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Kühbauer nach Derby-Remis: "Waren überall besser"

Der Glaube an den Weihnachtsmann soll hingegen Neuzugänge bescheren.

Rapid ging nach einer deutlichen Ergebnissteigerung in den letzten drei Pflichtspielen als klarer Favorit in das 333. Wiener Derby gegen die Austria. Unter dem Strich bleibt ein 1:1-Remis gegen den Tabellenletzten, das den ersten Teil der Saison beschließt.

"Wenn ich mir die Statistiken anschaue, so habe ich es auch im Spiel gefunden, dass wir eigentlich überall besser waren", resümiert Rapid-Trainer Didi Kühbauer auf der Pressekonferenz nach dem Derby.

"Trotzdem glaube ich, dass uns heute ein bisschen die Genauigkeit gefehlt hat, speziell in der ersten Halbzeit, wo wir sehr viele Bälle unnötig verloren haben. Dann hat die Austria das glückliche 1:0 gemacht. Nach der schönen Aktion zum Ausgleichstreffer waren wir weit besser im Spiel, waren wir die aktivere Mannschaft, ohne die großen Chancen herauszuspielen", so der Burgenländer, der seiner Mannschaft optische Überlegenheit im Spiel attestiert.

"Die, die mich nicht verstehen, sind mir herzlich wurscht"

Die Strapazen der Europacup-Qualifikation in den vergangenen Wochen haben seine Mannschaft empfindlich eingeschränkt, so Kühbauer. "In Anbetracht der letzten Wochen, müssen wir das X nehmen, obwohl ich glaube, dass wir die bessere Mannschaft waren. Aber es war jetzt nicht so, dass wir die Chancen gehabt haben, die wir in den letzten Derbys gehabt haben."

Körperlich ging der eine oder andere Rapidler auf dem Zahnfleisch. Ercan Kara bot gegen den Stadtrivalen eine uncharakteristisch kämpferisch schwache Leistung. Nach 56 Minuten musste er Koya Kitagawa Platz machen, eine Erlösung für den ÖFB-Nationalspieler.

"Wenn ich den Erci heute hernehme, der ein Tier ist, aber der sich heute auf dem seifigen Boden mit seinem Gewicht schwergetan hat", so Kühbauer bei "Sky".

"Wir waren heute nicht so genau, wie wir sein können. Aber wenn ich sage, dass die Spieler Menschen und keine Maschinen sind, wird mich hoffentlich jeder verstehen. Die, die mich nicht verstehen, sind mir herzlich wurscht", erklärt Kühbauer, der nicht nur körperliche Ermüdungserscheinungen erkennt.

"Ich denke, wenn du in 40 Tagen 13 Spiele hast und diese Reisestrapazen, da geht es nicht ausschließlich um das Körperliche, ich rede auch vom Mentalen", so der Rapid-Coach, der gerne noch den Siegtreffer für seine Mannschaft gesehen hätte. Bei der Austria hingegen ortet Kühbauer Zufriedenheit über die Punkteteilung.

"Ich habe den Eindruck gehabt, dass die Austria mit dem Unentschieden zufrieden ist. Sie hatten hintenraus die eine Umschaltmöglichkeit, aber ich glaube, dass wir schon noch versucht haben, auf das zweite Tor zu spielen."

Gartler: Gegentor "deppert"

Rapid-Tormann Paul Gartler hadert mit dem Ergebnis, erkennt im Remis aber durchaus auch Gerechtigkeit. "Ich glaube, das Spiel war sehr zerfahren. Beide Mannschaften haben gut gekämpft. Wir haben viele Kräfte gelassen in den letzten Wochen. Leider für uns ist es nur 1:1 ausgegangen. Insgesamt ist das Ergebnis verdient, wenn man beide Halbzeiten zusammennimmt. Es gab auf beiden Seiten keine absoluten Hochkaräter", so der 24-Jährige, der sich über die Art und Weise, wie das Gegentor gefallen ist, ärgert.

