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Schmidt: Hoffenheim? Lieber St. Pölten

Neo-SKN-Trainer Alexander Schmidt geht eigenen Weg und trotzt Transfersperre.

Schmidt: Hoffenheim? Lieber St. Pölten Foto: © GEPA

Oft erscheinen Entscheidungen nach außen hin nicht nachvollziehbar.

So werden sich Fußball-Fans auch wundern, warum Alexander Schmidt beim SKN St. Pölten gelandet ist.

Der Trainer sammelte bereits Erfahrungen bei 1860 München, arbeitete für den VfB Stuttgart und brachte seine Expertise als Nachwuchstrainer bei Serienmeister RB Salzburg ein.

Dann musste der 50-jährige Augsburger eine Entscheidung treffen. Vom deutschen Bundesligisten TSG Hoffenheim hatte er zu Jahresbeginn ein Angebot, als Co-Trainer des nun bei RB Leipzig engagierten Julian Nagelsmann zu arbeiten. Doch er lehnte ab, wenig später gab es erstmals Gespräche mit dem SKN.

Schmidt bereut seine Entscheidung aber keineswegs und kann im LAOLA1-Interview detailliert erklären, warum er sich so entschieden hat: "Bei 1860 war ich 13 Jahre lang und habe alles Mögliche durchlaufen. Das ist ein schwieriger Verein, man weiß das ja. Aber natürlich hängt mein Herz immer noch ein bisschen dran, wenn man so lange dort ist, praktisch in meiner Heimatstadt. Salzburg war natürlich auch ein Top-Klub, ich war sehr gerne dort. Und das Angebot in Hoffenheim war natürlich als Co-Trainer. Aber ich arbeite halt gerne als Trainer, sehe jetzt in St. Pölten eine gute Chance und Möglichkeit, in Österreich sehr gut Fuß zu fassen. Das will ich jetzt nützen."

Schmidt: "Genau das reizt mich"

Dabei lag man bei den ersten Gesprächen noch weit auseinander, deshalb verzögerte sich das Engagement. Im Endeffekt fanden Manager Andreas Blumauer und Schmidt dann doch zusammen.

"Wir waren ja schon einmal nah dran, das war kurz vor den Playoffs. Aber da sind wir einfach noch nicht zusammengekommen, das war sehr kurzfristig. Der Kontakt ist immer aufrechterhalten worden und ich habe halt gemerkt, dass sie unbedingt wollen, dass ich den Trainer mache. Das hat mir schon imponiert", gibt der Neo-Coach zu.

"Ich finde einfach, dass die Mannschaft jung ist und man etwas entwickeln kann. Es sind jetzt nicht Spieler, die sich nicht mehr weiterentwickeln wollen, ganz im Gegenteil. Das ist eine entwicklungsfähige Mannschaft und genau das reizt mich. Deshalb habe ich mich für St. Pölten entschieden."

Das rot-weiß-rote Umfeld und die Bedingungen kennt er ja aus seiner Zeit in Salzburg. In St. Pölten erhofft man sich unter ihm nun aber eine Rückkehr zu den erfolgreichen Zeiten unter Didi Kühbauer, denn zuletzt unter Ranko Popovic ließ man eine an sich erfolgreiche Saison mit dem Erreichen der Top 6 unrühmlich ausklingen.

Eigene Ideen mit St. Pölten umsetzbar

Geht es nach Schmidt will man wieder jenen Faden finden und an die gute Hinrunde anknüpfen. Das Frühjahr mit lediglich einem Sieg in den letzten 15 Bundesliga-Spielen soll so schnell wie möglich aus den Erinnerungen gestrichen werden.

Trotz des mühevollen 2:1-Auftaktsiegs im ÖFB-Cup gegen Gloggnitz zeigte sich Schmidt schon vor dem Pflichtspieldebüt äußerst zufrieden mit der Umsetzung seiner Ideen und dem Engagement seiner neuen Spieler.

