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Schweizer Insider: So tickt Rapid-GF Fredy Bickel

Schweizer Insider verrät LAOLA1, was mit Neo-Sportchef Fredy Bickel auf Rapid zukommt.

Schweizer Insider: So tickt Rapid-GF Fredy Bickel

Fredy Bickel also soll beim SK Rapid Wien die Kohlen aus dem Feuer holen.

Über den ehemaligen Radio-Moderator und Journalisten ist bereits einiges bekannt, auch für die Schweizer Medien ist das Engagement in Wien ein gefundenes Fressen.

"Ich denke, er ist eine gute Wahl. Er bringt viel Erfahrung mit. Er weiß, was er will, ist im Umgang angenehm und kann Situationen gut einschätzen", beschreibt Michael Wegmann, stellvertretender Fußball-Chef beim Schweizer "Blick", LAOLA1 den neuen SCR-Sportchef.

Herausforderung bei Rapid ließ Auszeit-Ankündigung vergessen

Bickels unschöner Abgang von den Young Boys Bern im September hat viel Staub aufgewirbelt. Aus der danach prophezeiten Auszeit wurde nichts.

Für Insider Wegmann zeichnete sich der Wechsel nach Österreich schon in der vergangenen Woche ab und kam schlussendlich nicht mehr überraschend. Auch nicht, dass es den Manager nach mehreren Stationen in seinem Heimatland ins Ausland zog.

"Er war schon früher nach seiner Zeit beim FC Zürich, die ja sehr erfolgreich war, mit ausländischen Vereinen in Kontakt. Ich glaube, das war immer ein Ziel von ihm. Das mit der Auszeit war ein bisschen in der ersten großen Enttäuschung, was da bei YB abgelaufen ist. Ganz aufhören war nie das Thema."

Zu sehr dürfte ihn das Abenteuer bei den Grün-Weißen gereizt haben: "Ich freue mich ungemein auf diese neuen Herausforderungen bei einem ebenso traditionsreichen wie mit ambitionierten Zielen ausgestatteten Klub wie dem SK Rapid“, wurde der neue Geschäftsführer Sport in der offiziellen Aussendung zitiert.

Offen, zugänglich und ein Teamplayer

Ab 1. Jänner 2017 ist er offiziell im Amt, bis dahin wird er sich wohl schon einarbeiten. Welche Persönlichkeit und welchen Typ Rapid damit ins Boot holt?

"Er ist sehr offen, sehr zugänglich. Für mich ist er ein Teamspieler, sehr angenehm im Umgang und auch nah bei den Spielern", erklärt Wegmann, der den Weg des als Single lebenden Vaters zweier Töchter in den letzten Jahren nah verfolgt hat.

Bei Bickel soll es sich um einen absoluten Fachmann handeln, der seine Fähigkeiten bei den Grasshoppers, dem FC Zürich und seinem Herzensklub YB Bern unter Beweis gestellt hat.

"Bei Zürich hatte er eine ganz gute Zeit, damals noch mit Lucien Favre, holte drei Meistertitel und den Cupsieg. Eine tolle Mannschaft, die dem FC Basel, der finanziell in einer anderen Liga spielte, Paroli geboten hat. Das war sicher auch zu großem Teil seine Leistung", erzählt der "Blick"-Redakteur.

Zu hohe Zielsetzung und interne Querelen wurden Bickel zum Verhängnis

Dass viele Medien von einem streitbaren Sportchef sprechen, soll vor allem mit seiner im Endeffekt unglücklichen Rückkehr nach Bern zusammenhängen.

Dort scheiterte er an den zu hoch gesteckten Zielen und der fehlenden Rückendeckung im Verein.

"Die Erfolge sind ausgeblieben. Als er gestartet ist, hat er gesagt, das Ziel ist, in drei Jahren einen Titel zu holen, seine Arbeit sei noch nicht fertig. Ich glaube, es war halt diese Ankündigung, an der er auch gemessen wurde. Wenn man so einen Konkurrenten in der Liga wie Basel hat, dann war das wahrscheinlich eine zu große Hürde, um das als Ziel und nicht als Wunsch auszugeben. Dann waren noch interne Spielereien in Bern, da hat es dann nicht mehr so ganz gestimmt und gepasst", begründet Wegmann.

Unter DFB-Berater Urs Siegenthaler, Leiter der YB-Sportkommission, war schnell klar, dass Bickel keine Zukunft hat. Nur wenige Tage nachdem dieser beurlaubt wurde, nahm Siegenthaler selbst seinen Hut, da die "Basis für eine fruchtbare Zusammenarbeit nicht mehr vorhanden" gewesen sei.

Kritik an Bickel "nur die halbe Wahrheit"

Bei Bickels Abschied wurden Einsparungsmaßnahmen genannt, Kritik aufgrund zu teurer Spielereinkäufe wurde laut und im Nachhinein Schmutzwäsche gewaschen. Für Wegmann ist das jedoch "die halbe Wahrheit".

Dass der Kader der Young Boys nicht billig ist, gibt auch er zu. Finanziell reihten sich die Berner vom Kaderwert wohl hinter Basel ein, trotzdem handelte es sich um eine schlagkräftige Truppe, die auch jetzt nach Bickels Abschied zeigt, was in ihr steckt.



Unter anderem finden sich dort Talente wie Denis Zakaria, der bei englischen Top-Klubs auf dem Zettel steht, die dem Verein dank Bickel noch viel Geld einbringen werden.

"Es mag sein, dass ein paar Transfers teuer sind, ein paar Spieler nicht für das Geld verkauft wurden, für das man sie eigentlich gehen lassen wollte. Aber schlussendlich ist die Kritik erst aufgetaucht, als eigentlich schon festgestanden ist, dass man auf einen Neuen setzen will. Ich habe das Gefühl, das die Gründe auch ein bisschen gesucht wurden, weil es doch sehr plötzlich kam in Bern", meint der stellvertretende "Blick"-Sportchef.

Nicht nur Transfers, sondern auch Talente-Entwicklung

Bickel könne auch durchaus ohne Top-Transfers seine Ideen in die Tat umsetzen. Beim FC Zürich war die Philosophie auf die Entwicklung junger Spieler ausgerichtet – was ihn auch bei Rapid erwarten wird.

"Da haben sie sehr viele, gute, junge Spieler herausgebracht, die jetzt zum Großteil im Ausland spielen wie Admir Mehmedi (Leverkusen) oder Ricardo Rodriquez (Wolfsburg). Sie haben in dieser Zeit auch eine tolle Junioren-Abteilung aufgebaut. Ich weiß nicht genau, zu wie viel Prozent Fredy Bickel mitbestimmt hat, aber er hat sicherlich einen großen Anteil", so Wegmann.

Auch in Bern ist man Bickel noch dankbar, holte er doch mit Adi Hütter einen österreichischen Trainer, der derzeit zusammen mit Ex-Sturm-Spieler Thorsten Schick für Furore sorgt. "Ich glaube, Hütter hat auch im Team mit Bickel ganz gut funktioniert, wenn ich das richtig deute, was Hütter nach Bickels Abschied gesagt hat."

Meinungen gibt es bekanntlich immer mehrere, ob bei Fans, in Medien oder der Öffentlichkeit - auch im Fall des neuen Sportchefs. Die einen haben Rapid gewarnt, die anderen die Wiener zu ihrer Wahl beglückwünscht. Welche Einschätzung tatsächlich der Wahrheit nahe kommt, wird sich erst durch seine Arbeit bei den Grün-Weißen zeigen.


Alexander Karper



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