihnen die Chance. Das ist ganz klar der Weg und war kein Zufall."

Lobeshymne von Jauk

Alles andere als ein Zufall ist auch die Beförderung Schickers. Im Prinzip stand er von Tag eins an, als Kreissl erstmals den Wunsch nach einer Pause durchklingen ließ, auf der Pole-Position, was die Nachfolge betrifft.

Präsident Christian Jauk spricht folgerichtig von "keiner Sensation", sondern einem "nahtlosen Übergang". Schicker sei schon seit seiner Bestellung zum Chefscout im November 2018 im innersten Zirkel des Vereins dabeigewesen.

"Andi bringt ähnliche Eigenschaften wie Günter Kreissl mit, sonst hätte er ihn nicht engagiert. Ein kleiner Unterschied ist, dass Andi ein Steirer ist", grinst das Vereins-Oberhaupt und meint weiter:

"Andi ist sehr bodenständig, ihn zeichnet Leidenschaft aus. Er hat einen beeindruckenden Lebensweg hinter sich. Er ist ein Mensch, der wie kein Zweiter Probleme in seinem Leben gelöst hat. Ihn zeichnet eine unglaublich optimistische Grundhaltung aus, er ist wahnsinnig fleißig. Seine Karriere als Spieler ist zudem noch nicht so lange entfernt. Er hat immer noch einen sehr guten bis exzellenten Zugang zu vielen Spielern, die noch aktiv sind und zumindest in Österreich zu den Führenden im Fußballgeschäft gehören."

Kreissl holte Schicker mehr oder weniger aus der Rehaklinik

In seiner Lobeshymne spielt Jauk darauf an, dass Schicker bei einem pyrotechnischen Unfall im November 2014 seine linke Hand verloren hat. Anschließend war es sein nunmehriger Vorgänger Kreissl, der ihm den Weg zurück ermöglicht hat:

"Günter hat mich vor fünf Jahren mehr oder weniger direkt aus der Rehaklinik in Tobelbad zurück in den Profi-Fußball zu Wiener Neustadt geholt. Ab diesem Zeitpunkt habe ich sehr viel von ihm lernen können, was Kaderplanung oder Vereinsstrukturen angeht."

Andreas Schicker

"Er hat mich vor fünf Jahren mehr oder weniger direkt aus der Rehaklinik in Tobelbad zurück in den Profi-Fußball zu Wiener Neustadt geholt. Ab diesem Zeitpunkt habe ich sehr viel von ihm lernen können, was Kaderplanung oder Vereinsstrukturen angeht."

Vor eineinhalb Jahren folgte er seinem Mentor zu Sturm: "Ich habe den Verein von innen kennengelernt, war schon im letzten halben Jahr in alle wichtigen Entscheidungen eingebunden."

Ohne Zwangspause aufgrund der Corona-Pause hätte die Beförderung schon früher öffentlich gemacht werden sollen, in den vergangenen Wochen standen aber auch bei Sturm anderen Themen im Vordergrund.

Schicker hofft, dass es wie geplant funktioniert, die Saison doch noch zu Ende zu spielen. Das Ziel ist mit dem dritten Platz klar definiert: "Ich glaube, dass das realistisch ist. Ich traue das unserer Mannschaft absolut zu. Ich habe vollstes Vertrauen in die gesamte Mannschaft und den Trainerstab rund um Nestor El Maestro."

Wo Red Bull Salzburg ein Vorbild ist

Was Trainer betrifft, möchte man selbige in Zukunft verstärkt selbst entwickeln. Die entsprechenden Strukturen dafür zu schaffen, wird eines der Aufgabengebiete von Kreissl sein. Als Vorbild herfür dient der FC Red Bull Salzburg.

"Andi war über all die Jahre ein überragender Partner und Assistent. Ich bin überzeugt, dass er alles mitbringt, was es braucht. Er hat ein großartiges Auge für den Fußball, hohe Fachkompetenz, außerdem besitzt er als Mensch einen unglaublich positiven Charakter."

Günter Kreissl

"Salzburg ist sicher ein Vorbild darin, wie man Trainer entwickelt", meint Kreissl, "das ist mit ein Erfolgsgeheimnis, warum Red Bull an verschiedensten Standorten so erfolgreich ist, weil man sich nicht nur mit der Entwicklung von Spielern sondern auch jener von Trainern auseinandergesetzt hat. Im Bereich der zweiten Mannschaft oder Akademie waren ganz tolle Leute unterwegs, um ein Gefühl und eine Idee vom Verein zu bekommen. Dass sie einen herausragenden Berufsweg eingeschlagen haben, ist ja bekannt."

Damit ist wohl vor allem Marco Rose gemeint, aber auch der aktuelle "Bullen"-Coach Jesse Marsch war zuvor bekanntlich an verschiedenen Red-Bull-Standorten beschäftigt.

Unter Kreissl haben mit Franco Foda, Heiko Vogel, Roman Mählich und nun El Maestro vier Cheftrainer gearbeitet. Sowohl bei der Kampfmannschaft als auch im Nachwuchs will man in Zukunft bestens auf etwaige Abgänge auf diesem Gebiet vorbereitet sein:

"Denn man weiß nie, wann es so weit ist, dass du einen Trainer brauchst - egal in welchem Bereich, ob in der ersten oder zweiten Mannschaft. Es gibt viele Szenarien, warum dich Trainer verlassen können, auch den Erfolgsfall. Dann tut man gut daran, ein möglichst tiefes und profundes Wissen über mögliche Trainerkandidaten zu haben."

Kreissl: "Schicker hat ein großartiges Auge für den Fußball"

Definitiv ein profundes Wissen hat Kreissl über seinen Nachfolger, entsprechend wohlwollend fällt die Beurteilung aus:

"Andi war über all die Jahre ein überragender Partner und Assistent. Ich bin überzeugt, dass er alles mitbringt, was es braucht. Er hat ein großartiges Auge für den Fußball, hohe Fachkompetenz, außerdem besitzt er als Mensch einen unglaublich positiven Charakter. Das ist wichtig für eine Führungsposition. Das sind großartige Voraussetzungen, um bei Sturm sehr erfolgreich zu sein."

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