"Das Gurkerl tut sehr weh. Deppert, so in Rückstand zu geraten. Es war für mich schwierig, weil ich nicht weiß, ob ich hinkomme oder nicht. Deppert, dass er durch die Beine geht. Aber wir haben zum Glück schnell das 1:1 gemacht und müssen das X mitnehmen", so Gartler, der nach der Länderspielpause wohl wieder auf der Bank Platz nehmen muss.

Rapids etatmäßige Nummer eins Richard Strebinger, die wegen einer Schulterverletzung zusehen musste, wird nach der spielfreien Zeit wohl wieder einsatzbereit sein.

Nationalspieler fehlen Kühbauer

Obwohl die Länderspielzeit für die Hütteldorfer eine Pause vom Spielbetrieb bedeutet, werden nicht alle Rapidler in den nächsten zwei Wochen ohne Einsatz bleiben.

Neben Akteuren wie Leo Greiml, Jonas Auer oder Lukas Sulzbacher, die bei der U21-Nationalmannschaft sind, wurden die Angreifer Ercan Kara und Taxiarchis Fountas in das ÖFB-Team bzw. in das griechische Nationalteam einberufen.

Für Rapid-Trainer Kühbauer einerseits eine Auszeichnung für das Duo, die ihn freue. Es gebe andererseits aber Nachholbedarf auf dem Trainingsplatz. Während in der ersten Woche der Länderspielpause regeneriert werden würde, könne man in der zweiten Woche aktiv Trainigsarbeit leisten.

"In der zweiten Woche kannst du Dinge tun, die wir jetzt gar nicht tun konnten. Wir waren jetzt nur im Regenerationsmodus", beklagt Kühbauer. "Wenn wir nur im Regenerationsmodus sind, geht nur Vorbereitung auf den nächsten Gegner und dann war es das wieder. Wir müssen das so akzeptieren wie es ist."

Kühbauers Glaube an den Weihnachtsmann

Ein wie von Kühbauer gewünschter breiterer Kader könnte Abhilfe schaffen. Auch im Spiel hätte der 50-Jährige mehr Gestaltungsmöglichkeiten.

"Offensiv war es so, dass wir niemanden mehr bringen konnten. Ich war am Limit, weil ich keinen Offensivspieler mehr gehabt habe. Ich habe alles eingetauscht, was ich habe und ich habe nicht mehr zur Verfügung gehabt", lamentiert Kühbauer.

Eine Vergrößerung des Kaders würde Kühbauer begrüßen, da die Belastung nach der Länderspiel-Pause nicht schlagartig weniger wird. Im Gegenteil: Durch die Qualifikation für die Europa-League-Gruppenphase kommen im Jahr 2021 sechs Spiele hinzu, die die meisten anderen Bundesliga-Teams nicht haben.

"Hintenraus ist die Verletzungsgefahr weitaus größer als jetzt. Deswegen brauchen wir einen breiteren Kader. Das wäre ganz gut, ich hätte nichts dagegen", so der Rapid-Trainer.

Auf die Frage, ob der Burgenländer auch daran glaube, Verstärkungen zu bekommen, antwortet dieser: "Ich glaube auch an den Weihnachtsmann. Der Weihnachtsmann bringt mir auch immer was, deshalb bin ich überzeugt, dass wir etwas bekommen."

Ob Kühbauer dafür auch brav genug war, steht auf einem anderen Blatt. Der Rapid-Trainer hat gegen die Austria seine dritte Gelbe Karte im sechsten Spiel gesehen, damit hält er Schritt mit den größten Gelb-Sündern der Liga, die ebenfalls bei drei Verwarnungen halten.

Aber am Ende entscheidet nicht ein rotunder Mann mit weißem Bart über etwaige Verstärkungen für Rapid sondern Geschäftsführer Sport Zoran Barisic. Vielleicht beschenkt dieser seinen Cheftrainer ja reicher als es dessen Betragen vorsehen würde.

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