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Salzburg verliert mit Noah Okafor "Mister Champions League"

Seit Samstagabend ist es fix: Noah Okafor wechselt zur AC Milan. Damit kommt den Salzburgern ein Mann für die großen Spiele abhanden.

Salzburg verliert mit Noah Okafor Foto: © GEPA

Bereits am Freitag hatte sich der Wechsel angedeutet, am Samstagabend wurde er schließlich offiziell: Noah Okafor verlässt den FC Red Bull Salzburg und schließt sich AC Milan an. Die Roten Bullen sorgten damit für einen weiteren "Ausrufezeichen-Transfer".

"Mein damaliger Wechsel zum FC Red Bull Salzburg war ein ganz wichtiger Schritt in meiner Karriere und ich kann auf eine wunderschöne Zeit mit vielen Highlights zurückblicken", sagte Okafor zum Abschied.

"Ich hatte dadurch die Chance, auf sehr hohem Niveau zu spielen und mich auch in der Champions League zu bewähren. Dafür bin ich allen im Klub sehr dankbar, ich verlasse Salzburg mit tollen Erinnerungen an einen Topklub", zeigte sich der Schweizer demütig.

Am Ende absolvierte der 23-Jährige 110 Spiele für die Roten Bullen. 34 Tore und 23 Vorlagen gelangen ihm im Salzburg-Dress. Damit scorte Okafor für Österreichs Serienmeister im Durchschnitt in rund jedem zweiten Spiel.

Mit einem schweren Rucksack nach Salzburg gekommen

Dabei war die Anfangszeit beim heimischen Ligakrösus nicht einfach. Der Rechtsfuß wechselte am "Deadline Day" im Jänner 2020 mit großen Vorschusslorbeeren und einer ebenso großen Erwartungshaltung aus seiner Heimat nach Salzburg.

Okafor kam 19-jährig als "SFL Best Youngster 2019" und mit einem 11,2 Millionen Euro schweren Rucksack – so hoch soll die Ablöse für den FC Basel gewesen sein – nach Salzburg. Zwischenzeitlich war der flinke Angreifer der teuerste Neuzugang der Bundesliga-Geschichte.

Die Eingewöhnung in einer neuen Stadt bei einem neuen Klub wurde allerdings durch das Coronavirus sowie Lockdowns erschwert. Darüber hinaus lebte Okafor zum ersten Mal alleine, war von der Familie doch ein paar hundert Kilometer entfernt.

Im ersten Halbjahr schoss Okafor in elf Bundesligaeinsätzen drei Tore. In seiner ersten vollen Saison in Österreich hatte er mit Fieber, dem Coronavirus und muskulären Problemen zu kämpfen. Mit lediglich sechs Treffern in der Saison 2020/21 hinkte er den Erwartungen hinterher.

"Er hat nicht so eingeschlagen, wie wir alle uns das vorgestellt haben", sagte der scheidende Sportdirektor Christoph Freund im Jänner 2021 der "Kronen Zeitung". Es stellte sich die Frage: Haben die Salzburger bei Okafor daneben gegriffen?

Gemacht für die großen Spiele

Mitnichten, wie wir heute wissen. In seiner zweiten ganzen Spielzeit in Salzburg blühte der Schweizer langsam auf. Okafor schoss in der Champions League die ersten Tore. Den Doppelpack gegen den VfL Wolfsburg am 20. Oktober 2021 verewigte er mit einem Tattoo auf seinem Handgelenk.

Zudem fand er mit Karim Adeyemi einen "Best Buddy". Das Duo sollte schließlich Salzburger Fußballgeschichte schreiben. Am letzten Spieltag der CL-Gruppenphase legte der nunmehrige BVB-Stürmer Okafors Treffer zum 1:0 gegen den FC Sevilla auf. Salzburg zog zum ersten Mal ins Achtelfinale der Königsklasse ein.

Schon vor dem historischen Erfolg bewies Okafor, dass er ein Unterschiedsspieler sein kann. In der WM-Qualifikation bereitete der 14-fache Schweizer Teamspieler im November 2021 das 1:0 der "Nati" gegen Italien mustergültig vor. Wenige Tage später besorgte er beim 4:0 gegen Bulgarien den Führungstreffer.

Okafor hätte schon im Sommer 2022 nächsten Schritt machen können. Der Schweizer blieb in Salzburg. Das sollte sich bezahlt machen.

Mit drei Toren ins Glück

Am ersten Spieltag der vergangenen Königsklassen-Saison ließ er die "Rossoneri"-Hintermannschaft alt aussehen.

Der dribbelstarke Offensivspieler wirbelte im Milan-Strafraum herum, setzte seinen künftigen Mitspieler Pierre Kalulu auf den Hosenboden und schoss Salzburg mit 1:0 in Front. Spätestens ab diesem Zeitpunkt dürfte er bei Stefano Pioli einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben.

Doch nicht nur dem Italiener gefielen die Auftritte des Salzburg-Akteurs. Okafor wurde im vergangenen Jahr heiß umworben. In einem Youtube-Video verriet er, dass Newcastle United 38 Millionen Euro für die Dienste des Angreifers geboten haben soll.

Nach dem Glanzauftritt gegen Milan netzte Okafor auch an der Stamford Bridge gegen Chelsea und im Heimspiel gegen Dinamo Zagreb. Aber: Die Konstanz, vor allem in der heimischen Bundesliga, fehlte. Im August und September 2022 traf er in der Liga zwar viermal in Folge, in seiner letzten Saison in Salzburg erzielte der 23-Jährige jedoch "nur" zehn Bundesligatreffer.

Zum Vergleich: Patson Daka kam in seiner letzten vollen Spielzeit in der Mozartstadt auf 27 Ligatreffer. Bei Mergim Berisha waren es 14. Karim Adeyemi war 19-mal erfolgreich.

Okafor heuer jedoch abermals von Verletzungen ausgebremst. Im April dieses Jahres zog er sich mit dem Mittelfußbruch die schwerste zu, weshalb er die Vorbereitung beim FC Red Bull Salzburg verpasste.

Die Chance, es allen zu zeigen

Am Ende wird man die Zeit von Noah Okafor in Salzburg mit gemischten Gefühlen betrachten. Einerseits überzeugte er in der Champions League auf voller Linie, spülte mi seinen Toren wichtige Prämien in die Salzburger Vereinskasse. Mit dem jetzigen Transfer in die Serie A kann der Klub zudem abermals sein Standing als Talentschmiede bestätigen.

Andererseits ließ Okafor Konstanz über mehrere Wochen hinweg missen. Nach guten Spielen folgte nicht selten ein Tief, das einmal kürzer, einmal länger anhielt.

In den letzten Monaten stagnierte die Marktwert-Entwicklung des Stürmers, weshalb die Salzburger mit den kolportierten 13 bis 14 Millionen Euro, die sie für den Wechsel erhielten, durchaus zufrieden sein können. Immerhin sind solche Summen für österreichische Verhältnisse bei weitem nicht selbstverständlich. Und Okafors Vertrag lief auch nur mehr ein Jahr bis 2024.

Mit dem Transfer in die Serie A hat sich der 23-Jährige jedenfalls einen Wunsch erfüllt. Bei einem richtigen Topklub, dem Champions-League-Halbfinalisten der vergangenen Saison, kann er jeden von seinem Talent, das in Salzburg ein klein wenig zu selten aufblitzte, überzeugen. Dass er die große Bühne mag, hat er bereits gezeigt.



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