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Barisic: "Stürmer nicht Transfer-Ziel Nummer 1"

Rapid-Sportchef erläutert Status quo, lobt Youngster und behält Pokerface.

Eines muss man Zoran Barisic lassen.

Der 49-jährige Wiener hat schnell in seine neue Rolle beim SK Rapid hineingefunden. Die von Vorgänger Fredy Bickel offen zugegebenen Fehler, versucht der frühere Trainer von Anfang an nicht zu machen.

Nämlich als Sportdirektor zu viel über Transferpläne rauszulassen bzw. Namen zu kommentieren. Trotzdem gibt der vereinsintern Verantwortliche für Wechsel ein kurzes Update.

Und überrascht gegenüber LAOLA1 mit der Aussage: "Ein Stürmer ist nicht unser Transferziel Nummer 1!"

Stürmer nicht Ziel Nummer 1: Realität oder Transfertaktik?

Dies mutet aufgrund der aktuellen Kadersituation doch interessant an, denn nominell steht aktuell mit Aliou Badji nur ein einziger richtiger Stürmer im Kader.

Nach Deni Alar ließ man auch Andrija Pavlovic leihweise ziehen und steht nach außen hin vor einer Baustelle. Intern sieht man die Situation scheinbar aber nicht so bedenklich.

"Wir haben andere Möglichkeiten mit Schobesberger, Arase, wir haben auch Taxi Fountas geholt, der auf allen Offensivpositionen spielen kann. Der hat sich auch gleich die Nummer 9 genommen, das gefällt mir. Der braucht natürlich ein bisschen Zeit nach seiner Verletzung", kommentiert Barisic.

Eine realistische Einschätzung oder nur Transfer-Taktik? Das wird sich weisen. Schließlich sind die Genannten nur mögliche Varianten, als großgewachsener, kopfballstarker Zielspieler steht aber nur Badji zur Verfügung.

Björn Johnsen? "Davon höre ich das erste Mal"

Deshalb wurde angenommen, dass Rapid auf jeden Fall aktiv wird. Zuletzt tauchte plötzlich der Name Björn Johnsen im Zusammenhang mit den Hütteldorfern auf.

Laut Ex-Krone-Journalist Peter Linden soll der Angreifer vom AZ Alkmaar den Hütteldorfern angeboten worden sein. Der 27-jährige, 13-fache norwegische Teamspieler mit 1,95 Metern Gardemaß, erzielte in 56 Spielen in der Eredivisie 25 Tore, im vergangenen Jahr aber nur mehr sechs Treffer.

LAOLA1 konfrontierte Barisic mit diesem Namen, doch dieser wahrte das Pokerface und will nichts davon wissen: "Wahrscheinlich wisst ihr Medienvertreter viel mehr als ich. Ist das irgendein Stürmer, der euch angeboten wurde? Nein? Okay. Davon höre ich jetzt auch das erste Mal. Sehr interessant, was immer wieder in den Medien geschrieben wird und manchmal auch sehr amüsant."

Da Trainer Didi Kühbauer derzeit weiter an seinem 3-5-2-System feilt, wäre es jedoch schon sehr überraschend, wenn kein Stürmer mehr kommen sollte.

Auch für 3-5-2 war Alar kein Thema

Ebenfalls interessant: Ausgerechnet jetzt wird ein System mit zwei Stürmern einstudiert - eine Variante, in der Alar meist erst so richtig seine Stärken zeigen konnte, wie etwa bei Sturm Graz als zweite Spitze oder hinter der Solospitze.

Dies hat man dem Steirer aber scheinbar nicht zugetraut: "Deni Alar ist jetzt bei Levski Sofia für ein Jahr, kann sich dort unter Beweis stellen, spielt auch international. Er hat dort die Möglichkeit, wieder in Form zu kommen, viele Spiele zu absolvieren, auch seine Torgefährlichkeit unter Beweis zu stellen, was wir natürlich auch alle hoffen."

Sollte das der Fall sein, können die Bulgaren allerdings eine Kaufoption ziehen und Rapid würde vom neu gewonnenen Selbstvertrauen nicht profitieren.