"Das Team setzt die Philosophie oder die Spielweise sehr gut um. Es sind ja junge Burschen. Da bin ich schon sehr zufrieden, wie sie im Training arbeiten, auch mit den Trainingsspielen. Wir haben zwar nicht jedes Spiel gewonnen, aber man hat schon gesehen, dass man meine Idee mit der Mannschaft umsetzen kann", schildert der Deutsche.

Dabei wird die Spielweise unter ihm von jener seiner Vorgänger abweichen. Einige Adaptierungen sind geplant, einige Abänderungen bereits getätigt, um nicht nur das Heil in der Defensive zu suchen.

"Wollen den Gegner bearbeiten"

"Wir haben einfach für uns entschlossen, dass wir nicht nur reagieren, sondern den Gegner einfach bearbeiten wollen. So dass der Gegner, wenn er gegen uns spielt, einfach eine hohe Intensität gehen muss. Das ist einfach unser Ziel, dass wir hohes Tempo haben, dass wir gut in den Zweikämpfen sind, dass wir die Räume eng machen und dementsprechend den Gegner bearbeiten", verrät der SKN-Chefbetreuer, wofür sein Stil steht.

Dass das Personal, das er zur Verfügung hat, fast ident ist mit jenem aus dem Vorjahr, hängt natürlich mit der noch immer aufrechten Transfersperre für die Niederösterreicher zusammen.

Transfersperre: "Stehe nicht jeden 2. Tag beim Sportdirektor"

Noch immer steht das Urteil des CAS aus. Acht Wochen sind trotz mehrmaligen Nachfragens bereits vergangenen, ein Urteil gibt es noch immer nicht.

Noch immer befinden sich die "Wölfe" im Ungewissen. Schmidt hielt diese Tatsache aber nicht davon ab, seine Unterschrift unter den Vertrag zu setzen.

"Ich mache mir jetzt nicht jeden Tag Gedanken darüber, weil es ist halt jetzt so, das muss man annehmen. Dementsprechend arbeite ich mit der Mannschaft und bin jetzt nicht jeden zweiten Tag beim Sportdirektor und sage, dass ich Verstärkungen brauche", lacht Schmidt.

Trotzdem gibt er die Hoffnung nicht auf, doch noch im Falle eines positiven Ergebnisses für den SKN tätig zu werden. "So wie es jetzt ist, ist es okay und gut. Natürlich wäre ich einer punktuellen Verstärkung nicht abgeneigt, die würde uns auch gut tun. Aber die Mannschaft hat eine Qualität und darauf können wir auch aufbauen."

Ex-Rapid- und Wacker-Spieler Michael Schimpelsberger trainiert etwa bereits seit Wochen mit, darf aber (noch) nicht verpflichtet werden.

Nicht blauäugig, aber gewappnet

Dass in der aktuellen Situation zweigleisig geplant wird, ist ein offenes Geheimnis, das auch schon Blumauer verriet. Man ist in St. Pölten also gewappnet, sollte die Transferschranke doch noch geöffnet werden.

"Wir haben was im Kopf, aber wie gesagt: Ich gehe jetzt davon aus, dass die Mannschaft so ist, wie ich sie jetzt habe. Ich kann ja nicht blauäugig sein und immer hoffen, dass noch was passiert. Und wenn die Transfersperre fallen würde, sind wir vorbereitet und können dementsprechend reagieren."

Ob damit die Zielsetzung verändert wird? Immer wieder hörte man in den vergangenen Wochen von ambitionierten Zielen, dass die Top 6 in Zukunft öfters erreicht werden sollten. Für Schmidt ist die Erwartungshaltung verständlich, aber er warnt gleichzeitig auch.

"Natürlich, wenn man dann mal Blut geleckt hat und mal in den oberen Playoffs war, dann ist das natürlich ein mittelfristiges Ziel, dass man das immer erreicht. Aber wir müssen einfach auch realistisch bleiben. Wir hatten über 15 Spiele nur einen Sieg und müssen einfach aufpassen, dass man nach einer guten Saison letztes Jahr wieder den Faden findet und in die Spur kommt. Dann glaube ich, kann man mit der Mannschaft was erreichen."

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