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Warum Klauß "nicht als RB-Trainer" verstanden werden will

Erstmals Red-Bull-Kolorit bei Rapid! Der Neue weiß um das "Reizthema", will sich darauf aber nicht reduzieren lassen und auch keine anderen Trainer kopieren.

Warum Klauß Foto: © getty

Robert Klauß bringt reichlich Red-Bull-Vergangenheit mit zum SK Rapid: Acht Jahre als Nachwuchstrainer, zwei weitere Spielzeiten als Co-Trainer unter Ralf Rangnick und Julian Nagelsmann bei RB Leipzig.

Allein deswegen markiert die Einsetzung des Deutschen eine Zeitenwende im Westen Wiens. Wo Red Bull immer ein "Reizthema" ist, dessen ist sich der Neuankömmling bewusst.

"Ich kann nachvollziehen, dass Leute mit der Art und Weise, dem System und wie bestimmte Dinge im RB-Kosmos zustande kommen, nicht einverstanden sind", bringt Klauß Verständnis für das Thema entgegen.

Auch bei seiner ersten Cheftrainer-Position in Nürnberg hätten nicht alle "die Arme nach oben geworfen".

Aber der 38-Jährige lässt sich von dieser gewissen "Vorlast" nicht beeindrucken, die auch sicher nicht alle Anhänger entgegenbringen: "Es ist nicht das Kriterium: Wer bei Red Bull gearbeitet hat, ist ein schlechter Mensch. Wichtig wird sein, dass mich die Leute kennenlernen, als Menschen verstehen und nicht als ehemaligen RB-Trainer. Wie tickt der Mensch? Wie tickt der Trainer? Wie ist er persönlich? Was hat er vor? Dann werden die Leute relativ schnell sehen, dass da mehr dahintersteckt."

Nicht mehr nur von der RB-Zeit geprägt

In Leipzig bekam Klauß ausgerechnet von jenen beiden Trainern, die sich am Dienstagabend als Teamchefs Österreichs und Deutschlands nur einige Meter von Rapids Körner-Trainingszentrum gegenüberstehen, natürlich viel für seine Idee von Fußball mit.

Allerdings habe der Neo-Rapid-Trainer in den dreieinhalb Jahren, seit er die Red-Bull-Welt verließ ("im Fußball eine sehr, sehr lange Zeit"), schon genug Zeit gehabt, diese Idee auf ganz eigene Weise weiterzuentwickeln.

Und das bei einem Klub, der speziell in Sachen Umfeld einige Parallelen zu Rapid aufweise: Dem 1. FC Nürnberg.

Eine Auszeit in drei Phasen

Etwas über zwei Jahre stand der 38-Jährige - damit übrigens der jüngste Rapid-Trainer seit Hans Krankl vor 34 Jahren - an der Seitenlinie des "Glubbs". Der in dieser Zeit mit limitierten Mitteln phasenweise auch überperformte. 

Der Trennung im Oktober 2022 folgte auch ein späteres Fazit von Sportchef Dieter Hecking, dass sie vielleicht zu früh geschah.

"Am Besten bin ich dann, wenn ich so authentisch wie möglich bin. Alles von mir zeige, was ich leisten kann, alle Emotionen, dann glauben mir meine Spieler, mein Trainerteam und die Leute im Umfeld."

Es folgte ein Jahr der Auszeit, ehe nun die zweite Aufgabe als Cheftrainer beginnt. 

Sein vergangenes Jahr teilt Klauß in der Nachbetrachtung in drei Phasen ein: Abstand, Weiterbildung und Reflexion.

"Ich habe die erste Phase genutzt, um Abstand vom Fußball zu gewinnen. Ich habe elf Jahre ohne Unterbrechung im Fußball gearbeitet, das ist eine lange Zeit ohne Pause. Dann habe ich viel im In- und Ausland geschaut, viele Gespräche geführt mit Leuten, die mich erlebt haben. Was kann ich besser machen? Wie kann ich besser werden? Wie kann ich vielleicht die Dinge, die ich vermitteln will, besser vermitteln? Ich habe auch geschaut, wie es andere Kollegen machen", blickt er zurück.

Austausch mit Streich und Klopp

Und einige dieser Kollegen tragen prominente Namen.

"Ich habe mich mit Christian Streich vom SC Freiburg ausgetauscht, durfte Einheiten im Trainingslager anschauen. Ich fand es sehr beeindruckend, wie er sein Trainerteam führt, mit welcher Ruhe er agiert, wie die Mannschaft komplett in eine Richtung geht. Da habe ich mir ein paar Sachen abgeguckt und fand das sehr, sehr inspirierend", berichtet Klauß.

Auch mit Jürgen Klopp gab es schon einmal direkten Austausch: "Das war auch sehr beeindruckend. Da ging es darum, wie man eine Mannschaft fühlt, wie man für sie da ist. Das muss aber aus einem selbst herauskommen."

Wie Klauß überhaupt mit eigenem Stil auftreten will. Natürlich geprägt durch die vielen Jahre im Red-Bull-Umfeld, aber zu einer eigenen Handschrift weiterentwickelt. Und nicht zu sehr an anderen Trainern angelehnt.

Alle Rapid-Trainer seit Ernst Dokupil

"Ich finde es unglaublich schwierig, andere Trainer zu kopieren. Am Besten bin ich dann, wenn ich so authentisch wie möglich bin. Alles von mir zeige, was ich leisten kann, alle Emotionen, dann glauben mir meine Spieler, mein Trainerteam und die Leute im Umfeld", weiß der "Neue".

"Trotzdem schaust du dir inhaltlich immer ein paar Dinge ab. Welche Mannschaft macht gerade Sachen gut? Aber ohne zu sagen, dass das Vorbilder sind, einfach nur: Wie agieren die Mannschaften? Wie sehe ich das? Und was kann ich da für mich mitnehmen?"

Das vielleicht wichtigste Learning für Rapid

Vor allem eine Sache habe Klauß in Nürnberg gelernt, die ihm bei Rapid zugute kommen wird: Den Umgang mit der Erwartungshaltung.

"Wie reguliert man die? Und wie formuliert man das? Wir sind (in Nürnberg, Anm.) ja an der eigenen Erwartungshaltung gescheitert. Die war zu hoch formuliert für das, was möglich war. Wir haben den Kader nicht korrekt eingeschätzt. Dann ist es nicht ganz so gut gelaufen. Was die zwei Jahre davor gut war, war im dritten Jahr nicht mehr so gut", rekapituliert er.

Dieses Learning nimmt Klauß nach Hütteldorf mit: "Dass wir einfach ganz klar sind: Was können wir von der Mannschaft erwarten? Was können wir von uns erwarten? Was sind wir in der Lage zu leisten?"

Davon wird sich Klauß nun ein Bild machen. Und Beobachtern wie auch manchem (Vor-)Kritiker selbst eine Möglichkeit liefern, sich von seiner Arbeit einen Eindruck zu verschaffen. Die auch erstmals ein wenig Red-Bull-Prägung bei Grün-Weiß einbringen wird.

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