Auch wenn wieder einmal die Ausdünnung des Kaders im Vordergrund stand - auch aufgrund der Europacup-freien Saison -, will Barisic Transfers dann aber doch nicht ganz ausschließen.

"Es wird wahrscheinlich noch etwas passieren"

"Im Großen und Ganzen steht der Kader, aber es wird wahrscheinlich, ohne etwas hinauszuposaunen, noch etwas passieren", gibt der sportliche Leiter dann doch noch zu.

Die neuen Aufgaben stellen für Barisic eine Herausforderung da. Dieser meint, dass man zwar gestresst ist in dieser Phase, aber dies nicht zeigen darf.

"Bolingoli ist eigentlich ein Vorzeige-Beispiel"

Mit Boli Bolingoli gibt es bereits einen namhaften Abgang, der Geld in die Kassen spülte. Auf der Außenposition werden sich die Grün-Weißen nun auch nach Alternativen umsehen müssen.

"Keinen Spieler kann man 1:1 ersetzen. Bolingoli war ein sehr wichtiger Spieler für unseren Klub. In den letzten zwei Jahren hat er sich fantastisch weiterentwickelt und ist eigentlich ein Vorzeige-Beispiel dafür, dass man sich bei Rapid sehr gut weiterentwickeln kann und das eine oder andere Mal auch den nächsten Step in die richtige Richtung gehen kann."

Kompensationen, Zugänge und Abgänge jeden Tag Thema

Diese Entwicklung haben bei Rapid auch zweifelsohne Spieler wie Thomas Murg, Richard Strebinger, Stefan Schwab oder Mert Müldür durchgemacht.

Sie sind auch jene Spieler, die nun am öftesten mit einem Sommer-Transfer in Verbindung gebracht werden. Angst hat der Sportchef keine, aber trotzdem müssen Vorkehrungen für den Fall der Fälle getroffen werden.

"Wir wissen, dass das Transferfenster bis zum 2. September geöffnet ist. Von daher kann natürlich alles passieren. Wir reden jeden Tag über den Kader, den wir im Moment haben. Wir reden jeden Tag darüber, was passiert – auch über mögliche Interessenten und Abgänge, aber natürlich auch über mögliche Kompensationen und Zugänge. Das Thema wird uns in der nächsten Zeit auch nicht auslassen", weiß Barisic.

Die Augen werden offen gehalten, geredet wird aber nicht so gerne darüber, um sich nicht die eine oder andere Möglichkeit zu verbauen.

Bühne für Youngster, aber "nicht in den Himmel loben"

Das neue Motto lautet: Lasst die Öffentlichkeit reden, wir reden intern. So ist zumindest der Plan, wenn man Barisic Glauben schenken darf.

"In der Öffentlichkeit ist die Erwartungshaltung natürlich sehr groß, was neue Transfers betrifft. Da werden immer wieder neue Spieler verlangt."

Neben Fountas und Thorsten Schick kommen die bisherigen Neuzugänge aber aus dem eigenen Nachwuchs. Leo Greiml, Nicholas Wunsch und Kelvin Arase sind nah am Team dran, bekamen in der Vorbereitung viel Spielzeit und dürften ihre Chancen unter Kühbauer bekommen.

"Auch Müldür zählt für mich zu den Jungen, auch wenn er jetzt schon einiges an Erfahrung mitbekommen hat. Die Jungen haben sich sehr gut integriert und nicht nur gut trainiert, sondern man sieht auch die Entwicklungsschritte in jedem Training. Sie verbessern sich und das ist auch gut so – ohne sie jetzt in den Himmel loben zu wollen. Die Bühne haben sie, die Bühne bekommen sie auch immer wieder – aber performen müssen sie schon selbst", so der als Talente-Förderer bekannte Sportdirektor.

Das eine oder andere wird aber voraussichtlich noch passieren - dem ist sich auch Barisic bewusst. Dabei können zum jetzigen Zeitpunkt weder Abgänge noch neue Gesichter ausgeschlossen werden.

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